Die NASA-Sonde Mars Odyssey hat sich Mitte der letzten Woche in einen Sicherheitsmodus versetzt und alle wissenschaftlichen Untersuchungen und Datenübertragungen vorübergehend eingestellt. Die Techniker am Jet Propulsion Laboratory konnten den Fehler mittlerweile identifizieren und erwarten, den Regelbetrieb noch in dieser Woche wieder aufnehmen zu können.
Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: NASA. Vertont von Peter Rittinger.
Wie das Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA in Pasadena/USA gestern bekanntgab, hat sich der von der amerikanischen Weltraumbehörde NASA betriebene Mars-Orbiter Mars Odyssey bereits am 14. Juli 2010 automatisch in einen Sicherheitsmodus versetzt. Ausführliche Analysen der für die Kontrolle des Orbiters zuständigen Techniker ergaben, dass das Versetzen in den Sicherheitsmodus eine folgerichtige Reaktion der Sonde auf ein unerwartetes Verhalten eines elektronischen Encoders war.
Dieser Encoder steuert die Bewegung einer Aufhängung, welche für die korrekte Ausrichtung der Solarzellen-Module der Sonde verantwortlich ist. Mars Odyssey nutzt zur Zeit ein Ersatzsystem und das Techniker-Team am JPL konnte keine Hinweise darauf finden, dass ein mechanischer Defekt vorliegt.
Bereits am 16. Juli wurden daraufhin erste Schritte eingeleitet, um die Raumsonde wieder in den regulären Betriebsmodus zu versetzen. Inzwischen erfolgt die Kommunikation mit dem Orbiter wieder über dessen Hochleistungsantenne, nachdem Mars Odyssey direkt nach dem Beginn des „Safe Mode“ zunächst nur mittels einer schwächeren LGA-Antenne mit der Erde kommuniziert hatte.
„Wir erwarten, dass wir noch im Laufe dieser Woche wieder vollkommen einsatzbereit sein werden“, so Phil Varghese, der für Mars Odyssey verantwortliche Projektmanager des JPL.
Die am 7. April 2001 gestartete Sonde befindet sich seit dem 24. Oktober 2001 in einer Umlaufbahn um den Mars. Im Rahmen der im Februar 2002 begonnenen Hauptphase der Mission wurde unter anderem eine globale Karte der Verteilung der chemischen Elemente auf der Marsoberfläche erstellt. Weitere Missionsschwerpunkte sind die Messung der kosmischen Strahlung im niedrigen Marsorbit und die Erfassung der Verteilung von Wassereisvorkommen in der oberen Bodenschicht des Mars. Des Weiteren stellt Mars Odyssey eine wichtige Relaisstation für den Transfer von Daten und Kommandosequenzen von und zu dem auf der Marsoberfläche aktiven NASA-Rover Opportunity dar.
Während sich die Sonde im Sicherheitsmodus befindet, sind keine wissenschaftlichen Untersuchungen möglich und Mars Odyssey kann auch nicht als Relaisstation genutzt werden. Deshalb ist der Marsrover gegenwärtig darauf angewiesen, die tägliche Kommunikation mit seinem in Pasadena/USA befindlichen Kontrollzentrum ohne die Unterstützung einer Funkrelaisstation ausschließlich auf direktem Weg durchzuführen.
Allerdings wird die zu übertragende Datenmenge bei einer ausschließlichen Direktkommunikation auf weniger als ein Zehntel reduziert. Dies hat zur Folge, dass die täglichen Aktivitäten des Rovers vorerst eingeschränkt werden mussten. Auch eine Weiterfahrt in Richtung Endeavour-Krater, dem nächsten Ziel von Opportunity, war aus diesem Grund in der letzten Woche nicht möglich.
Aufgrund des immer noch sehr guten technischen Zustandes der Sonde wurde die Mission von Mars Odyssey von der NASA bisher drei Mal verlängert, zuletzt bis zum September 2010.
Update: Laut einer Meldung des JPL wurde der Sicherheitsmodus von Mars Odyssey am 23. Juli 2010 beendet und der normale wissenschaftliche Betrieb konnte wieder aufgenommen werden. Die wissenschaftlichen Instrumente des Orbiters, eine Kamera und zwei Spektrometer, arbeiten seitdem fehlerfrei. Mittlerweile wird Mars Odyssey auch wieder als Kommunikationsrelais zwischen dem Marsrover Opportunity und dessen Kontrollzentrum eingesetzt.
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