Wie das Jet Propulsion Laboratory (JPL) Anfang der Woche in einer Pressemitteilung bekannt gab, hat sich nun auch der zweite Marsorbiter der NASA, die Sonde Mars Odyssey, in einen Sicherheitsmodus geschaltet.
Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: JPL, Wikipedia, New Scientist. Vertont von Peter Rittinger.
Der Marsorbiter „Mars Odyssey“ hat sich am 28. November 2009 selbstständig in den so genannten Sicherheitsmodus, einen Zustand eingeschränkter Aktivität, versetzt. Hierbei wurden die wissenschaftlichen Instrumente an Bord der Sonde automatisch deaktiviert, sodass lediglich die wichtigsten Systeme weiterhin in Betrieb sind. Nach ersten Analysen war ein unverhofft auftretender Fehler im Speicher des Bordcomputers für dieses Ereignis verantwortlich. Über den Auslöser des Fehlers ist bisher nichts bekannt. Allerdings, so das JPL, weist das Ereignis gewisse Parallelen zu einem vergleichbaren Ereignis auf, welches sich bereits am 4. Juni 2008 ereignete.
Über das Wochenende konnte die Kommunikation mit Mars Odyssey aufrecht erhalten werden und die übermittelten Telemetriedaten zeigten für den Energiehaushalt und die Temperatur im Inneren des Orbiters normale Werte an. Das für den Betrieb von Mars Odyssey verantwortliche Team arbeitet derzeit daran, die Sonde wieder in den normalen wissenschaftlichen Betrieb zu versetzen.
„Die aktuelle Funktionsstörung verursachte eine Art ‚Einfrieren‘ des Bordcomputers“, so der beteiligte Projektwissenschaftler Jeffrey Plaut. Im Laufe der Mission haben sich vergleichbare Fehlfunktionen bereits öfter ereignet und sie stellten bisher keine ernsthafte Bedrohung für Mars Odyssey dar. „Diese Art von Ereignissen ist uns geläufig. Wir haben eine bekannte und bereits getestete Vorgehensweise um zum normalen Operationsablauf zurückzukehren“, so Projekt-Manager Philip Varghese vom JPL.
Als erster Schritt in diese Richtung wurde am Montag ein Neustart des Bordcomputers durchgeführt. Die anschließend von der Sonde empfangenen Daten zeigten an, dass dieser Neustart erfolgreich verlaufen ist. Die Lageregelung von Mars Odyssey funktioniert planmäßig und die Instrumente der Sonde sind wie vorgesehen auf den Mars ausgerichtet. Allerdings werden noch mehrere Tage vergehen, bevor der reguläre wissenschaftliche Betrieb wieder aufgenommen werden kann. Laut Jeffrey Plaut erwartet man, dass dies bis zum Ende der Woche geschehen wird.
Die am 7. April 2001 gestartete Sonde befindet sich seit dem 24. Oktober 2001 in einer Umlaufbahn um den Mars. Im Rahmen der im Februar 2002 begonnenen Hauptphase der Mission wurde unter anderem eine globale Karte der Verteilung der chemischen Elemente auf der Marsoberfläche erstellt. Weitere Missionsschwerpunkte sind die Messung der kosmischen Strahlung im niedrigen Marsorbit und die Erfassung der Verteilung von Wassereisvorkommen in der oberen Bodenschicht des Mars.
Des weiteren stellt Mars Odyssey eine wichtige Relaisstation für den Transfer von Daten und Kommandosequenzen von und zu den beiden auf der Marsoberfläche aktiven NASA-Rovern Spirit und Opportunity dar. Da sich momentan auch der zweite aktive Mars-Orbiter der NASA, der Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) in einem Sicherheitsmodus befindet (Raumfahrer.net berichtete), sind die beiden Marsrover bis auf weiteres darauf angewiesen, die tägliche Kommunikation mit ihrem Kontrollzentrum ohne die Unterstützung einer orbitalen Funkrelaisstation durchzuführen. Allerdings wird die zu übertragende Datenmenge bei einer ausschließlichen Direktkommunikation um mehr als das Zehnfache reduziert. Dies wiederum hat laut John Callas, dem Projekt-Manager der beiden Marsrover, zur Folge, dass die täglichen Aktivitäten der Rover vorerst eingeschränkt werden müssen.
Aufgrund des immer noch sehr guten technischen Zustandes der Sonde wurde die Mission von Mars Odyssey von der NASA bisher drei Mal verlängert, zuletzt bis zum September 2010.
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