Mars: Mehr als 200 neue Einschlagskrater pro Jahr

Aktuelle Auswertungen der Daten der Raumsonde Mars Reconnaissance Orbiter führen zu dem Schluss, dass auf dem Mars aufgrund von Asteroideneinschlägen pro Jahr mehr als 200 neue Impaktkrater mit Durchmessern von mehr als 3,9 Metern entstehen.

Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: JPL, University of Arizona.

NASA, JPL, University of Arizona
Auf dieser Aufnahme der HiRISE-Kamera sind fünf erst kürzlich entstandene Marskrater erkennbar.
(Bild: NASA, JPL-Caltech, University of Arizona)

Bereits seit dem März 2006 umkreist die von der US-amerikanischen Weltraumbehörde NASA betriebene Raumsonde Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) den Mars und liefert seitdem fast täglich neue und immer wieder faszinierende Detailaufnahmen von der Oberfläche und der Atmosphäre unseres äußeren Nachbarplaneten.

Die wissenschaftliche Hauptkamera an Bord des MRO, die von der University of Arizona betriebene HiRISE-Kamera, erreicht dabei mit ihren Aufnahmen eine Auflösung der Planetenoberfläche von bis zu 25 Zentimetern pro Pixel. Eine zweite Kamera an Bord des Orbiters, die CTX-Kamera, erreicht zwar lediglich eine Auflösung von etwa sechs Metern pro Pixel. Durch das bei den CTX-Aufnahmen erreichte größere Gesichtsfeld kann das durch die HiRISE abgebildete Gebiet dabei jedoch in einen räumlich weiter ausgedehnten Kontext versetzt werden.
Im Rahmen ihrer Aktivitäten bilden diese beiden Kameras auch immer wieder regelmäßig die gleichen Abschnitte der Marsoberfläche ab und erfassen dabei Veränderungen, welche sich dort erst in jüngster Vergangenheit ergeben haben. Durch den Vergleich mit älteren Aufnahmen konnten dabei während der letzten Jahre auf aktuelleren Abbildungen der Marsoberfläche definitiv 248 erst kürzlich entstandene Impaktkrater nachgewiesen werden.

Eine auf dieser Zahl basierende Hochrechnung, welche sich auf die gesamte Marsoberfläche bezieht, führte jetzt zu dem Schluss, dass pro Jahr mehr als 200 kleinere Asteroiden oder Kometenfragmente auf dem Mars einschlagen und dabei Krater mit einem Durchmesser von mehr als 3,9 Metern Durchmesser erzeugen. Die hierfür verantwortlichen Objekte verfügen vor dem Eintritt in die Marsatmosphäre typischerweise über Durchmesser von lediglich ein bis zwei Metern.

NASA, JPL-Caltech, Malin Space Science Systems, University of Arizona
In den beiden oberen, durch die CTX-Kamera des MRO erstellten Aufnahmen zeigen sich deutliche Veränderungen auf der Marsoberfläche. Weiterführende Beobachtungen durch die HiRISE-Kamera offenbaren in diesem Bereich eine zwischenzeitlich entstandene Formation von mehreren Impaktkratern. Während des Durchquerens der Marsatmosphäre verbrach der verursachende Asteroid in mehrere Einzelteile, welche dann innerhalb einer eng begrenzten Region niedergingen. Hierbei bildete sich der auf diesen Aufnahmen erkennbare „Krater-Cluster“.
(Bild: NASA, JPL-Caltech, Malin Space Science Systems, University of Arizona)

Vergleichbar große Objekte, welche auch regelmäßig in die Erdatmosphäre eintreten, zerbrechen und „verglühen“ noch innerhalb der Lufthülle unseres Heimatplaneten, bevor sie die Erdoberfläche erreichen können. Hierbei liefern sie den Betrachtern jedoch ein faszinierendes Spektakel und werden allgemein als Boliden oder „Feuerkugeln“ bezeichnet. Aufgrund der im Vergleich zur Erdatmosphäre deutlich dünneren Atmosphäre, welche den Mars umgibt, erreichen solche „kosmischen Trümmerstücke“ die Marsoberfläche jedoch nahezu unbeschadet und verursachen bei ihrem Einschlag entsprechend große Impaktkrater.

„Es ist aufregend, diese neu entstandenen Krater unmittelbar nach ihrer Bildung aufzuspüren“, so Ingrid Daubar von der University of Arizona. „Dies verdeutlicht uns, dass der Mars ein aktiver Planet ist – und wir sind in der Lage, die dabei ablaufenden Prozesse zu verfolgen und zu studieren.“

Laut den an der Studie beteiligten Wissenschaftlern entsteht pro Jahr im Durchschnitt ein Einschlagskrater mit einem Durchmesser von mindestens 3,9 Metern auf einer Fläche, welche in etwa über eine Ausdehnung von rund 700.000 Quadratkilometern – dies entspricht in etwa der Größe des US-Bundesstaates Texas – verfügt. Frühere Schätzungen gingen dagegen noch von einer etwa drei bis zehn mal größeren Impaktrate aus.

„Der Mars verfügt jetzt über die am besten bekannte Kraterentstehungsrate innerhalb unseres Sonnensystems“, so Alfred McEwen von der University of Arizona, der Principal Investigator (PI) der Mars Reconnaissance Orbiter-Mission.
„Durch die lang anhaltende Dauer dieser Mission ergibt sich für uns die wunderbare Möglichkeit, die gegenwärtig erfolgenden Veränderungen auf dem Mars direkt zu verfolgen“, ergänzt Leslie Tamppari vom Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena/Kalifornien, die stellvertretende Projektwissenschaftlerin der Mission.

Einige Beispiele für erst kürzlich erfolgte Impakte auf dem Mars finden Sie hier. Neben diesen Aufnahmen der HiRISE-Kamera sind derzeit auf den Internetseiten der University of Arizona mehr als 28.700 weitere HiRISE-Aufnahmen einsehbar.

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