Mars Express: Freud und Leid

Die Systeme der Raumsonde haben den Start gut überstanden, allerdings steht Mars Express wegen einer fehlerhaften Kabelverbindung nur etwa 70 Prozent der von den Solarzellen produzierten Energie zur Verfügung.

Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: ESA.

Mars Express im Orbit um den Roten Planeten.
(Grafik: ESA)

Die so genannte Kommissionierungsphase, in der alle Instrumente und Systeme der Raumsonde überprüft worden sind, begann drei Wochen nach dem Start von Mars Express am 2. Juni und wird ihren Abschluss mit der Überprüfung des mitgeführten Mars-Landers Beagle 2 am 4. und 5. Juli finden. In den letzten Tagen sind alle wissenschaftlichen Instrumente an Bord des Orbiters eingeschaltet und überprüft worden. Erfreulicherweise hat die aus sechs Instrumenten bestehende Nutzlast den rauhen Startvorgang offensichtlich gut überstanden.

Auch die in der letzten Woche gemeldete Anomalie eines Teils des Massenspeichers von Mars Express, der zur Zwischenspeicherung von wissenschaftlichen Daten und Aufnahmen vor dem Versand zur Erde dienen soll, trat bei weiteren Tests nicht mehr auf. Hierzu wurden im so genannten Solid State Mass Memory (SSMM) der Raumsonde Daten aller wissenschaftlichen Instrumente, die in den letzten Tagen getestet worden sind, kurzzeitig gespeichert und anschließend von der Bodenstation erfolgreich und ohne das erneute Auftreten von Fehlern abgerufen.

Neben den wissenschaftlichen Instrumenten wurden ebenfalls verschiedene Systeme von Mars Express überprüft. Auch diese Tests sind größtenteils erfolgreich verlaufen, allerdings ist dabei ein Problem im Bereich des Energieversorgungssystems zutage getreten. Aufgrund einer fehlerhaften Verbindung zwischen den Solarpaneelen und dem Energieversorgungssystem kann nur 70 Prozent der von den Solarzellen erzeugten Energie genutzt werden.

Während der Reise zum Mars und beim Eintritt in den Mars-Orbit ist diese Minderversorgung noch nicht von Belang. Das ändert sich allerdings, sobald die wissenschaftliche Phase der Mission beginnt, da sich ab diesem Moment durch die Aktivierung der wissenschaftlichen Messinstrumente und Kameras der Energiebedarf des Orbiters erhöht. Nach einer Analyse der Auswirkungen dieses Fehlers gehen die Missionsspezialisten ESA-Angaben zufolge allerdings davon aus, dass die wissenschaftliche Beobachtungsphase der Mars Express-Mission dennoch zum größten Teil wie vorgesehen durchgeführt werden kann. Allerdings wird es wahrscheinlich notwendig sein, für einzelne kurze Zeiträume den Einsatz der wissenschaftlichen Instrumente neu zu planen, um den Energiebedarf an die zur Verfügung stehende elektrische Leistung anzupassen.
Am Ende dieser Woche wird es für das Team von Professor Pillinger aus Großbritannien noch einmal spannend, wenn der britische Mars-Lander Beagle 2 am 4. und 5. Juli zum ersten Mal nach dem Start während der System- und Instrumententests aktiviert wird. Erst dann wissen auch die Mitglieder des Beagle 2-Teams, ob der Lander die Belastungen des Starts gut verkraftet hat.
„Insgesamt“, so fasst Rudolf Schmidt, Projektleiter von Mars Express die Situation zusammen, „befindet sich die Raumsonde in einer guten Verfassung. Wir lernen einfach gerade ihre Persönlichkeit kennen.“ Dann kann man nur hoffen, um im Bild zu bleiben, dass Mars Express keine weiteren Marotten entwickelt.

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