Die europäische Raumsonde Mars Express hat den Großteil der interplanetaren Reise von der Erde zum Mars trotz heftigster Sonnenstürme gut hinter sich gebracht und wird demnächst erste Aufnahmen des Reiseziels machen.
Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: ESA.
Die außerordentlich schweren „Sonnenstürme“ Ende Oktober und Anfang November sind zwar auch an Bord von Mars Express nicht unbemerkt geblieben (Raumfahrer.net berichtete), aber zur Erleichterung der Missionsspezialisten sind keine Systeme der Raumsonde durch diese Ereignisse dauerhaft in Mitleidenschaft gezogen worden.
Mittlerweile ist das Haupttriebwerk erfolgreich kalibriert worden. Beim Eintritt der Raumsonde in eine Marsumlaufbahn am 25. Dezember wird es die Hauptrolle spielen, denn erst durch die Zündung des Haupttriebwerks wird sich die Geschwindigkeit von Mars Express soweit reduzieren, dass die Schwerkraft des Mondes den Orbiter „einfangen“ und in eine Umlaufbahn zwingen kann.
Die Vorbereitungen und Simulationen für die Abtrennung des britischen Landers Beagle 2 sowie den Eintritt in den Mars-Orbit sind in die entscheidende Phase eingetreten. Mars Express hat nach der letzten Kurskorrektur am 10. November die erforderliche Flugbahn eingeschlagen, um Beagle 2 am 19. Dezember auf seinen ungesteuerten Flug Richtung Mars-Landung zu entlassen; der Mars-Lander wird am 25. Dezember in einer Ebene namens Isidis Planitia nach einem furiosen Sturz durch die dünne Marsatmosphäre von einem Fallschirm und Airbags gebremst auftreffen – nur wenige Stunden später wird Mars Express in eine Umlaufbahn um den Roten Planeten einschwenken, wenn alles gut geht.
Einige ursprünglich noch vor der Ankunft beim Mars geplante Instrumentenüberprüfungen sind auf die Zeit danach verschoben worden. Für den 1. Dezember sind optische und spektroskopische Aufnahmen des Mars geplant, die eventuell bereits am 3. Dezember veröffentlicht werden. Dabei wird unter anderem auch die in Deutschland entwickelte hochauflösende Stereo-Kamera HRSC zum Einsatz kommen.
Vor kurzem ist Beagle 2 ein letztes Mal überprüft worden, ohne das dabei Probleme festgestellt worden wären. Ebenfalls in diesem Monat ist ein letztes Software-Update des Landers abgeschlossen worden. Zur Zeit werden noch die letzten Aktivitäten für die ersten Tagen nach der Landung festgelegt; unter anderem wird Mars Express versuchen, den Lander in den ersten Wochen nach der Ankunft mit Hilfe der HRSC-Kamera auf der Marsoberfläche zu lokalisieren, wie der leitende Wissenschaftler Prof. Gerhard Neukum im Gespräch mit Raumfahrer.net mitteilte.
Zur Zeit ist Mars Express noch rund sechs Millionen Kilometer vom Mars entfernt. Über den weiteren Verlauf der Mission werden wir Sie auf unserer Mars Express-Sonderseite auf dem Laufenden halten.