Nach neuesten Informationen wusste die NASA über mehrere potentielle Fehlerquellen am Space Shuttle bescheid – und tat nichts.
Ein Beitrag von Felix Korsch. Quelle: wesh.com.
Nachdem vor einigen Tagen das CAIB (Columbia Investigation Board), also das mit den Ermittlungen im Unglücksfall der Raumfähre Columbia beauftragten Gremium, am Space Shuttle eine weitere potentielle Unglücksursache ausmachen konnte, scheint es nun so, als seien diese und weitere potentielle Fehlerquellen der NASA lange Zeit vor dem Tod der sieben Columbia-Raumfahrer, die am 1. Februar dieses Jahres ihr Leben auf tragische Weise verloren, bekannt gewesen. Erst vor einigen Tagen, am vergangenen Donnerstag, sprach das CAIB von zwei großen Verankerungen, mit denen die beiden Feststoff-Booster des Shuttles mit dem externen Tank verbunden sind. Diese Stahl-Verankerungen werden in einer gewissen Höhe mit Hilfe spezieller Sprengbolzen abgelöst, um die beiden ausgebrannten Booster abwerfen zu können. Die beiden Niete werden dabei von einem Auffangmechanismus festgehalten – doch eben dies sei laut CAIB extrem fehleranfällig, immerhin wiegt jede Stahlniet rund 18 Kilogramm. Ein Aufschlag dieser auf der Außenhaut des Shuttle-Orbiters oder dem externen Tank hätte eine fatale Wirkung.
Auch wenn dieser potentielle Fehler ausdrücklich nicht im Zusammenhang mit der Columbia-Katastrophe steht, so geht von ihm doch eine andauernde Gefahr für jeden Shuttle-Start aus. Die Firma Hi-Shear Technology Corp., einst Hersteller der Verankerungen, wies die NASA bereits vor gut einem Jahr auf mögliche Sicherheitsmängel ihrer neuen Systeme hin. Elf Monate vor dem Unglück selbst wurde sogar ein Brief an den US-Kongress verfasst, in dem ausdrücklich vor einer weiteren Shuttle-Katastrophe gewarnt wird. Die Unglücks-Mission STS-107 wurde schließlich zum ersten Flug, auf dem der neue Mechanismus Verwendung fand, der nun auch ins Feld der Ermittler geriet. Laut CAIB wurde das neu eingeführte System allerdings nie ausreichend getestet und könnte z.B. den Flügel des Shuttles beschädigen, wie es beim Start der Columbia durch ein Stück Schaumstoff geschah. Der Aufschlag einer oder zweier 18 Kilogramm schwerer Metalltrümmer könnte das Shuttle bereits beim Aufstieg komplett in Stücke reißen.
Die NASA reagierte auf die besorgten Hinweise nicht, der Brief an den Kongress blieb unbeantwortet und die neuen Systeme ungetestet. Solche Vorwürfe musste sich die NASA in letzter Zeit häufiger anhören. So seien ihr die Gefahren sich beim Start lösender Isolier- und Schaumstoffteile vom externen Tank ebenso bekannt gewesen wie instabile Reaktion des Materials der Flügelvorderkante bei einem Impakt, also dem Aufschlag von Material, wie es im Weltall vor allem durch Mikro-Meteoriten ständig geschieht. Immer mehr scheint sich zu bestätigen: die NASA hat schlicht und einfach geschlampt.