Im April dieses Jahres entdeckte ein Team von internationalen Astronomen mit Hilfe des Very Large Telescope (VLT) einen schwachen roten Lichtpunkt, nur gerade 0.8 Bogensekunden von einem Braunen Zwerg mit der Bezeichnung 2M1207 entfernt.
Ein Beitrag von Roger Spinner. Quelle: ESO.
Die bisher verfügbaren Informationen lassen auf einen Planeten von etwa fünf Jupitermassen schliessen, der ungefähr 55mal weiter von 2M1207 entfernt ist als unsere Erde von der Sonne. Erste spektroskopische Aufnahmen beinhalten Anzeichen von Wassermolekülen, was die Theorie von einem extrasolaren Planeten stützt. Die Oberflächentemperatur scheint mit ungefähr 1000°C etwa zehn Mal heisser als die des Jupiters zu sein. Dies lässt sich leicht durch die bei der Kontraktion junger Objekte freiwerdende Energie erklären. Jupiter erzeugt auf diese Weise sogar noch heute tief in seinem Inneren Energie.
2M1207 selber hat ungefähr 25 Mal die Masse von Jupiter und ist somit etwa 42 Mal leichter als die Sonne. Braune Zwerge sind Sterne die aufgrund ihrer geringen Masse nicht in der Lage sind, genügend Gravitationsdruck und damit die erforderlichen Zentraltemperaturen zu erzeugen, um damit die Kernfusionen von Wasserstoff zu Helium aufrecht zu erhalten. 2M1207 gehört zur 230 Lichtjahre entfernten TW Hydrae Vereinigung, die ungefähr acht Millionen Jahre alt ist.
Die Entdeckung wurde mit Hilfe von NACO gemacht. NACO (NAOS-CONICA) ist eine Kombination aus einem in Frankreich gebauten Instrument zur adaptiven Optik (NAOS) und der unter Führung des Max-Planck-Instituts für Astronomie (MPIA) in Heidelberg gebauten Infrarotkamera CONICA. NACOist am einem der 8,2 Meter Teleskope des VLTinstalliert. Diese adaptive Optik kompensiert atmosphärische Störungen nahezu vollständig und ermöglicht somit aussergewöhnlich scharfe und detailreiche erdgebundene Aufnahmen.
Ein Forschungspapier der an der Entdeckung beteiligten internationalen Astronomen liefert stichhaltige Argumente für die Existenz eines extrasolaren Planeten bei 2M1207. Keine der vorhandenen Beobachtungen lassen Zweifel daran aufkommen, dass es sich bei dem neu entdeckten Objekt wirklich um einen Exoplaneten handelt. Dennoch kann derzeit noch nicht mit absoluter Sicherheit die Entdeckung eines solchen Planeten verkündet werden. So sprechen die beteiligten Astronomen vorerst einmal von einem „Giant Planet Candidate Companion (GPCC)“. Sie erhoffen sich im Laufe der nächsten ein bis zwei Jahre weitere Daten, die eine eindeutige Klassifizierung ermöglichen werden.
Während der letzten Jahre entdeckten Astronomen visuell schon so manches schwache Objekt in der Nähe eines Sternes. Einige davon hielt man lange für extrasolare Planeten die ihr Zentralgestirn umkreisten. Einer genaueren Prüfung konnte bisher jedoch keiner dieser Kandidaten standhalten.
Da unser Sonnensystem selber bereits etwa 4,6 Mrd. Jahre alt ist, haben wir heute keine Möglichkeit mehr direkt zu betrachten, wie sich unser Planetensystem in den ersten paar Millionen Jahren entwickelt hat. Das Studium anderer junger Sternsysteme wie sie in TW Hydrae vorkommen ist somit sehr wichtig, um die Entstehungsgeschichte unseres eigenen Planetensystems besser verstehen zu können.