Eine am gestrigen Tag veröffentlichte Aufnahme der Europäischen Südsternwarte zeigt eine Dunkelwolke, in der sich gerade neue Sterne bilden. Gleichzeitig ist auf dem Bild eine Ansammlung junger, heller Sterne erkennbar, deren Licht die in diesem Sternentstehungsgebiet konzentrierten Staubmassen bereits durchdringt.
Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: ESO.
Im Inneren der Galaxien unseres Universums konnten die Astronomen in der Vergangenheit eine Vielzahl von Sternentstehungsgebieten entdecken. Einige dieser Geburtsregionen von neuen Sternen erreichen dabei gigantische Abmessungen und in ihrem Inneren können sich hunderte von massereichen Sternen bilden. Ein Beispiel hierfür ist der in der Großen Magellanschen Wolke gelegene Emissionsnebel 30 Doradus, welcher auch unter der Bezeichnung „Tarantelnebel“ bekannt ist.
Die Mehrzahl der Sterne, welche heute in der Milchstraße und in anderen Galaxien zu beobachten sind, haben sich aber vermutlich in deutlich kleineren Entstehungsgebieten gebildet. Ein Beispiel für einen solches Sternentstehungsgebiet ist die in unserer Heimatgalaxie gelegene Dunkelwolke „Lupus 3“. Diese Dunkelwolke befindet sich in einer Entfernung von etwa 600 Lichtjahren von der Erde im Bereich des Sternbildes Skorpion (lat. Scorpius). Somit handelt es sich bei Lupus 3 um eines der unserem Sonnensystem am nächsten gelegenen Sternentstehungsgebiete.
Die hier gezeigte Aufnahme dieser Dunkelwolke wurde mit dem MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop am La Silla-Observatorium der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile angefertigt. Es handelt sich dabei um die bis dato beste Abbildung dieses kosmischen Objektes im sichtbaren Wellenlängenbereich des Lichts. Der abgebildete Ausschnitt verfügt über einen Durchmesser von ungefähr fünf Lichtjahren.
Während auf der linken Seite der Aufnahme eine dunkle, langgezogene Struktur erkennbar ist, welche über eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Rauchwolke verfügt, erleuchtet auf der rechten Bildhälfte eine kleine Gruppe heller Sterne die Szenerie. Auf den ersten Blick könnten die beiden Teile des Bildes wohl nicht gegensätzlicher ausfallen. In Wirklichkeit sind sie jedoch eng miteinander verknüpft.
Die dichteren Regionen solcher aus großen Mengen kosmischen Staubes bestehenden Dunkelwolken ziehen sich durch den Einfluss ihre eigene Schwerkraft immer weiter zusammen, heizen sich dabei langsam auf und beginnen schließlich zu leuchten. Da das sichtbare Licht in den frühen Phasen dieses gravitativen Kollapses noch vom Staub der Dunkelwolke absorbiert wird, kann dieser Prozess zu diesem Zeitpunkt nur bei größeren Wellenlängen, zum Beispiel im Infrarotbereich, beobachtet werden.
Sobald die in diesen Regionen neu entstandenen Sterne jedoch heißer und heller werden, führen die von ihnen ausgehende intensive Strahlung und die starken Sternwinde dazu, dass sich die Staubwolken, welche die Sterne anfangs noch einhüllen, langsam auflösen.
Die hellen Sterne rechts vom Zentrum des weiter oben gezeigten Bildes sind ein perfektes Beispiel für eine Gruppe von solchen heißen, jungen Sonnen. Ein Teil des von ihnen ausgesandten intensiven blauen Lichts wird an dem in der Umgebung verbliebenen Staub gestreut. Die beiden hellsten Sterne sind bereits mit einem kleinen Teleskop oder sogar einem größeren Fernglas zu erkennen.
Beide Sterne sind vermutlich weniger als eine Million Jahre alt. Verschiedene astronomische Durchmusterungen der Sternentstehungsregion Lupus 3 haben noch diverse weitere, ebenfalls sehr junge stellare Objekte zum Vorschein gebracht, welche sich allerdings deutlich weniger auffällig präsentieren als diese hellen Sterne.
Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit hat sich das Zentralgestirn unseres Sonnensystems vor etwa 4,6 Milliarden Jahren in einer ganz ähnlichen Sternentstehungsregion gebildet. Die Region von Lupus 3 stellt damit sowohl ein faszinierendes Studienobjekt für die Astronomen als zugleich auch ein atemberaubend schönes Beispiel für die ersten Lebensphasen der Sterne im Universum dar.
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