Am 15. September 2016 startete China sein zweites Weltraumlabor genannt „Tiangong 2“ (Himmelspalast 2) vom „Jiuquan Satellite Launch Centre“ im chinesischen Teil der Wüste Gobi. Wie das Labor Tiangong 1, das im September 2011 startete, dient die Station zur Entwicklung und Erprobung der notwendigen Technologien für eine dauerhaft bemannte chinesische Raumstation.
Autor: Star-Light, Quelle: CCTV.
China betreibt seit Jahren ein ehrgeiziges bemanntes Weltraumprogramm und baut dabei schrittweise auf dem bisher erreichten auf. Tiangong 1 bildete den Grundstein für die geplante permanente Raumstation. Im Jahre 2011 gestartet, erhielt sie in den beiden darauf folgenden Jahren zweimal Besuch von der Erde. Nun folgt der nächste Schritt. Tiangong 2 soll drei wichtige Ziele erreichen: Den Aufenthalt einer zweiköpfigen Besatzung über einen Zeitraum von 30 Tagen ermöglichen, die Versorgung und Betankung des Labors im All und die Durchführung einer Vielzahl unterschiedlicher wissenschaftlicher Experimente.
Noch dieses Jahr soll die erste Crew ihre Arbeit in der Raumstation aufnehmen. Sie soll im Oktober mit dem Raumschiff Shenzhou-11 an der Raumstation andocken und die bisher größte Anzahl an Experimenten während einer bemannten chinesischen Mission im All durchführen. An Bord befindet sich unter anderem eine in China entwickelte Atomuhr, die noch genauer sein soll als die bisher präziseste Atomuhr aus den USA (am US-Institute of Standards and Technology in Boulder, Colorado entwickelt). Die neue Atomuhr soll unter anderem später auch im chinesischen Satellitennavigationsprogramm Beidou zum Einsatz kommen. Weiterhin befindet sich an Bord ein Detektor der Gammablitze, oder auch Gamma-ray Bursts beobachten soll. Weitere Experimente im Bereich der Kommunikation, der Materialforschung und der Biologie gehören ebenso zum Aufgabenspektrum der Taikonauten (so ist der Name der chinesischen Raumfahrer).
Tiangong 2 ist keine Neuentwicklung, sondern die weiterentwickelte „Schwester“ von Tiangong 1. Zunächst wurden 2 identische Module gebaut, von der eines 2011 als Tiangong 1 ins All startete. Das zweite Modul blieb als „Backup“ am Boden und wurde nun mit den Erkenntnissen aus der Tiangong 1 Mission weiterentwickelt. Neu bei Tiangong 2 ist unter anderem ein Robotergreifarm und ein Minisatellit namens Banxing 2. Er kann sein „Mutterschiff“ umkreisen, um Fotos zu machen. Der 10 Meter lange Robotergreifarm soll unter anderem die Taikonauten bei Außenbordeinsätzen unterstützen, ähnlich wie auf der ISS.
Eine weitere Premiere wird der erste autonome Raumtransporter „Tianzhou-1“ sein, der Anfang des kommenden Jahres an der Station andocken soll, um die Möglichkeit der Versorgung und Betankung der Station im All zu demonstrieren. Anschließend wird Tiangong 2 seinen unbemannten Flug fortsetzen und noch einige Zeit um die Erde kreisen, um dem Team im Kontrollzentrum die Möglichkeit zu geben weitere Erfahrungen für den Betrieb einer Raumstation im Orbit zu sammeln. Dies alles sind Schritte hin zu einer großen, modular aufgebauten, permanenten Station, die ca. 2022 fertiggestellt sein soll. Sie wird mit einer Masse von ca. 60 t allerdings wesentlich kleiner sein, als die ISS mit ihren 420 t Gesamtmasse.
Seit März diesen Jahres besteht kein Kontakt mehr zu Tiangong 1. Mit einem unkontrollierten Wiedereintritt ist in der zweiten Hälfte des Jahres 2017 zu rechnen. Die Verantwortlichen betonten jedoch, dass das Weltraumlabor alle Missionsziele erreicht hat.
Technische Daten von Tiangong 1 & 2:
Durchmesser: 3,35 m
Länge: 10,40 m
Spannweite der Solarpaneele: 18,40 m
Masse: 8.600 kg
geplante Missionsdauer: 2 Jahre
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Tiangong 2 – zweites chinesisches Weltraumlabor