Weltraumaufnahmen der Erdoberfläche, wie die der ESA-Umweltsatelliten ERS-2 und Envisat, geben einen großräumigen Überblick über die aktuelle Hochwassersituation, von der weite Teile Mitteleuropas seit August betroffen sind.
Ein Beitrag von meiklampmann. Quelle: ESA.
Sie helfen den Krisenstäben in den Überschwemmungsgebieten bei der strategischen Planung und Bewältigung vielfältigster Maßnahmen des Katastrophenschutzes, von der Kontrolle und Stabilisierung der Dämme, über gezielte Flutungen von Rückhaltebecken bis zur Findung des richtigen Evakuierungszeitpunkt der von der Flut bedrohten Anwohner.
Satelliten nehmen, im Gegensatz zu Luftbildern, die Erde großflächig auf. Darin liegt einer der wesentlichsten Vorteile. Erst der Blick aus dem Kosmos gibt einen realistischen Überblick über die tatsächlichen Flächen und damit über Ausmaß sowie Zusammenhänge der Katastrophe.
Diesem Vorteil steht im Fall schnell wechselnder Naturerscheinungen ein gewaltiger Nachteil gegenüber: der Wiederholzyklus. Bei dem europäischen Umweltsatelliten Envisat sind es 35 Tage. Envisat umrundet die Erde in 800 km Höhe auf einer sonnensynchronen polaren, nahezu kreisförmigen, Umlaufbahn. Ein Umlauf des Satelliten dauert rund 100 Minuten. Da sich die Erde unter dem Satelliten hinwegdreht, können zwar die Instrumente nach und nach den gesamten Globus abtasten – und zwar innerhalb von einem bis drei Tagen, je nach Blickfeld der Sensoren. Wenn man aber exakt die gleichen Aufnahmeverhältnisse benötigt, muss man 35 Tage warten.
Durch die großen Öffnungswinkel der meisten Instrumente können aber nahezu alle Gebiete der Erde innerhalb von drei Tagen wieder erfasst werden. Aus diesem Grund müssen zusätzlich zu den Weltraumaufnahmen auch Luftbilder gewonnen werden. Luft- und Satellitenbilder ergänzen sich so in hervorragender Weise. So kann die Fernerkundung der Erde sowohl bei der Kartierung von Risikogebieten als auch bei der Feststellung von Schäden helfen.
Seit Beginn der Überflutung sammeln die ESA sowie das Deutsche Fernerkundungsdatenzentrum (DFD) des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) Satellitendaten. Sie stellen sie den betroffenen Behörden und Lagezentren zum aktuellen Krisenmanagement zur Verfügung.
Die Bilder dienen zugleich dem zukünftigen Krisenmanagement. Es gilt in den kommenden Jahren und Jahrzehnten bauliche Konsequenzen zu treffen (Siedlungen, Fluss, Rückhaltebecken und so weiter), um die Schäden kommender Überschwemmungen wirkungsvoll zu begrenzen.