Hubble-Hardware auf dem Prüfstand

Zwei Komponenten des Weltraumteleskops Hubble, die während der Hubble-Servicemission 3B im März 2002 ausgetauscht worden sind, werden nun nach ihrem Rücktransport zur Erde beim European Space Research & Technology Centre (ESTEC) der ESA in Nordwijk (Niederlande) detailliert untersucht. Die ESA-Ingenieure und -Wissenschaftler sind vor allem daran interessiert, die Auswirkungen des jahrelangen Aufenthalts im Weltall auf die verschiedenen Materialien der beiden Hardwarekomponenten zu untersuchen.

Ein Betrag von Michael Stein, bearbeitet von Star-Light. Quelle: ESA.

Die Faint Object Camera zurück auf der Erde. (Bild: ESA)

Die Astronauten der Hubble-Servicemission 3B haben während ihrer Außeneinsätze im vergangenen März die so genannte Faint Object Camera (FOC) und die beiden Solarpaneele des Weltraumteleskops abmontiert und durch neue, leistungsfähigere Komponenten ersetzt. Da die amerikanischen Raumfähren nicht nur Lasten von der Erde in den Weltraum, sondern auch auf umgekehrtem Wege transportieren können wurde die Gelegenheit genutzt, um die beiden ausgewechselten Komponenten für intensive Materialuntersuchungen zur Erde zurück zu transportieren.

Nur einige Stunden nach der Landung des Space Shuttle Columbia am 12. März 2002 wurden die Kamera und die Solarpaneele in luftdichte Behälter umgepackt, um sie so wenig wie möglich dem Einfluss der Atmosphäre auszusetzen. Es kommt sehr selten vor, dass einzelne Teile von Raumfahrzeugen nach längerem Aufenthalt im Weltall wieder zurück auf die Erde gebracht werden, und dementsprechend gespannt sind die Ingenieure und Wissenschaftler der ESA natürlich auf ihre neuen Untersuchungsgegenstände.

Auswirkungen auf zurückgeholtem Solarausleger:
Durchschnittlich vier Löcher pro Quadratmeter. (Bild: ESA)

Trotz des insgesamt 4.340 Tage währenden Aufenthalts im Weltall (keine andere Komponente, die bisher zur Erde zurückgebracht worden ist, war so lange im Weltraum!) ist die FOC ersten Untersuchungen nach in einem sehr guten Zustand und zeigt keinerlei Alterungserscheinungen. „Sie sieht aus wie neu!“, sagt Lothar Gerlach, der ESA-Spezialist für Solarpaneele und die zentrale Figur der anstehenden Nach-Flug-Untersuchungen. Dies hängt natürlich auch damit zusammen, dass die FOC im Inneren von Hubble montiert und somit den harschen Bedingungen des Weltalls nicht direkt ausgesetzt gewesen ist. „Die Solarpaneele sehen ebenfalls großartig aus, weisen aber die typischen Zeichen der Aussetzung extremer Temperaturen, intensiver Strahlung und Mikrometeroiten-Bombardement im Weltall auf“, so Gerlach. Die Belastung für die Solarpaneele wird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass die Solarpaneele bei jedem Erdumlauf einen Temperaturunterschied von ca. 250° C zwischen der Tag- und Nachtseite der Erde zu verkraften hatten! Typische Auswirkungen dieser Belastungen sind beispielsweise Materialbrüche, winzige Löcher durch Mikrometeroiten-Einschläge und Verfärbungen durch die intensive UV-Strahlung.

Es werden noch einige Monate vergehen, bevor sämtliche Untersuchungen abgeschlossen sind und alle Ergebnisse vorliegen: Die ESA rechnet damit, erst Ende nächsten Jahres einen Abschlußbericht veröffentlichen zu können. Die FOC und die Solarpaneele sind somit auch noch nach Ende ihrer offiziellen „Dienstzeit“ kein nutzloser Weltraumschrott: Die gewonnenen Erkenntnisse über Alterungs- und Ermüdungsprozesse der verschiedenen Materialen im Weltall werden für Entwurf und Bau zukünftiger Raumfahrzeuge von großem Wert sein.

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