LCROSS: Kalte Falle am Mondsüdpol enthält Wasser

Der Mondkrater Cabeus enthält größere Mengen Wasser, das durch den gezielten Einschlag einer Raketenstufe ins Sonnenlicht geschleudert werden konnte. Die NASA-Sonde LCROSS hatte das Ereignis aus nächster Nähe beobachtet.

Ein Beitrag von Karl Urban. Quelle: NASA.

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Der Impaktblitz, aufgenommen mit der Infrarotkamera MIR-1 an Bord von LCROSS
(Bild: NASA)

Über die Ergebnisse berichtete die NASA heute auf einer Pressekonferenz. Aufnahmen der Spektrographen an Bord des Lunar CRater Observation and Sensing Satellite seien nun ansatzweise ausgewertet worden. Wasser sei in erhöhter Konzentration ausgeworfen worden. Das Missionsziel von LCROSS ist somit erreicht worden. Die Sonde sollte durch den gezielten Aufschlag einer Raketenoberstufe in einen ständig unbeleuchteten Mondkrater untersuchen, ob sich hier Wassereis befindet. Mehrere Krater an Süd- und Nordpol des Mondes werden nie von der Sonne angeleuchtet und gehören daher zu den kältesten Punkten des Sonnensystems. Der Fund von Wasser dürfte auch Auswirkungen auf Planung zukünftiger Mondmissionen haben.

„Wir sind verzückt“, sagte Anthony Colaprete, LCROSS-Projektmanager und Entwickler am Ames Research Center der NASA. „Wir konnten das Wasser sowohl in der hochgeschleuderten Auswurfwolke als auch in der Auswurfdecke nachweisen. Die Konzentration und Verteilung von Wasser und anderen Substanzen müssen wir weiter analysieren. Soviel ist sicher: Cabeus enthält Wasser.“

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Das Infrarotspektrum zeigt zwei klare Ausschläge, die im Bereich der Absorptionsbanden von Wasser liegen (gelbe Bereiche). Die rote Kurve zeigt das gemessene Spektrum von Wasserdampf unter Laborbedingungen.
(Bild: NASA)

Das Team verglich die von LCROSS gemessenen Spektren im sichtbaren und Infrarotbereich mit spektralen Signaturen bekannter Stoffe. Dabei hatte nur Wasser ähnliche Auswirkungen auf die Messkurve.

„Keine andere Stoffkombination, die wir ausprobierten, zeigte vergleichbare Ergebnisse. Wir konnten auch ausschließen, dass wir nur Kontaminationen der Raketenstufe gemessen haben könnten.“ An der Stufe hatte sich vor dem Impakt eine Eisschicht gebildet, deren Signal die Messungen verfälscht haben könnte.

Neben Wasser wurde in der Auswurfwolke auch Hydroxyl nachgewiesen. Dieses entsteht, wenn die Sonnenstrahlung Wassermoleküle aufbricht und dabei ein Wasserstoffatom entfernt. Bei dieser Anregung sind die Moleküle an einer spezifischen Energiesignatur zu erkennen. Die Messung von Hydroxyl war erwartet worden, wenn die Wasserdampfwolke in Kontakt mit Sonnenlicht kommt.

Die Auswertung der Daten sei aber bei weitem noch nicht abgeschlossen. Die Daten seien zu komplex, um zu einer abschließenden Bewertung zu kommen: „Wir werden noch einige Zeit benötigen“, sagte Colaprete. „Neben dem Wasser gibt es Hinweise auf weitere verblüffende Substanzen. – Die ständig im Schatten liegenden Regionen des Mondes sind wirklich kalte Fallen, die Material über Milliarden Jahre sammeln und bewahren können.“

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Dieses Spektrum wurde im UV- und sichtbaren Bereich direkt nach dem Impakt gemessen. Die markierten Linien könnten Aufschluss über weitere Bestandteile der Auswurfwolke geben.
(Bild: NASA)

Zum Höhepunkt der Mission von LCROSS war am 9. Oktober zuerst die Centaur-Oberstufe und dann die Sonde selbst im Cabeus-Krater zerschellt. Sie konnte in den drei Minuten detaillierte Daten vom ersten Einschlag aufnehmen und zur Erde senden. Ein optisches Signal vom Impakt war weitgehend ausgeblieben und anders als zuvor vermutet auch kaum von der Erde aus zu beobachten gewesen. Lediglich in Infrarotaufnahmen von LCROSS-Kameras war ein schwaches Glimmen auf der Mondoberfläche zu entdecken gewesen. Entsprechend bedeckt hatte sich die NASA nach dem Einschlag über mögliche Ergebnisse gehalten. Die Auswertung spektrographischer Daten benötige einige Zeit.

Die Funde dürften auch die Entscheidungen über die Zukunft des bemannten Raumfahrtprogramms der NASA beeinflussen, die in Kürze getroffen werden müssen.

Raumcon

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