Land in Sicht – auf Titan

Wie neue Radaraufnahmen der Sonde Cassini belegen, ähnelt der Saturnmond Titan der Erde in vielerlei Hinsicht. Cassini lichtete ein helles Gebiet von der Größe Australiens – die Xanadu-Region – ab, das geologische Merkmale aufweist, wie man sie auch auf einem irdischen Kontinent erwarten würde.

Ein Beitrag von Eric Honstrass. Quelle: NASA.

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Der untere der drei grauen Streifen zeigt den Flug über Xanadu
(Bild: NASA/JPL)

Die Radarbilder aus einem 4.500 Kilometer langen Bildstreifen zeigen, dass Xanadu von dunklerem Gebiet umgeben ist, was an eine freistehende Landmasse denken lässt. Am westlichen Ende des Gebietes findet man dunkle Sanddünen, die in Land übergehen, das von Flussläufen, Bergen und Tälern durchzogen ist. Auch findet man eine runde Struktur, die von einem Asteroideneinschlag oder von Wasservulkanismus herrühren könnte. Durch den östlichen Teil Xanadus schlängeln sich viele Rinnen, die in einer dunklen Ebene enden, in der die sonst reichlich vorhandenen Dünen zu fehlen scheinen und immer wieder durchkreuzen Bergketten das Gebiet.

„Über die Natur des mysteriösen, hellen Landes konnten wir nur spekulieren. Sowohl für erdgebundene als auch für Weltraumteleskope ist die Entfernung viel zu gewaltig, um Details zu erkennen. Aber jetzt, dank Cassinis starker Radaraugen, ersetzen wir die Spekulationen durch Tatsachen“, sagte D. Jonathan Lunine von der Universität von Arizona. „Überraschenderweise hat diese kalte, weit entfernte Region geologische Eigenschaften, die denen der Erde bemerkenswert ähnlich sind.“
Titan ist ein durch den ihn umgebenden Kohlenwasserstoffnebel in Zwielicht gehüllter Ort. Cassinis Radarinstrument blickt durch den Dunstschleier hindurch, indem es Radiosignale zur reflektierenden Oberfläche sendet und deren Dauer bis zur Rückkehr misst. Auf den Radarbildern weisen helle Regionen auf unebenes oder streuendes Material hin, wohingegen dunkle Gebiete auf flacheres oder absorbierendes Material deuten…, Flüssigkeiten möglicherweise.

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Dieser etwa 4850 km breite Bildstreifen zeigt einen Teil der Region Xanadu – am rechten und linken Bildrand grenzt Xanadu an dunkel erscheindene Gebiete
(Bild: NASA/JPL)

Xanadu wurde 1994 durch das Hubble-Weltraumteleskop der NASA entdeckt, als es im infraroten Bereich einen hellen Fleck entdeckte. Als Cassini am 30. April 2006 Xanadu mit seinem Radar betrachtete, entdeckte man eine Oberfläche, die von Wind, Regen und der Bewegung von Flüssigkeiten verändert wurde. Bei den auf Titan herrschenden Temperaturen kann es sich bei der Flüssigkeit nicht um Wasser handeln. Man ist sich beinahe sicher, dass es sich hierbei entweder um Methan oder Ethan handelt.

„Obwohl Titan weit weniger Sonnenlicht erhält und erheblich kleiner und auch kälter als die Erde ist, ist Xanadu nicht mehr nur ein heller Fleck, sondern ein Land, in dem Flüsse zu einem sonnenlosen Meer fließen“, meint Lunine. Beobachtungen durch die Huygens-Sonde, die von Cassini zum Saturn mitgenommen wurde, und durch die NASA-Sonde Voyager weisen stark darauf hin, dass Methanregen und Kohlenwasserstoffpartikel von dunkeloranger Färbung als Ruß vom düsteren Mondhimmel fallen.

Auf Xanadu könnte Methan als Regen herabfallen oder aus Quellen sickern. Methanflüsse könnten die Rinnen gestalten und Körnchen des Oberflächenmaterials mitreißen, die andernorts auf Titan zu Sanddünen wachsen.

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Auf Xanadu finden sich viele Flussläufe, wie auf diesem etwa 230 x 340 km großen Ausschnitt zu sehen ist
(Bild: NASA/JPL)

„Das Land ist schwer gezeichnet, verschachtelt und von Hügeln und Bergen übersät“, erläutert Steve Wall vom Jet Propulsion Laboratory. „Es scheint sich um das einzige große Gebiet zu handeln, das nicht von organischem Schmutz bedeckt ist. Xanadu wurde reingewaschen. Was jetzt zutage tritt, sieht aus wie sehr poröses Wassereis, das möglicherweise von Höhlen durchzogen ist.“

In den 80er Jahren entdeckte man mit Hilfe des Shuttle-Radars unterirdische Flüsse in der Sahara – hätten wir das Cassini-Radar nicht, hätten wir all das verpasst. Wir haben einen neu entdeckten Kontinent zu erforschen“, meint Wall.
Am heutigen Samstag, dem 22. Juli 2006 wird Cassini die hohen nördlichen Breitengrade erforschen. Innerhalb der nächsten zwei Jahre wird der Orbiter Titan 29 Besuche abstatten, beinahe zwei mal so viel wie in der ersten Hälfte der für vier Jahre angesetzten Primärmission. Bei zwölf der geplanten Vorbeiflüge wird das Radar eingesetzt.

Eine beeindruckende Animation zur Erläuterung der Entdeckungen finden Sie auf der Internetseite der NASA.

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