In der letzten Woche wurden wieder einmal umfangreiche Messungen der Lärmbelastung an Bord der Internationalen Raumstation durchgeführt. Außerdem spielte medizinische Forschung eine große Rolle.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: NASA.
Zur Messung der Lärmbelastung werden sogenannte akkustische Dosimeter verwendet. Diese messen und summieren die Geräuschpegel, denen die Raumfahrer im Verlaufe von 24 Stunden ausgesetzt sind. Dazu dienen ein Mikrofon am Kragen und Elektronik am Handgelenk, ähnlich einer Armbanduhr. Zusätzlich verwendet man stationäre Lärmpegelmesser. Derartige Messkampagnen werden zweimal pro Expedition durchgeführt.
Ein anderes umfassendes Experiment, Braslet-M, befasst sich mit der Messung des Blutvolumens und Veränderungen in Herzfunktion und Blutbewegung. Dazu wird ein Ultraschallgerät u. a. zur Erfassung von Echokardiogrammen verwendet. Gemessen und aufgezeichnet wird die Aktivität des Herzens, der Blutdurchfluss im Herzen und in den unteren Extremitäten. Das Experiment besteht aus verschiedenen Untersuchungen, die in internationaler Kooperation entwickelt wurden.
Weitere Experimente der Woche waren Bisphosphonates, Pnevmokard, BISE, Integrated Cardiovascular, Rastenija 2, Matroschka, CGBA, eNose, SPICE, Pilot-M/Neuro, Wsaimodeistwije, Tipologija und Expert. Darüber haben wir bereits in vorangegangenen Ausgaben von ISS Aktuell berichtet. Außerdem laufen an der Außenseite der Station mehrere Experimente automatisch ab. Hin und wieder müssen einmal Daten gesichert und zur Erde übertragen werden. Diese Woche betraf dies das ESA-Experiment Expose-R, das am Service-Modul Swesda installiert ist. Beobachtungsobjekte auf der Erde waren in dieser Woche u. a. Mauritius, der Tropensturm Andres im Pazifik und die Städte Nizza, Johennesburg, Washington D. C., Los Angeles, San Francisco.
Am 22. Juni wurden am Batteriekomplex 2 im Modul Sarja Lade-/Entladeeinheit und Steuerungselektronik gewechselt. Letztere überwacht insgesamt 49 Parameter, um die Batterien optimal und möglichst lange nutzen zu können. Sarja verfügt über 6 derartige Batterieeinheiten.
Am 23. Juni wurde damit begonnen, das Nachfüllen von Kühlmitteln in den Modulen Destiny, Columbus und Kibo nachzuholen. Außerdem wurde der Kopplungsmechanismus zwischen Pirs und dem angedockten Transportraumschiff Progress-M 02M demontiert. Der 33. Progress-Frachter der ISS soll am 30. Juni abkoppeln und wird bereits mit Abfällen und nicht mehr benötigten Geräten beladen. Progress-M 02M wurde am 8. Mai gestartet und hatte nach gründlicher Überprüfung der Systeme erst am 13. Mai an der Station angedockt. Der Frachter verfügt über eine digitale Steuerung und soll Mitte Juli die neu installierten Rendezvoussysteme an Swesda-Zenit testen. Erst danach wird er in den dichten Schichten der Erdatmosphäre zum Verglühen gebracht.
Am 24. Juni wurde im Raumschiff Sojus-TMA 14, mit dem Gennadi Padalka, Michael Barratt und der nächste Weltraumtourist, wahrscheinlich dem Kanadier Laliberté, zur Erde zurückkehren werden, eine Kühl- und Luftentfeuchtungseinheit ausgetauscht. Hier hatte bereits während des Fluges zur Station ein Ventilator seinen Dienst versagt, so dass auf eine Backupeinheit umgeschaltet werden musste. Die angedockten Sojus-Raumschiffe sind 6 Monate lang ständig in Betrieb, da sie in Notfällen für eine sofortige Rückkehr zur Erde benutzt werden. In der vorangegangenen Nacht hatte man von der Erde aus einen Reboost-Test mit den Triebwerken des angekoppelten Frachters durchgeführt. Im Verlaufe des Tages wurden dann die drei SPHERES-Innenraumsatelliten (Synchronized Position Hold, Engage, Reorient, Experimental Satellites) getestet und für einen weiteren Testlauf vorbereitet. Koichi Wakata drehte einen Film, in dem er Unterschiede zwischen den Begriffen Masse und Gewicht erklärte und verdeutlichte.
Am 25. Juni wurde Treibstoff aus dem Progress-Raumschiff in die Hochdrucktanks des FGB-Moduls Sarja umgepumpt. Über die ganze Woche verteilt wurden bereits Sauerstoff und Stickstoff aus speziellen Gastanks des Frachters in die Station abgelassen um deren Atmosphäre aufzufrischen.
Padalka und Roman Romanenko führten am darauffolgenden Tag einen Test der TORU-Systeme durch. Mittels TORU kann ein an- oder abfliegendes Progress-Raumschiff von Hand aus der Station heraus gesteuert werden. Am Tag zuvor hatte man bereits mittels Computertest die Reaktionen der Akteure in Stresssituationen getestet (Pilot-M/Neuro).
Übersicht aller ISS Aktuell:
Raumcon: