Das japanische Frachtraumschiff Kounotori 3 (HTV 3) wurde heute gegen 14.20 Uhr MESZ mit dem kanadischen Manipulatorarm der Internationalen Raumstation verbunden und ist nun bereit für die Ankopplung an den zur Erde zeigenden Port des Moduls Harmony.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: NASA, JAXA. Vertont von Peter Rittinger.
Es bringt rund 4,6 Tonnen Fracht in Form von Experimentiereinrichtungen, Nahrungsmitteln, Bekleidung und Gebrauchsgegenständen. Außerdem sind fünf Kleinsatelliten an Bord, die in den nächsten Wochen einzeln vom japanischen Teilkomplex Kibo ins All entlassen werden sollen. Dazu befindet sich auch eine spezielle Startvorrichtung an Bord des HTV 3.
Weitere Fracht sind zwei Rekorder, die Daten beim Wiedereintritt und dem Auseinanderbrechen des Transportraumschiffs auf dem Rückweg erfassen und aufzeichnen sollen. Eines davon stammt aus den USA, das zweite aus Japan. Der Großteil der unbemannten Transportraumschiffe, welche Fracht zur ISS bringen, ist nicht dafür konstruiert, weich auf der Erdoberfläche niederzugehen. Vielmehr werden sie mit Abfällen und nicht mehr benötigten Geräten beladen und danach kontrolliert zum Absturz gebracht. Die hohen mechanischen Belastungen beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre lassen sie auseinander brechen und die durch die starke Bremswirkung entstehende Hitze führt dazu, dass ein Großteil verglüht. Reste fallen in unbefahrenen und unbewohnten Gebieten ins Meer.
Ebenfalls an Bord von HTV 3 ist das Space Communication and Navigation Testbed (SCaN) der NASA. Es verfügt über drei programmierbare Funkgeräte und zugehörige Antennen im S-, L- und Ka-Band. Mit der an der Gitterstruktur anzubringenden Apparatur will man verschiedene Funkkonfigurationen, die per Software gesteuert werden, testen.
Bei den Satelliten handelt es sich um Raiko, FITSat 1, We Wish, F-1 und TechEduSat. Raiko ist quaderförmig mit kleinen Solarzellenpaneelen, wurde von den Universitäten Wakayama und Tohoku entwickelt und soll mehrere Aufgaben übernehmen. Zum einen sollen Bilder der Erde über eine Kamera mit Fischaugenlinse gemacht werden. Außerdem wird durch ihn die Messung der Relativgeschwindigkeit gegenüber der ISS ermöglicht. An Bord gibt es einen experimentellen Sternsensor, eine entfaltbare Membran zum beschleunigten Abstieg aus der Umlaufbahn, Geräte zur Bahnvermessung über Dopplereffekt sowie Hochgeschwindigkeitsdatenübertragung im Ku-Band-Bereich.
We Wish ist ein würfelförmiger Minisatellit mit einer Kantenlänge von knapp 10 cm und einer Masse von etwa 1 kg. Er wurde von Meisei Electric gebaut und dient der Ausbildung. Außerdem wird eine schmalbandige Infrarotkamera erprobt. FITSat ähnelt We Wish, stammt aber vom Fukuoka Institute of Technology und dient der Erprobung optischer Kommunikationseinrichtungen mittels leistungsfähiger Leuchtdioden.
F-1 (1 kg) stammt von der FPT-Universität Hanoi (Vietnam) und umfasst eine einfache Kamera, ein 3-Achsen-Magnetometer sowie verschiedene Temperatursensoren. Die Lageregelung soll über Magnetfelder erfolgen. Der fünfte Cubesat im Bunde, TechEduSat (1 kg) ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen der San Jose State University (USA), ÅAC Microtec (Schweden) und dem NASA Ames Research Institute (USA). Dabei steht ein Kommunikationsexperiment über Iridium- bzw. Orbcom-Satelliten im Mittelpunkt. Der Satellit soll direkt mit diesen Telefonnetzen Kontakt aufnehmen und so einen Informationsaustausch zwischen Orbit und Erde ermöglichen.
Im Rahmen von Youtube Spacelab wurden im März zwei Sieger benannt, deren Experimente nun zur Internationalen Raumstation transportiert werden. Dabei handelt es sich zum einen um eine Untersuchung, wie sich die Fähigkeit von Bakterien zur Bekämpfung von Pilzwachstum in der Schwerelosigkeit verändert, zum anderen wird die Anpassung einer Zebraspinne an die Schwerelosigkeit erforscht.
Das Ergreifen des Transportschiffes erfolgte etwa eine Viertelstunde später als ursprünglich geplant, da die Stationsbesatzung von einer unscharfen Abbildung einer Kamera bei Dunkelheit berichtete und den Vorgang lieber bei Tageslicht durchführen wollte.
Update: (17 Uhr)
Konotouri 3 ist mittlerweile fest mit der Station verbunden. Die Luken zwischen Raumfahrzeug und Station sollen morgen Mittag geöffnet werden. Die Außenfracht soll am 6. August ausgeladen werden, Abkopplung und Abflug sind für den 6. September geplant.
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