Das SpaceTweetup von DLR und ESA am Sonntag hat es gezeigt. Mit einer einzelnen Veranstaltung von 60 Menschen lassen sich weltweit Millionen erreichen. Hat die klassische PR ausgedient?
Ein Beitrag von Klaus Donath. Quelle: Raumfahrer.net.
Täglich machen Hunderte von Hobby-Raumfahrern in ihrer Freizeit das, was eigentlich den klassischen Medien vorbehalten war. Sie schreiben News, Artikel, twittern, bloggen und finden sich auf facebook und google+ zusammen, um Nachrichten der Raumfahrtindustrie zu verbreiten und die Faszination in der Bevölkerung aufrecht zu erhalten. Dabei erreichen Sie mittlerweile eine Leserschaft die vergleichbar ist mit den klassischen Nachrichtenportalen2. Waren Presseveranstaltungen bisher eigentlich nur für die etablierten Medien gedacht, öffnen sich jetzt die Raumfahrtagenturen. Das hat die NASA schon 2009 und das DLR bzw. die ESA jetzt am vergangenen Sonntag sogar mit einem eigenen Event nur für die Community gewürdigt und ihre treusten Begleiter eingeladen.
60 Twitterer aus der ganzen Welt fanden sich zusammen, um einem umfangreichen Programm vor Ort zu folgen. Astronauten, Wissenschaftler und Medienbeauftragte waren hautnah in die Community eingetaucht, die sich wiederum mit Livestreams, Twitter- und Blogeinträgen sowie zahlreichen veröffentlichten Bildern bedankte. Damit erreichten Sie Millionen1 und die europäischen Raumfahrtagenturen kommen ihrem Auftrag, die Öffentlichkeit in angemessener Weise über ihre Projekte zu informieren, näher als jemals zuvor.
Ganz anders sieht das leider noch bei den Raumfahrt-Konzernen aus. Zwar werden auch die indirekt von Steuergeldern finanziert, allerdings haben diese keinen Auftrag, die Öffentlichkeit zu informieren. Das tun sie daher auch mit einem nur sehr begrenzten Budget. Aber das ließe sich deutlich gewinnbringender einsetzen. Schon mit kleineren Events für die Community lassen sich Zehntausende erreichen. Nicht jeder potenziell Raumfahrtbegeisterte liest täglich auf den einzelnen Unternehmenswebseiten nach. Die dortigen Infos verpuffen zum größten Teil, werden nicht weiter geteilt. Die Expertise, die vorhandene Community zu nutzen, ist aber noch längst nicht in jedem Unternehmen angekommen. Es steht definitiv ein Umbruch in der Art und Weise bevor, wie Informationen verbreitet werden. Ein Generationswechsel in den PR-Abteilungen steht an. Die Konzerne müssen dabei eigentlich nur auf die in der Community vorhandene Expertise zurückgreifen. Eine breitere Zustimmung in der Bevölkerung sichert schließlich künftige Aufträge, auch finanziell.
In eigener Sache: Zur Zeit bereiten wir die große Fülle an Informationen noch auf und werden im Laufe der nächsten Woche sogar ein Video über das SpaceTweetup herausbringen. An dieser Stelle sei auch nochmal der ESA und dem DLR gedankt für die Ausrichtung eines tollen Events, was hoffentlich noch viele Nachahmer findet. Wie ich gerade erfahren habe, veranstaltet auch die französische Raumfahrtagentur CNES ein Tweetup mit 15 Auserwählten bezüglich des Starts der Ariane V und auch in England werden Stimmen laut für ein ähnliches Event.
1Allein eine Teilnehmerin hatte mehr als 1 Million Follower bei Twitter.
22.000 Leser bei einer Raumfahrer.net-News innerhalb von 24 Stunden sind keine Seltenheit mehr.