Kometensonde Rosetta wird noch einmal Schwung holen

Die Sonde Rosetta der europäischen Weltraumagentur ESA wird am Freitag, dem 13. November 2009, bei einem letzten nahen Vorbeiflug an der Erde noch einmal Schwung holen, um anschließend eine mindestens fünf Jahre dauernde Reise in das äußere Sonnensystem zu unternehmen.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: ESA.

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Rosetta bei Bodentests
(Bild: ESA)

Rosettas spezielle Aufgabe ist es, einen Kometen zu untersuchen. Am 2. März 2004 auf einer Ariane-5-Rakete gestartet, begegnete Rosetta im Jahr 2008 dem Asteroiden 2867 Steins, dessen Durchmesser kleiner als fünf Kilometer ist. Nach dem dritten jetzt bevorstehenden Vorbeiflug der Sonde an der Erde soll Rosetta auf eine Bahn gebracht worden sein, die sie im Juli 2010 nahe am großen Asteroiden 21 Lutetia mit rund 100 Kilometern Durchmesser vorbeifliegen lässt. Danach will man Rosetta Anfang 2011 in einen Ruhezustand, genannt Deep-space hibernation, versetzen. 2014 wird die dann zu reaktivierende Sonde schließlich den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko erreichen, auf dem im November 2014 ein kleiner Lander namens Philae abgesetzt werden soll, um die Oberfläche des Kometen zu untersuchen. Es ist vorgesehen, dass Rosetta den Kometen dann auf dessen Bahn in Richtung Sonne begleitet, und ihn dabei möglichst genau erforscht. Man hofft, dass letzteres für einen Zeitraum von etwa zwei Jahren möglich sein wird.

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Rosetta im Weltraum – Illustration
(Bild: ESA)

Wenn Rosetta ihren dritten Vorbeiflug an der Erde absolviert, hat die Sonde seit ihrem Start fast 4,5 Milliarden Kilometer zurückgelegt. Der Vorbeiflug wird Rosettas Relativgeschwindigkeit in Bezug auf unsere Sonne um 3,6 Kilometer pro Sekunde erhöhen. Mit einer auf die Erde bezogenen Vorbeifluggeschwindigkeit von 13,34 Kilometern pro Sekunde wird Rosetta etwas südlich der indonesischen Insel Java in 2.481 Kilometern Höhe über den Indischen Ozean ziehen. Sinn und Zweck des Vorbeifluges, der auch Swing-By-Manöver genannt wird, ist es, durch die Ausnutzung der Schwerkraft des passierten Planeten, zusätzliche Geschwindigkeit aufzunehmen. Auch merkliche Kursänderungen können durch nahe Vorbeiflüge erreicht werden. Die letzte Passage von Rosetta an der Erde gelang mit solcher Präzision, dass es am 5. November 2009 nicht nötig war, ein bedarfsweise geplantes Korrekturmanöver vor dem neuerlichen Vorbeiflug an der Erde durchzuführen. Sollte sich herausstellen, dass doch noch Bahnkorrekturen nötig sind, können diese 24 bzw. 6 Stunden vor der maximalen Annäherung der Sonde an die Erde stattfinden.

Während des Vorbeiflugs werden Instrumente an Bord von Rosetta aktiviert sein, um Bilder zu machen und Messungen vorzunehmen. Geplant sind Aufnahmen mit dem Kamerasystem OSIRIS, außerdem ein Versuch, mit den Instrumenten MIRO und VIRTIS Wasser auf dem Mond zu detektieren, sowie Untersuchungen von Magnetosphäre und Atmosphäre der Erde. Mit OSIRIS will man zusätzlich probieren, einen vom Erdboden gesendeten Laserstrahl zu erfassen. Auch Polarlichter sollen aufgespürt werden. Am 6. November 2009 sollte begonnen werden, die Instrumente von Rosetta nacheinander in Betrieb zu nehmen.

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ESOC Darmstadt
(Bild: ESA)

Am Tag der maximalen Annäherung von Rosetta an die Erde wird die Prioriät der Sondenaktivitäten jedoch nicht auf der Gewinnung von wissenschaftlichen Daten sondern auf einer möglichst exakten Ausführung des Flugmanövers im Hinblick auf das zu erreichende Ziel liegen. Mit einer Genauigkeit eines Bruchteils von einem Millimeter pro Sekunde kann die Geschwindigkeit der Sonde von der Erde aus bestimmt werden, den Abstand zur Erde kann man mit einer Abweichung von rund einem Meter messen. Gesteuert wird die Sonde vom Satellitenkontrollzentrum der europäischen Weltraumorganisation ESA, dem ESOC in Darmstadt.

Rosetta ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 28169 bzw. als Objekt 2004-006A.

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