Kometensonde Rosetta beginnt mit Kurskorrekturmanöver

Am vergangenen Mittwoch hat die Kometensonde Rosetta erfolgreich ein erstes von insgesamt zehn Kurskorrekturmanövern durchgeführt mit denen sichergestellt werden soll, dass die Raumsonde am 6. August 2014 in eine Umlaufbahn um den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko eintreten kann.

Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: ESA.

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Eine künstlerische Darstellung der Kometensonde Rosetta. Rosetta führt in den kommenden Monaten mehrere kritische Kurskorrekturmanöver durch, mit denen eine Annäherung an das Ziel der Mission, den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko, erreicht werden soll.
(Bild: ESA)

Derzeit befindet sich die von der Europäischen Weltraumagentur ESA betriebenen Raumsonde Rosetta in der Anflugphase zu dem eigentlichen Ziel der Mission, dem mittlerweile weniger als zwei Millionen Kilometer entfernten Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko. Das Ziel der Mission besteht darin, dass Rosetta im August 2014 in einen Orbit um den Kometen einschwenkt und diesen anschließend auf seinem weiteren Weg in das innere Sonnensystem ‚begleitet‘ und über mehrere Monate hinweg bis zum Ende des Jahres 2015 eingehend untersucht.

Mit dem bisher eingenommenen Kurs und der dabei gegebenen Geschwindigkeit – zu Beginn der Woche bewegte sich Rosetta noch mit einer relativen Geschwindigkeit von 775,1 Metern pro Sekunden zu dem Kometen – würde die Raumsonde den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko allerdings am 4. Juni 2014 in einer Entfernung von rund 50.000 Kilometern passieren. Aus diesem Grund sind in den nächsten Wochen und Monaten insgesamt zehn Kurskorrekturmanöver (kurz ‚OCM‘) vorgesehen, mit denen die relative Geschwindigkeit von Rosetta zu 67P/Tschurjumow-Gerasimenko schrittweise reduziert und der Verlauf der Flugbahn der Raumsonde relativ zu dem Kometen angeglichen werden soll.

„Durch diese Manöver verändern wir kontinuierlich die Geschwindigkeit von Rosetta, so dass diese am 6. August schließlich die gleiche Geschwindigkeit, Position und Flugrichtung wie auch der Komet einnehmen wird“, so Andrea Accomazzo, der Flugdirektor dieser Mission vom Rosetta-Kontrollzentrum am ESOC in Darmstadt.

Das erste dieser OCMs erfolgte bereits am vergangenen Mittwoch Abend gegen 18:45 MESZ. Trotz seiner Bedeutung für den weiteren Flugverlauf der Raumsonde handelte es sich bei diesem Manöver lediglich um eine Art Testlauf, mit dem bestätigt werden sollte, dass die Triebwerke der Raumsonde auch nach der Beendigung des vorherigen 957 Tage andauernden ‚Winterschlafs‘ voll einsatzfähig sind und wie vorgesehen auf Kommandos reagieren.

Durch eine 45 Minuten andauernde Zündung der Triebwerke der Raumsonde wurde die Geschwindigkeit der Raumsonde – wie für dieses Manöver vorgesehen – um 20 Meter pro Sekunde reduziert. Das nächste Manöver, mit dem dann eine Geschwindigkeitsveränderung von 290,89 Metern pro Sekunde erreicht werden soll, ist für den 21. Mai vorgesehen. Zwei weitere OCMs werden danach in einen Abstand von jeweils zwei Wochen erfolgen. Ab dem 2. Juli werden zudem vier weitere Korrekturmanöver in Abständen von je einer Woche absolviert. Voraussichtlich am 3. August soll die Flugbahn von Rosetta so angepasst werden, dass die Raumsonde ohne weitere Korrekturen in einem Abstand von dann noch lediglich etwa 70 Kilometern an 67P/Tschurjumow-Gerasimenko vorüberfliegen würde. Mit einem finalen, am 6. August zu absolvierenden Flugmanöver soll Rosetta schließlich in eine Umlaufbahn um den Kometen gebracht werden.

Die exakte Einhaltung des vorgesehenen Zeitplans und das Erreichen der dabei vorgesehenen Geschwindigkeitsverminderungen sind für den weiteren Verlauf der Mission von essentieller Bedeutung, denn nur durch diese Manöver kann Rosetta letztendlich den Kometen erreichen. Treten im unmittelbaren zeitlichen Umfeld einer vorgesehenen Triebwerkszündung Probleme auf – eine fehlerhafte Kommandosequenz, ein unerwarteter Übertritt der Raumsonde in einen Sicherheitsmodus oder Komplikationen bei der Datenübertragung durch das ESTRACK der ESA oder des als ‚Backup‘ genutzten Deep Space Network der NASA, so könnte dies zu einer Verzögerung bei der Durchführung der Manöver führen.

Der erstellte Zeitplan ist allerdings so ausgelegt. dass die für die Steuerung der Raumsonde verantwortlichen Mitarbeiter des ESOC im Bedarfsfall über einen gewissen zeitlichen Spielraum verfügen, um auf auftretende Probleme angemessen und zeitnah reagieren zu können. Eine nicht rechtzeitig erfolgte Zündung der Triebwerke könnte so zum Beispiel durch spätere Manöver ausgeglichen werden. Dies hätte dann allerdings zur Folge, dass der damit verbundene Treibstoffverbrauch auch entsprechend höher ausfallen würde, was sich letztendlich negativ auf den weiteren Verlauf der Mission auswirken würde.

Einen genauen Zeitplan für die vorgesehen Manöver, die dabei zu erreichenden Veränderungen in der Geschwindigkeit der Raumsonde und die Entfernung zu dem Zielkometen finden Sie in einem entsprechenden Blog-Eintrag auf der Internetseite der ESA in englischer Sprache.

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