Kometenlander Philae: Landeplatz wird weiter gesucht

Am 6. August 2014 erreichte die Raumsonde Rosetta den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko. Seitdem sind die beteiligten Wissenschaftler unter anderem damit beschäftigt, einen Ort auszuwählen, an dem am 11. November 2014 der von der Raumsonde mitgeführte Lander Philae auf der Oberfläche des Kometen abgesetzt werden kann. Weitere Erkenntnisse zur Landeplatzauswahl wurden am heutigen Tag auf einer Fachtagung vorgestellt.

Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: EPSC 2014.

ESA, Rosetta, MPS for OSIRIS-Team MPS, UPD, LAM, IAA, SSO, INTA, UPM, DASP, IDA
Aus ursprünglich zehn möglichen Landeplätze, benannt mit den Buchstaben „A“ bis „J“, wählten die für die für die Landeplatzauswahl verantwortlichen Wissenschaftler und Flugingenieure der ESA fünf mögliche Landestellen auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko, der sich aus einem kleineren ‚Kopf‘, einem größeren ‚Körper‘ und einem schmalen, aber anscheinend sehr aktiven ‚Hals‘ zusammensetzt. Drei der möglichen Landestellen („B“, „I“ und „J“) befinden sich auf dem ‚Kopf‘, die beiden anderen Stellen liegen dagegen auf dem ‚Körper‘.
(Bild: ESA, Rosetta, MPS for OSIRIS-Team MPS, UPD, LAM, IAA, SSO, INTA, UPM, DASP, IDA)

Nach einem mehr als zehn Jahre andauernden Flug durch unser Sonnensystem, bei dem eine Distanz von rund 6,4 Milliarden Kilometern zurückgelegt wurde, erreichte die von der europäischen Weltraumagentur ESA betriebene Raumsonde Rosetta am 6. August 2014 das Ziel ihrer Reise – den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko (der Einfachheit halber ab hier als „67P“ abgekürzt). Seitdem sind die an der Rosetta-Mission beteiligten Wissenschaftler damit beschäftigt, den Kometen mit den elf Instrumenten an Bord der Raumsonde genauer zu untersuchen und zu charakterisieren.

Diese Untersuchungen dienen unter anderem auch dazu, um einen geeigneten Landeplatz für den von Rosetta mitgeführten Kometenlander Philae auszuwählen. Philae soll nach dem gegenwärtigen Stand am 11. November von der ‚Muttersonde‘ abgekoppelt werden, je nach dem gewählten Landeplatz fünf bis acht Stunden später während der dortigen ‚Morgenstunden‘ auf der Oberfläche des Kometen niedergehen und diese anschließend mit den zehn mitgeführten Instrumenten über einen Zeitraum von mindestens 50 Stunden eingehend untersuchen. Unter optimalen Bedingungen könnten diese Untersuchungen sogar bis zum März 2015 fortgesetzt werden.

Allerdings müssen bei der Auswahl des Landeplatzes verschiedene wissenschaftliche und technische Kriterien berücksichtigt werden. Nach ersten Analysen wurde der Kreis von ursprünglich zehn möglichen Landeplätzen bereits vor zwei Wochen auf derzeit nur noch fünf verbliebene potentielle Landezonen eingeschränkt (Landeregion ausgewählten Bereiches “B“). Seitdem wurden weitere Untersuchungen und Analysen durchgeführt, um aus diesen fünf Regionen die beiden Kandidaten auszuwählen, welche den von der an der Mission beteiligten Wissenschaftlern und Ingenieuren vorgegebenen Kriterien am ehesten entsprechen.

ESA, Rosetta, MPS for OSIRIS-Team MPS, UPD, LAM, IAA, SSO, INTA, UPM, DASP, IDA
Die Landestelle „B“ befindet sich auf dem ‚Kopf‘ des Kometen.
(Bild: ESA, Rosetta, MPS for OSIRIS-Team MPS, UPD, LAM, IAA, SSO, INTA, UPM, DASP, IDA)

Über den dabei gegenwärtigen Stand der Untersuchungen wurde am heutigen Tag kurz auf dem European Planetary Science Congress, einer gegenwärtig in der Nähe von Lissabon stattfindenden Fachtagung der Planetenforscher, berichtet.

Optimale Bedingungen für die Ladung bietet demzufolge die vorgeschlagene Landestelle „B“, welche sich in einer kraterähnlichen Struktur am ‚Kopf‘ des Kometen befindet. Trotz der relativ großen Anzahl der dort befindlichen Felsen mit Durchmessern von teilweise deutlich mehr als drei Metern befindet sich dort ein relativ großes und flaches Gelände. Hier besteht die größte Wahrscheinlichkeit, dass der Lander mit allen drei Landebeinen festen Bodenkontakt erhält und bei dem Landevorgang nicht ‚umkippt‘.

Allerdings weist der Landeplatzkandidat „B“ den Nachteil auf, dass dort relativ schlechte Beleuchtungsverhältnisse herrschen. Sollte diese Stelle trotzdem als Landeort ausgewählt werden, so müsste Philae eventuell immer wieder längere Zeiträume in einem Hibernationsmodus verbringen, in dem die Batterien vor der Fortsetzung der wissenschaftlichen Arbeit neu aufgeladen werden müssen.

Die vier anderen Landeplatzkandidaten weisen dagegen durchweg unebene Gelände auf, wo sich eine Vielzahl an Berghängen mit Neigungswinkeln von bis zu 60 Grad, stufenförmige Terrassen, Gräben und Spalten befinden. Die Gestaltung dieser Gelände, so die an der Landeplatzauswahl beteiligten Wissenschaftler, würde bei der Landung eine nicht zu unterschätzende Gefahr darstellen.

Die finale Entscheidung über die Auswahl des Landeplatzes von Philae wird am 13. und 14. September im Rahmen eines weiteren Meetings der hierfür zuständigen ‚Landig Site Selection Group‘ in Toulouse/Frankreich getroffen und am 15. September von der ESA im Rahmen einer Presseveranstaltung, welche auch im Internet übertragen wird, öffentlich bekannt gegeben.

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