Spanische Astronomen berichten von einem massiven Ausbruch des Kometen 29P/Schwassmann-Wachmann. Auf aktuellen Fotoaufnahmen erscheint der Komet dabei ungewöhnlich sternförmig mit einer fotografischen Helligkeit von ca. 11.5 Magnitude.
Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: Astronomers Telegram, Kronk’s Cometography, Wikipedia. Vertont von Peter Rittinger.
Der kurzperiodische Komet 29P/Schwassmann-Wachmann, auch bekannt unter der Bezeichnung Schwassmann-Wachmann 1, wurde am 15. November 1925 von den Astronomen Arnold Schwassmann und Arthur Arno Wachmann auf Fotoaufnahmen entdeckt, welche an der Sternwarte in Hamburg-Bergedorf angefertigt wurden. Man nimmt an, dass dieser Komet zur Familie der Zentauren gehört, von denen bisher lediglich 45 Objekte bekannt sind. Diese Körper bewegen sich auf Bahnen um die Sonne, welche sich zwischen den Umlaufbahnen der Planeten Jupiter und Neptun befinden.
Sie haben sich wahrscheinlich in der Entstehungsphase unseres Sonnensystems im Bereich des Kuipergürtels jenseits der Neptunbahn gebildet und sind von dort aus in den inneren Bereich des Sonnensystems gewandert. Spektrografische Untersuchungen erbrachten bei einigen dieser Objekte den Nachweis von gefrorenem Wasser auf deren Oberfläche.
Der Komet 29P/Schwassmann-Wachmann bewegt sich auf einer nahezu kreisförmigen Umlaufbahn um die Sonne, welche eine numerische Exzentrizität von lediglich 0,0441 aufweist. Mit einer mittleren Entfernung von 5,986 Astronomischen Einheiten (AU) zur Sonne befindet sich sein Orbit knapp außerhalb der Umlaufbahn des Jupiters. Für einen Umlauf um die Sonne benötigt der Komet 14,65 Jahre.
Seit seiner Entdeckung wurde 29P/Schwassmann-Wachmann regelmäßig von Profi- und Amateurastronomen beobachtet. Dabei stellte man fest, dass der Komet in der Nähe seines Perihels, derjenige Punkt der Umlaufbahn, an dem die größte Annäherung an die Sonne erreicht wird, normalerweise eine scheinbare Helligkeit von etwa 17 Magnitude (mag) erreicht. Im Aphel, dem Punkt der größten Entfernung zur Sonne, werden dagegen in der Regel lediglich 19 Magnitude beobachtet. Allerdings konnte man bei diesen kontinuierlichen Beobachtungen auch feststellen, dass der Komet relativ häufig sogenannte Helligkeitsausbrüche durchlebt. In diesen Phasen einer kurzfristig gesteigerten Aktivität kann der Komet zeitweise bis zu 13 Magnitude hell erscheinen. In sehr seltenen Fällen erreichte er sogar die 10 Größenklasse.
Im Laufe der letzten Woche konnte eine regelmäßig verlaufende, aber nur schwache Helligkeitszunahme beobachtet werden. Am 20. Dezember 2009 betrug die Helligkeit des Kometen 16,4 Magnitude, welche sich bis zum 27. Januar 2010 auf 15,1 Magnitude steigerte. Am 3. Februar 2010 wurde von spanischen Beobachtern berichtet, dass bei 29P/Schwassmann-Wachmann erneut ein außergewöhnlich großer Helligkeitsausbruch zu beobachten sei. Nach vorläufigen Analysen handelt es sich wahrscheinlich sogar um den stärksten Ausbruch der letzten zehn Jahre. Fotografisch und visuell liegt die Helligkeit demzufolge gegenwärtig bei 11,5 Magnitude. Der Kern des Kometen erscheint dabei nahezu stellar, also sternförmig, und erreicht einen scheinbaren Durchmesser von 15 Bogensekunden.
Die Beobachter aus Spanien weisen darauf hin, dass weitere Beobachtungen des Kometen 29P/Schwassmann-Wachmann wünschenswert seien. Hier ergibt sich momentan die seltene Gelegenheit, die physikalischen Prozesse bei der Entwicklung einer Kometenkoma direkt nach einem massiven Ausbruch zu studieren.
Bei einer Helligkeit von 11,5 Magnitude ist für die Beobachtung des Kometen ein Fernrohr nötig, welches mindestens über eine 8-Zoll-Optik verfügt. Schwassmann-Wachmann 1 ist zur Zeit im Sternbild Löwe (Leo) zu beobachten. Er bewegt sich dabei relativ zu den Hintergrundsternen nur sehr langsam in Richtung Sternbild Krebs (Cnc). Interessierte Beobachter finden diese Sternbilder gegenwärtig gegen 22:00 Uhr Mitteleuropäischer Zeit etwa 40 Grad über dem Horizont am Südosthimmel.
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