Gestern gab das Kepler-Team die Entdeckung von 715 neuen Planeten bekannt, die in den vergangenen Monaten durch ein neues Verifizierungsverfahren bestätigt werden konnten.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: NASA.
Alle Planeten sind Bestandteile von Plnatensystemen, von denen ein oder mehrere Mitglieder bereits bekannt waren. Die Daten dieser Systeme wurden nun statistisch analysiert und dabei wurden Größen und Umlaufzeiten weiterer Planeten extrahiert. Ein wichtiges Kriterium dabei ist, Planeten von anderen möglichen Transitobjekten abzugrenzen. Dazu zählen Zwergsterne und sogenannte Braune Zwerge.
Der NASA-Satellit Kepler verwendet ein Teleskop als Objektiv für eine ganze Anordnung von lichtempfindlichen Sensorchips und beobachtete mehrere Jahre lang eine bestimmte Himmelsregion mit etwa 150.000 sonnenähnlichen Sternen. Bewegt sich ein Planet direkt zwischen Teleskop und Stern vorbei, so kann Kepler eine kurzzeitige Verdunklung feststellen. Die Stärke der Lichtdämpfung lässt eine Aussage über die Größe des Planeten im Vergleich zu seinem Stern zu, der Abstand sich wiederholender Verdunklungen eine Aussage über die Umlaufzeit. Daraus lässt sich der Abstand des Planeten von seinem Stern berechnen. Aus Größe und Temperatur des Sterns lassen sich zudem Angaben über die Temperatur auf der Oberfläche des Planeten schließen.
Von den gestern veröffentlichten Planeten sind fast 95% kleiner als Neptun, ein Großteil liegt sogar in der Größenordnung unseres Heimatplaneten. Die Anzahl der bekannten erdähnlichen Planeten (bis 125% Erddurchmesser) hat sich mit einem Schlag verfünffacht, die Anzahl der sogenannten Super-Erden (bis 200% Erddurchmesser) sogar versiebenfacht. Auch bei Planeten bis Neptungröße gibt es mit 200% noch einen ernormen Zuwachs. Lediglich bei Planeten, die mindstens 6 Mal so groß sind wie die Erde kamen nur 2% hinzu.
Alle 715 Planeten sind Bestandteile von Planetensystemen, genau handelt es sich dabei um 305. Systeme, in denen neben einem Stern ein weiterer, kleiner Stern oder ein massereicher Brauner Zwerg vorkämen, wären nicht stabil genug, um ihre Planeten über längere Zeit auf kreisähnlichen Bahnen zu behalten. Daher konnte ein Großteil der Kandidaten letztlich als Planeten bestätigt werden. Häufig liegen deren Bahnen um einen Stern in einer Ebene, ähnlich der Ekliptik in unserem Sonnensystem.
Die bekannt gegebenen Planeten beruhen auf Daten aus den Jahren 2009 bis 2011. Hinzu kommt eine Vielzahl von weiteren Kandidaten, die noch bestätigt oder ausgeschlossen werden müssen. Auch deren Zahl ist noch einmal auf über 3.600 gewachsen. Hier gibt es für die beteiligten Wissenschaftler aber auch für Astronomen weltweit noch viel zu tun. Zudem befindet sich mit Gaia ein weiteres Weltraumteleskop etwa 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt in der Vorbereitungsphase, welches in den nächsten Jahren weitere Daten über Planetensysteme liefern kann.
Unter den neu entdeckten Planeten befinden sich auch vier, die ihren jeweiligen Stern in der habitablen Zone umlaufen. Dies ist ein Entfernungsbereich von einem Stern, in dem auf einem Planeten unter Umständen flüssiges Wasser existieren könnte. Dies ist nach gegenwärtiger Meinung eine wichtige Voraussetzung für die Entstehung von Leben.
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