SciSat 1 markiert den Wiedereinstieg Kanadas in die unbemannte Erforschung unseres Planeten
Ein Beitrag von Felix Korsch. Quelle: CSA/Spaceflightnow.com.
Am vergangenen Mittwoch wurde der kanadische Umwelt-Forschungs-Satellit SciSat 1 erfolgreich ins All geschossen. Der Start mit einer US-amerikanischen Pegasus XL verlief absolut problemfrei. Damit wurde gleichzeitig der 35. kommerzielle Start mit einem Träger dieses Typs vollzogen. Das Besondere: die Pegasus-Rakete, vermarktet von Orbital Sciences, startet nicht vom Boden, sondern aus der Luft. Dazu wurde die Pegasus, montiert an einem modifizierten Flugzeug des Typs L-1011, in einer entsprechenden Höhe (fast 12 Kilometer) und etwa 75 Kilometer vor der kalifornischen Küste entfernt, ausgeklinkt und schließlich um exakt 4:09 Uhr MESZ gezündet. Der Start des Flugzeugs erfolgte von der Vandenberg Air Force Base aus. Bereits nach etwa 10,5 Minuten wurde der polare Zielorbit in einer Höhe von ca. 600 Kilometern erreicht und der 40 Millionen US-Dollar teure Satellit, betrieben von der Kanadischen Raumfahrtagentur CSA, meldete sein Funktionieren zur Bodenkontrolle.
Hauptziel von SciSat 1 ist die Untersuchung chemischer Prozesse, speziell die Ozonkonzentration über Nordamerika. Aus den Resultaten der Untersuchungen des Satelliten, der im Oktober seinen Dienst aufnehmen soll, erhoffen sich die Wissenschaftler neue Erkenntnisse über Prozesse im Zusammenhang mit dem Entstehen von Ozonlöchern und die Auswirkungen schädlicher chemischer Stoffe auf unser kosmisches Schutzschild. Das Hauptinstrument an Bord ist ein hochempfindlichers Fourier-Tranform-Spektrometer, eine Eigenentwicklung Kanadas. Hiermit soll es möglich sein, die gleiche Atmosphärenregion bis zu dreißig Mal pro Tag genauer auf Daten wie Temperatur und chemische Zusammensetzung hin zu untersuchen und zu vermessen.
Die Mission ist ein Gemeinschaftsprojekt mit der US-Weltraumbehörde NASA, welche den 21,6 Millionen US-Dollar teuren Start der nur 150 Kilogramm schweren Apparatur finanziert hat. Im Gegenzug stellt Kanada seinerseits einen automatischen Roboterarm (Canadarm) für die Internationale Raumstation (ISS) bereit. Es ist übrigens der erste kanadische Forschungssatellit seit über dreißig Jahren. Unterdessen setzt mit dem gestrigen Start auch die Pegasus ihre Erfolgsserie fort. Bereits zum vierten Male kam eine solche Trägerrakete in diesem Jahr zum Einsatz. Durch den unkonventionellen Luftstart werden Kosten für aufwendige Startanlagen am Boden eingespart und die Nutzlastkosten gesenkt. Für nächstes Jahr sind bereits mehrere entsprechende Flüge gebucht, so etwa ein Kommunikations- und Nachrichtensatellit der US Air Force im ersten Quartal 2004.