In Pasadena wachsen die Sorgen um den Zustand des Marsrovers Opportunity: Die Bordtemperatur ist gefährlich tief gefallen, und auf den Solarpaneelen sammelt sich allmählich der Staub.
Ein Beitrag von Axel Orth. Quelle: NASA/JPL.
Wie bereits berichtet, haben die Missionsmanager den Rover tagelang nicht mehr mit der Erde kommunizieren lassen, um so möglichst viel Energie zu sparen. Denn Opportunity empfing von der staubverhüllten Sonne zuletzt nur so gerade eben genug Licht, um „energie-positiv“ zu bleiben – das heißt, seine noch gut gefüllte Batterie nicht als letzte Reserve antasten zu müssen.
Mittlerweile hat das Team neue Messwerte von dem Rover empfangen und diese geben Anlass zur Sorge. Das Wetter hat sich zwar leicht gebessert und es kommt wieder etwas mehr Licht durch. Durch den extremen Sparbetrieb der Bordelektronik – die dadurch also auch selbst weniger Wärme abstrahlt -, ist aber in den letzten Tagen die Temperatur im Inneren des Rovers gefallen: Die nächtlichen Minimalwerte liegen bei minus 37 Grad Celsius.
Nur noch zwei Grad weniger, dann würden sich automatische Notheizungen einschalten. Diese verbrauchen aber so viel Strom, dass sie die Batterie schnell leeren würden. Daher haben die Missionsmanager entschieden, den Bordcomputer wieder etwas länger zu beschäftigen, um die Innentemperatur sachte zu erhöhen. Zwar zwingen sie den Rover dadurch ebenfalls in eine leichte „Energie-Negativität“, aber in dieser Form scheint sie feiner steuerbar und damit das geringere Übel zu sein.
Hinzu kommt der allgegenwärtige Staub, der sich durch die mittlerweile über einen Monat andauernden Stürme auf den Solarpaneelen allmählich anreichert und die ohnehin geringe Energieausbeute noch zusätzlich abwürgt.
Wenn sich das Wetter auf der Meridiani-Ebene nicht bald bessert, könnte Opportunity also in einigen Wochen mit fast leerer Batterie am Rande des Victoria-Kraters stehen. Das Szenario für diesen „worst case“ sieht so aus: Wenn die Batteriespannung unter einen bestimmten Minimalwert fällt, erleidet der Bordcomputer früher oder später einen so genannten „Unterspannungsfehler“. Er wird dann sofort alle Heizungen und sonstigen Verbraucher abschalten und sich selbst in einen Schlafmodus versetzen. Nur das Batterieladesystem ist dann noch aktiv. Einmal am Tag aktiviert sich der Computer kurz, um den Ladezustand der Batterie zu prüfen und gegebenenfalls Anweisungen von der Erde zu empfangen.
Das könnte tage-, wochen- und auch monatelang dauern. Vielleicht würde der Rover auch gar nicht mehr erwachen. Denn die Gefahr dieses Schlafmodus´ besteht im unkontrollierten Auskühlen der Elektronik und der Instrumente, die bei zu tiefen Temperaturen irreparablen Schaden nehmen können. Glück im Unglück: Zur Zeit ist auf dieser Marshalbkugel Sommer. Da der Staub in der Luft wie ein Isolator wirkt, ist es laut Opportunitys Messwerten in seiner Umgebung wärmer als vor dem Sturm – paradoxerweise zu manchen Tageszeiten sogar wärmer als im Inneren des Rovers…
Spirit im „Gusev-Krater“ ist weiterhin nicht so stark betroffen. Zwar sammelt sich auch auf seinen Solarpaneelen der Staub, doch ist hier die Energieausbeute weiterhin auf ausreichendem Niveau, um zu überleben.