Amateurastronomen, holt eure Teleskope! Jupiter wächst ein zweiter Roter Fleck. Er ist etwa halb so groß wie der berühmte Große Rote Fleck und hat jetzt fast dieselbe Farbe.
Ein Beitrag von Axel Orth. Quelle: NASA Science. Vertont von Dominik Mayer.
Der offizielle Name des neuen Sturms ist „Oval BA“, aber „Red Junior“ wäre treffender. „Oval BA“ entstand im Jahr 2000, als drei kleinere Stürme nach und nach miteinander kollidierten und verschmolzen. Astronomen beobachteten den Vorgang mit großem Interesse, starrten durch Hubble und andere Teleskope gebannt gen Jupiter. Bei einer ähnlichen Fusion, Jahrhunderte her, dürfte der originale Große Rote Fleck entstanden sein, ein Sturm, der mindestens 300 Jahre alt und doppelt so groß wie die Erde ist.
Seit seiner Entstehung hat „Oval BA“ mehrfach die Farbe gewechselt. Im November war er noch weiß und wurde im Dezember langsam braun. Und vor ein paar Wochen wurde er rot.
Warum rot?
Kurioserweise weiß niemand genau, warum der Große Rote Fleck selbst rot ist und rot bleibt. Eine beliebte Erklärung ist, dass der Sturm Material aus der Tiefe noch unter Jupiters Wolkenschichten empor reißt und in großen Höhen ablagert, wo die Ultraviolettstrahlung der Sonne – durch noch unbekannte chemische Prozesse – die vertraute Ziegelsteinfarbe produziert.
„Der Große Rote Fleck ist der größte Sturm auf Jupiter, ja sogar im ganzen Sonnensystem“, sagt Glenn Orton, ein Astronom am JPL, der sich auf Studien von Stürmen auf Jupiter und anderen Riesenplaneten spezialisiert hat. „Der Sturm reicht bis in eine Höhe von acht Kilometern über den umgebenden Wolken. Ein Sturm, der Material in solche Höhen fördern kann, muss sehr kraftvoll sein.“
„Oval BA“ dürfte nun selbst diese Schwelle überschritten haben. Wie sein großer Vater könnte nun auch „Red junior“ Material aus tieferen Schichten über die Wolken heben, wo die solare Ultraviolettstrahlung chromophores (farbänderndes) Material rot färbt. Wenn diese These zutrifft, dann ist ein tiefer werdendes Rot ein Zeichen, dass ein Sturm stärker wird.
„Einige von Jupiters weißen, ovalen Stürmen haben sich zuvor schon leicht rötlich verfärbt, beispielsweise Ende 1999, aber nicht oft und nicht lange“, sagt John Rogers, Autor des Buchs „Jupiter: The Giant Planet“, das die teleskopischen Beobachtungen von Jupiter der letzten 100 Jahre nacherzählt. „Wir sind gespannt, ob ‚Oval BA‘ jetzt dauerhaft rot bleibt.“