Jungfernflug einer Minotaur IV verzögert sich weiter

Der Erstflug der Minotaur-IV-Rakete wird vermutlich erst im Dezember 2010 stattfinden. Dabei soll ein militärischer Satellit in den Weltraum gebracht werden.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: OSC, USAF, defensenews.com, spacenews.com, lompocrecord.com.

USAF
Basis der Minotaur IV: ICBM MX
(Bilder: USAF)

Der Start von der Luftwaffenbasis Vandenberg in Kalifornien war zuerst für Dezember 2008, zwischenzeitlich für Anfang 2009 geplant, und dann zunächst auf den 22. Oktober 2009 verschoben worden. Dadurch sollte abgeklärt werden, ob ein Versagen der Nutzlastverkleidung wie beim Transport des Satelliten OCO auf einer Taurus-XL-Rakete bei der Minotaur IV auftreten könnte. Die Nutzlastverkleidungen beider Raketentypen werden von der Orbital Sciences Corporation (OSC) bereitgestellt.

Orbital Sciences Corporation (OSC)
Ingenieursmodell der Minotaur IV auf der Startrampe
(Bild: Orbital Sciences Corporation (OSC))

Zusätzlich hat sich ein Problem herauskristallisiert, das alle geplanten Minotaur-IV-Raketen betrifft. In den ersten drei Stufen der Minotaur IV werden Feststoffmotore ehemaliger Interkontinentalraketen des Typs MX alias Peacekeeper verwendet. Der Gasgenerator, der das Arbeitsgas für die Lenkung der dritten Stufe bereitsstellt, stößt dieses auf eine Art und Weise aus, die den Flug der Rakete nach dem Ausbrennen der dritten Stufe so stören würde, dass ein Einschuss der Nutzlast in die vorgesehene Umlaufbahn nicht in der erforderlichen Genauigkeit sichergestellt werden kann. Bei der Minotaur IV sieht das Flugprofil zwischen dem Ausbrennen der dritten Stufe und deren Abtrennen eine minutenlange Freifflugphase vor. Um unerwünschte Flugbahnbeeinflussungen zu verhindern, sollen sowohl an der Hardware der Rakete, die auch als Peacekeeper SLV oder OSP-2 bezeichent wird, als auch an der Software zu ihrer Steuerung Änderungen vorgenommen werden.

Boeing
SBSS Satellit späht Richtung höhere Umlaufbahnen – Illustration
(Bild: Boeing)

Im Oktober 2009 wurde bekannt, dass der Start um unbestimmte Zeit verschoben werden muss. Ende Dezember 2009 wurde gemeldet, ein Start im Dezember 2010 werden anvisiert. Die zu transportierende Nutzlast, ein militärischer Satellit zur Weltraumüberwachung mit der Bezeichnung SBSS (für Space Based Space Surveillance) und mit einer Startmasse von rund einer Tonne soll nun solange sachgerecht eingelagert werden, bis eine entsprechende Startkampagne aufgenommen werden kann. Das von Ball Aerospace in einer von Boeing als Hauptauftragsnehmer angeführten Arbeitsgruppe gebaute Raumfahrzeug ist mit einer hochentwickelten Digitalkamera mit einer Masse von rund 227 Kilogramm ausgestattet. Die Kamera ist so montiert, dass sie sehr schnell auf ein aufzunehmendes Objekt ausgerichtet werden kann. Solche Objekte können zum Beispiel startende Raketen, Satelliten im All oder Weltraumschrott sein. Die Kosten für den ersten Satelliten waren ursprünglich einmal auf 189 Millionen US-Dollar veranschlagt, und belaufen sich zum jetzigen Zeitpunkt auf 425 Millionen US-Dollar. Eine mögliche Konstellation von vier Satelliten wird auf über 3 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Raumcon:

Nach oben scrollen