Der erste europäische Raumfrachter Jules Verne ist gestern in einem Parkorbit angelangt, der sich ca. 2.000 km vor seinem Ziel, der Internationalen Raumstation (ISS) befindet.
Ein Beitrag von Christian Bewermeyer. Quelle: ESA.
Das auch unter seiner technischen Bezeichnung Automated Tansfer Vehicle (ATV) bekannte Raumfahrzeug erreichte diesen Punkt mit Hilfe zweier erfolgreicher Triebwerkszündungen zur Anhebung der eigenen Umlaufbahn. Während der Ausführung dieser Manöver passierte Jules Verne die ISS in nur 30 km Entfernung, wodurch das Versorgungsschiff von der Station aus sichtbar war. Drei weitere kleinere Korrekturzündungen brachten das ATV schließlich gegen 13:00 Uhr MEZ in die 2.000 km von der ISS entfernte Parkposition. Dort wird Jules Verne bis zum Ende der Mission des Space Shuttles Endeavour verbleiben.
Laut Alberto Novelli, dem Missionsdirektor am Kontrollzentrum im französischen Toulouse, verlief alles perfekt. „Wir haben heute bewiesen, dass das gesamte Antriebssystem funktioniert.“ Die europäische Raumfahrtagentur (ESA) wird nun alle seit dem Start gewonnenen Daten bei einem Treffen mit den internationalen Partnern am 25. März besprechen. Es wird erwartet, dass das ATV dabei ein Go für die Demo-Days bekommt.
Bei den sogenannten Demo-Days am 29. und 31. März wird der Raumfrachter zwei Mal einen Anflug an die ISS durchführen. Dabei wird sich Jules Verne – unterstützt vom GPS-Navigationssystem – bis auf 12 Meter an die Raumstation annähern (Demo Day 2). Wenn alle Tests zufriedenstellend verlaufen, wird das ATV voraussichtlich am 3. April an die ISS andocken.
Das in Bremen gebaute Raumfahrzeug wurde am 9. März mit einer Ariane 5-Trägerrakete gestartet. Kurz nach dem Start trat jedoch ein Problem im Antriebssystem auf, dass aber schnell gelöst werden konnte, so dass Jules Verne das Collision Avoidance Manoeuvre ausführen konnte. Mit diesem Test wurde erprobt, ob das ATV einen Anflug an die ISS abbrechen und sich selbst in einen sicheren Survival-Modus schalten kann, falls Probleme beim Andockvorgang auftreten.
Jules Verne gibt der ESA die Möglichkeit, sich selber an der Versorgung der ISS zu beteiligen, indem es bis zu 9.500 kg Nutzlast, wie Lebensmittel, Wasser, Treibstoff und Sauerstoff zur Station bringen kann. Zudem kann das ATV während seines sechsmonatigen Aufenthalts mit Abfällen beladen werden, die dann beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglühen.