Jubiläum und Frachter-Ankunft

Das älteste Modul der ISS, Sarja, hat in dieser Woche seine 60.000ste Runde um unseren Heimatplaneten geschafft. Das entspricht einer Strecke von gut 2,5 Milliarden Kilometern in reichlich 10 Jahren. Außerdem brachte Progress-M 02M Treibstoff und Frachtgut.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: NASA, Roskosmos.

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Wartungsarbeiten am Combustion Integrated Rack (CIR).
(Bild: NASA)

Neben den vielfältigen medizinischen Selbstuntersuchungen (u. a. Nutrition, SLEEP, Wsaimodeistwije/Interactions, Sonokard oder Bisphosphonates), Wartungsarbeiten (u. a. Luftfilter, Combustion Integrated Rack, Cell Biology Experiment Facility) und Routine-Checks (u. a. Lebenserhaltungssysteme, Sportgeräte, Computer und Experimente) standen viele weitere Aufgaben auf dem Arbeitsprogramm von Gennadi Padalka, Michael Barratt und Koichi Wakata.

So koppelte am 12. Mai das unbemannte Transportraumschiff Progress-M 02M vollautomatisch am Schleusenmodul Pirs an. Die Besatzung, die für Notfälle an einem Fernsteuerungssystem bereit stand, musste nicht eingreifen. Beim ersten Raumschiff dieses überarbeiteten Progress-Typs im Dezember letzten Jahres hatte eine unsinnige Entfernungsangabe dazu geführt, dass der automatische Anflug abgebrochen und per Handsteuerung angedockt werden musste.

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Progress-M 02M im Anflug
(Bild: NASA)

Der dreiunddreißigste ISS-Progress-Frachter brachte erneut etwa 2,5 Tonnen Fracht, darunter Treibstoffe für Bahnmanöver, Nahrungsmittel, Verbrauchsgüter, aber auch Freizeitartikel (Zeitschriften, DVDs) und den dritten neuen Orlan-MK-Raumanzug für Außenbordarbeiten. Am Tag nach dem Kopplungsmanöver wurde der Frachter gesichert, geöffnet und an das Bordversorgungs- und Kontrollsystem (Luft, Temperatur, Energie) angeschlossen. Mit den Entladearbeiten wird man noch eine Weile mehrere Stunden täglich beschäftigt sein. Gennadi fotografierte auch den Führungskonus am mittlerweile abgebauten Kopplungsaggregat, um diesen auf eventuelle Beschädigungen überprüfen zu lassen.

Am 13. Mai wurde der Mobile Transporter samt Manipulatorarm von Arbeitsstelle 7 nach 4 verlegt. Mit Hilfe einer Kamera am Canadarm2 wurde am nächsten Tag der Ausstoß von etwa 20 kg Ammoniak aus dem Kühlsystem der Station aufgezeichnet. Auch von der Erde aus wurden die Auswirkungsen dieses Ausstoßes auf die umgebende Hochatmosphäre beobachtet. Damit wurde aber auch der Kühlkreislauf A, einer von insgesamt 4 vorhandenen, trockengelegt. Vor einiger Zeit hatte man eine Beschädigung am Radiator auf Gitterelement S1 festgestellt. Materialermüdung oder Mikrometeoritentreffen könnten dort einen Riss entstehen lassen, durch den Kühlmittel verlorengeht. Im schlimmsten Fall könnte sämtliches Kühlmittel entweichen, da es kein Messgerät für die noch vorhandene Ammoniakmenge gibt. Deshalb hat man sich wohl entschlossen, den betreffenden Kühlkreislauf zu deaktivieren. Die anderen Kühlschleifen bieten ausreichend Kapazität zum Abführen der Wärme, die in den elektrischen Anlagen im Außenbereich der Station entsteht.

Reparaturarbeiten betrafen eine verstopfte Kondenswasserleitung im Europäischen Labormodul Columbus. In der kommenden Woche soll ein nicht funktionierendes und mittlerweile als überflüssig eingestuftes Rückschlagventil in der seit Ende April deaktivierten Wasseraufbereitungsanlage ausgebaut werden. Dazu wurden Werkzeuge bereitgelegt. Koichi fertigte sogar ein spezielles Tool an, mit dem mehrere Dichtungsscheiben leichter entnommen werden können.

Experimentelle Tätigkeiten betrafen unter anderem die Pflege und Überwachung der Gerstenpflanzen im Lada-Gewächshaus (Experiment Rastenija), die Neuausrichtung der Kristallisationszelle 2 in einer entsprechenden Anlage im Modul Kibo (Experiment FACET), die Erforschung von Verbrennungsprozessen und insbesondere der Temperatur, ab der bei verschiedenen Brennstoffen Rauchbildung auftritt (Experiment SPICE) oder die Entwicklung kognitiver Fähigkeiten wie Lern- und Konzentrationsvermögen, Aufmerksamkeit, Kurzzeitgedächtnis, räumlicher Vorstellung und mathematisch-logischen Fertigkeiten (WinSCAT).

JAXA/NASA
Koichi schwebt auf einem fliegenden Teppich durch das Kibo-Labor. Japaner!
(Bild: JAXA/NASA)

Zur Vorbereitung der Ankunft des neuen Ausstiegs-, Kopplungs- und Forschungsmoduls MRM 2, die für November dieses Jahres geplant ist, installierte Gennadi neue Steuerungs- und Navigationshardware im Kopfteil des Service-Moduls Swesda. In einigen Wochen werden er und Michael Barratt in diesem Kopfteil einen Kopplungskonus in die obere Luke einsetzen. Dazu muss dieser Teil der Station enthermetisiert werden. Eine solche Aktion wird auch interner Ausstieg genannt, die Raumfahrer tragen dabei Raumanzüge.

Koichi demonstrierte für Bildungszwecke das Verhalten verschiedener Körper in der Schwerelosigkeit (u. a. Bekleidung, ein fliegender Teppich und Wasser). Außerdem fanden mehrere Konferenzen mit dem Flugleitzentrum statt. Funkkontakt wurde auch zu Teilnehmern der flämischen Weltraumtage in Leuven (Belgien), Schülern der Besyo-Grundschule in Saitama (Japan) und Reportern des Rossiski Kosmos Magazin aufgenommen. Außerdem eröffnete Koichi im russischen Fernsehen die Abstimmung beim „Eurovision Song Contest“ aus dem Weltall. Erdbeobachtung spielte dagegen kaum eine Rolle. Lediglich Gletscher und Küstenbereiche in Südamerika wurden fotografiert.

Raumcon:

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