Johannes Kepler erreicht die ISS

Heute um 16:59 Uhr MEZ koppelte das zweite europäische Automated Transfer Vehicle (ATV 2) mit rund sieben Tonnen Fracht an der Internationalen Raumstation. In dem siebentägigen Anflug näherte es sich nach und nach der Station, um nun am hinteren Ende des Swesda-Moduls seine vier Monate dauernde Mission an der ISS zu beginnen.

Ein Beitrag von Ralf Möllenbeck. Quelle: NASA, Raumfahrer.net, ESA.

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Das ATV 2 im Anflug auf die ISS
(Bild: NASA-TV)

Das europäische Versorgungsraumschiff ATV 2, welches den Namen des deutschen Astronomen und Mathematikers Johannes Kepler trägt, startete am 17. Februar, mit einem Tag Verspätung, vom europäischen Weltraumstartplatz Kourou in Französisch-Guayana zur ISS. Die Ariane-5-Trägerrakete brachte ATV 2, in der Kurzform auch JoKe genannt, in einen vorläufigen Orbit von 260 Kilometern Höhe. Nachdem seine Systeme aktiviert, die vier Solarzellenelemente ausgefahren und eine Antenne ausgeklappt waren, begann JoKe seine einwöchige Annäherung an die Station. Dafür führte das Raumschiff mehrere Orbitalmanöver durch, um seine Umlaufbahn der ISS-Umlaufbahn anzugleichen. Zwischen diesen Manövern wurde es immer wieder mit dem Heck zur Sonne ausgerichtet, einerseits um die Solarzellen optimal zur Sonne zu stellen, andererseits um die Thermalverhältnisse des Frachtmoduls zu optimieren.

Heute, um 13:30 Uhr MEZ, erreichte das ATV 2 den Wegpunkt S1 in 15,5 Kilometern Entfernung zur ISS. Die Flugbahn befand sich zu diesem Zeitpunkt 5 Kilometer unterhalb der Station. Nach einem kurzen Halt wurde der Flug zum Haltepunkt S2 fortgesetzt, 14:12 Uhr MEZ war dieser erreicht. Das ATV befand sich nun 3,5 Kilometer hinter dem Swesda-Modul in der gleichen Höhe wie die ISS. Nun wurden von der Bodenkontrolle das automatische KURS-Annäherungssystem und die Außenlichter aktiviert.

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Die Annäherungsschritte an die ISS grafisch dargestellt
(Bild: ESA)

Des Weiteren erfolgte von nun an die Navigation mit relativem GPS. Weitere Zündungen der Manövriertriebwerke, das ATV besitzt 28 Stück davon, brachten es innerhalb einer knappen halben Stunde zum nächsten Haltepunkt S3 in 250 Metern Entfernung zur Station. Hier wurden die videometrischen und telegoniometrischen Systeme des Frachters für die vollautomatische Endannäherung aktiviert. Nach einem GO durch das ATV-Kontrollzentrum in Toulouse und einem kleinen Problem mit der Videoüberwachung durch die ISS-Besatzung, schob sich das Raumschiff bis auf 19 Meter auf den Haltepunkt S4 hinter die Station heran. Nach einer kurzen Verweilzeit und einem weiteren GO durch das ATV-Kontrollzentrum erfolgte die Endannäherung und Kopplung am hinteren Ende des Swesda-Moduls.

Die Kopplung an dem russischen Kopplungsadapter SSWP G4000 erfolgte mit einer relativen Geschwindigkeit von unter 0,1 m/s. Das ist im Gegensatz zu den russischen Raumschiffen ein geringerer Wert, ist aber der hohen Masse des ATV geschuldet. Vergleichen könnte man es mit einem Auto, welches mit 1,5 km/h gegen ein Hindernis stößt, also ein sehr sanftes Manöver. Rund zehn Minuten nach dem ersten Kontakt wurden die festen Verbindungen zwischen JoKe und der Station bestätigt, die elektrischen Verbindungen meldeten weitere zehn Minuten später Kontakt und die Datenverbindungen arbeiten seit 17:35 Uhr MEZ. Bis morgen wird sich ATV 2 in einem Wartemodus befinden, um dann gegen 11:33 Uhr MEZ auch gleich eine Bahnanhebung des Orbitalkomplexes durchzuführen. Diese als Testzündung bezeichnete Aktion soll 3 Minuten und 18 Sekunden dauern und wird die durchschnittliche Umlaufbahn der ISS um 900 Meter anheben. Das Öffnen der Luken zum Versorgungsraumschiff ist für morgen um 14:55 Uhr MEZ geplant und die Langzeitbesatzung wird mit dem Frachttransfer zur Station beginnen. Mit der erfolgreichen und vollautomatischen Kopplung am heutigen Tage ist eine Grundvoraussetzung für den Start der Discovery zur STS-133-Mission erfüllt worden.

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