Die japanische Agentur für Luft- und Raumfahrtforschung teilte am 28. April 2016 mit, die Bemühungen zur Rettung des Weltraumteleskops Astro-H einzustellen. Ein Betrieb des Teleskops ohne seine Solarzellenausleger ist nicht möglich.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: JAXA.
Astro-H war dafür gedacht, Wissenschaftlern eine neue Durchmusterung des Himmels im Bereich der weichen und harten Röntgen-, sowie der weichen Gammastrahlung zu ermöglichen. Es war von der japanischen Agentur für Luft- und Raumfahrtforschung (Japan Aerospace Exploration Agency, JAXA) erst am 17. Februar 2016 gestartet worden.
Nach der Ausrichtung des Teleskops auf ein neues Beobachtungsziel am 25. März 2016 lief an Bord eine Folge von Ereignissen ab, die zu einer zu schnellen Rotation des Raumfahrzeugs und letztlich zu dessen Zerstörung führte.
Um die an Bord von Astro-H aufgetretene Anomalie zu untersuchen, hatte die JAXA eine Arbeitsgruppe unter der Leitung des JAXA-Präsidenten Naoki Okumura eingerichtet. Nach Angaben der JAXA tat die Arbeitsgruppe alles, um herauszufinden, was geschehen war, und um die Kontrolle über das Weltraumteleskop wieder zu erlangen.
Nach gründlichen technischen Untersuchungen musste die Arbeitsgruppe jedoch feststellen, dass das Weltraumteleskop Astro-H nicht mehr zu benutzen sein wird. Ausführliche Simulationen hinsichtlich von Astro-H abgetrennten Bauteilen förderten zu Tage, das es sehr wahrscheinlich ist, dass beide Solarzellenausleger an ihrer Basis vom Raumfahrzeug abgebrochen sind, da sie an den dortigen Befestigungspunkten besonders empfindlich für eine nicht vorgesehene Rotation des Raumfahrzeugs sind.
Anfänglich als Signale von Astro-H gedeutete Funksignale, die nach dem Schadensereignis aufgefangen wurden, stammen nicht vom Weltraumteleskop, ist sich die JAXA mittlerweile sicher. Eine genaue Untersuchung der Signale lässt nur den Schluss zu, dass sie wegen ihrer Frequenz nicht von Astro-H stammen können, meldete die JAXA.
Von zahlreichen Organisationen außerhalb Japans erhielt die JAXA ebenfalls Informationen, die eine Trennung der Solarzellenausleger vom Raumfahrzeug wahrscheinlich erscheinen lassen.
Unter Betrachtung aller erarbeiteten und erhaltenen Informationen kam die JAXA zum Schluss, dass es ihr nicht möglich ist, Astro-H wieder in Betrieb zu setzen. Daher verschiebt die JAXA den Schwerpunkt ihrer Bemühungen jetzt auf die Untersuchung der Ursachen und Faktoren, die zum Verlust des Weltraumteleskops geführt haben könnten.
Bei der Fehlersuche sollen alle Phasen der Realisierung des Weltraumteleskops betrachtet werden. Entwurf, Bau, Abnahme und begonnener Betrieb des Teleskops will man genau unter die Lupe nehmen.
Die JAXA bedauert es nach eigenen Angaben sehr, dass man die Mission von Astro-H nicht fortsetzen kann und entschuldigt sich bei allen, die Astro-H unterstützt und auf die erwartbar besonderen wissenschaftlichen Ergebnisse der Arbeit des Teleskops gehofft haben.
Den Organisationen innerhalb und außerhalb Japans, die der JAXA mit Beobachtungen des Teleskops und anderer Hilfe Unterstützung zukommen ließen, dankt die JAXA ausdrücklich.
Astro-H alias Hitomi – bzw. der Hauptkörper des Satelliten – war katalogisiert mit der NORAD-Nr. 41.337 und als COSPAR-Objekt 2016-012A. Zwischenzeitlich trug er die NORAD-Nr. 41.442.
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