Das neue Jahr wird für die japanische Raumfahrtbehörde JAXA ausgesprochen anspruchsvoll werden.
Ein Beitrag von Markus Rösken. Quelle: Markus Rösken, JAXA, Raumfahrer Net.
Es wird in diesem Jahr zwei große Projekte geben. Zum einen den Start von zwei weiteren Satelliten, dem Wideband InterNetworking engineering test and Demonstration Satellite KIZUNA (Winds) und dem Greenhouse gases Observing SATellite GOSAT. Kizuna ist ein Kommunikationssatellit, der einen großflächigen High-Speed-Internet-Zugang ermöglicht. Durch ihn kommen flächendeckend große Regionen der südostasiatischen Region in den Genuss eines schnellen Internetzugangs, der auch entlegene Gebiete erreicht und so auch Gegenden, in denen bisher ein Datentransfer unmöglich oder nur schwer zu realisieren war, mit einer Anbindung an das weltweite Netz versorgt (mehr Informationen).
GOSAT hingegen ist ein Umweltsatellit, der den Ausstoß von CO2 und anderer Treibhausgase misst und diese Messwerte mit internationalen Daten ab- bzw. vergleicht. GOSAT ist vor allem im Rahmen des Kyoto-Protokolls gebaut worden, um den CO2-Ausstoß Japans bis 2012 um 6% zu mindern. (mehr Informationen)
Die wahrscheinlich jedoch spektakulärere Aktion der JAXA wird zweifelsohne der Start des japanischen Moduls für die ISS sein. Das Japanese Experimental Modul (JEM) Kibo (deutsch Hoffnung) ist das erste bemannte japanische Raumobjekt und wird in drei Schritten an der ISS installiert werden. Auf jedem der drei Flüge werden japanische Astronauten mit von der Partie sein. Den ersten Flug, STS 123, wird Takao Doi begleiten, der bereits 1997 mit STS 87 als Missionsspezialist auf der ISS war. Doi ist mit 53 Jahren einer der ältesten Raumfahrer des kleinen japanischen Astronautencorps und gilt als erfahrener Missionsspezialist.
Den zweiten Flug wird Akihiko Hoshide mit STS 124 durchführen. Dies wird Hoshides erster Aufenthalt im Weltraum sein. Den dritten und letzten Flug zur Montage des Moduls macht Koichi Wakata, der 1992 bereits bei STS 72 und erneut im Oktober 2000 bei STS 92 dabei war, an mehreren Außenbordeinsätzen teilnahm und als einer der erfahrensten japanischen Astronauten gilt.
Das Kibo-Modul stellt das erste bemannte japanische Weltraummodul dar und ist für die japanische Weltraumfahrt ein großer Schritt hin zu einem eigenen bemannten Programm in der Zukunft. Vor allem der geplante Langzeitaufenthalt von Wakata stellt eine wichtige Erfahrung für das Programm dar. Doch nicht nur personell, auch technisch sind die Bemühungen um ein eigenes bemanntes Programm auf dem besten Weg. So sind bereits seit längerer Zeit zwei neue Transporter in Planung und werden hoffentlich dieses oder nächstes Jahr in Produktion gehen können. Zum einen ist es das H-II Transfer Vehicle (HTV), dass die Kosten für unbemannte Transporte zur ISS senken soll und primär für eine Versorgung der ISS mit Lebensmitteln, Ausrüstung und Kleidung konzipiert wurde.
Zum anderen ist bereits seit längerer Zeit die H-II-B-Rakete in der Entwicklung, die den erhöhten Leistungsansprüchen gerecht werden soll. Noch immer ist in der Raketentechnik keine Sättigung des Lastvermögens zu erkennen und durch die H-II B wird es Japan erstmals möglich sein, auch größere Lasten im internationalen Maßstab in hohe Umlaufbahnen zu befördern. Das Vorläufermodell H-II wird dabei jedoch nicht obsolet. Die Erweiterung des Raketenarsenals stellt vielmehr eine Flexibilisierung der japanischen Startmöglichkeiten dar. So ist es mit der H-II B auch möglich, mehrere Satelliten gleichzeitig zu starten, was eine enorme Kostensenkung darstellt und gut für das ohnehin sehr knapp bemessene japanische Weltraumbudget ist.
Auch in der Planetenforschung sind weitere größere Projekte geplant, die aber 2008 noch nicht zum Einsatz kommen werden. Gerade hier, in der wissenschaftlichen Arbeit und kleineren, kostengünstigeren Projekten liegt die eigentliche Stärke des Programms. So sind mit dem Venus Orbiter Planet C und dem Merkur Orbiter Bepi-Colombo gleich zwei Planetenmissionen geplant. Hinzu kommt der Radioastronomie-Satellit ASTRO-G, eine neue Asteroiden-Forschungssonde Hayabusa 2 und ein weiterer Mondorbiter. Wie auch immer die Zukunft der JAXA aussieht und welche Rolle sie in der asiatischen Raumfahrt spielen wird, gegenüber allen anderen asiatischen Ländern, die mit großen Geldbeträgen nun enorme Weltraumpläne groß ziehen, um auf internationaler Ebene eine führende Position einzunehmen: Die Erfahrung von nunmehr knapp 40 Jahren Raumfahrt sind der JAXA nicht mehr zu nehmen. Trotz des kleinen Budgets leistet sie doch immer wieder Erstaunliches. Sie versteht es, mit kostengünstigen Projekten immer wieder eine hohe Medientauglichkeit herbeizuführen. Dies bewirkt auch in der Bevölkerung ein großes Interesse an der Raumfahrt, was sich wiederum positiv auf eine hohe Akzeptanz und Unterstützung der Raumfahrtaktivitäten in Japan auswirkt.
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