IXV-Testflug erfolgreich

Am 11. Februar hat die europäische Raumfahrtagentur ESA erfolgreich das IXV (Intermediate eXperimental Vehicle) erfolgreich gestartet. Während des anderthalbstündigen Fluges wurden neuartige Technologien für zukünftige Raumfahrzeuge getestet.

Ein Beitrag von Martin Knipfer. Quelle: ESA, NSF, Raumcon, Arianespace.

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Die Vega-Trägerrakete startet das IXV.
(Bild: ESA)

Rauch stieg auf, der Lärm des startenden Raketentriebwerks erfüllte die Luft. Kurz darauf schoss eine kleine, weiße Rakete förmlich in den Himmel über Französisch-Guayana. So begann heute um 14:40 der Flug des IXV (Intermediate eXperimental Vehicle), eines kleinen Raumflugkörpers, dessen Ziel es ist, Technologien für zukünftige Raumfahrtmissionen zu testen. Dieser Wiedereintrittskörper hat etwa die Form eines Faustkeils, er ist etwa fünf Meter lang, 2,2 Meter breit und etwa zwei Tonnen schwer. Seine Außenhülle besteht aus fortschrittlichen keramischen und ablativen Materialien, die das IXV vor der Hitze während des Wiedereintritts in die Erdathmosphäre beschützen. Sie sind an der inneren Struktur aus Verbundwerkstoffen angebracht, im Inneren des Wiedereintrittskörpers befinden sich elektronische Systeme zur Steuerung des IXV, über 300 Sensoren zum Sammeln von Daten, Fallschirme sowie aufblasbare Ballons zur Aufrichtung des Wiedereintrittskörpers nach der Wasserung. Am Heck sind kleine Steuertriebwerke und zwei schwenkbare Steuerklappen angebaut.

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Das IXV wird in der Verkleidung „verpackt“.
(Bild: ESA)

Die Vorbereitungen zu dem Flug des IXV begannen bereits im Spätsommer. Nachdem der Raumflugkörper von der Firma Thales Alenia entwickelt, gefertigt und getestet wurde, wurde er zu dem Raketenbahnhof in Französisch-Guayana geflogen. Doch dann kam eine Hiobsbotschaft: Eine neue Flugbahn musste gefunden werden, da es bei der alten Probleme mit den Sicherheitsbestimmungen gab. Im Januar konnten dann die Startvorbereitungen wieder aufgenommen werden. Das IXV wurde betankt, in eine schützende Verkleidung gebracht und innerhalb dieser dann mit der Trägerrakete verbunden. Danach wurde die Rakete mitsamt des IXV aus der Vorbereitungshalle herausgerollt. Der Start sollte ursprünglich um 14 Uhr stattfinden, wurde jedoch um 40 Minuten verschoben, da vorübergehend keine Telemetriedaten des Raumflugkörpers am Boden empfangen wurden. Dann, um 14:40, hob die verhältnismäßig kleine Trägerrakete vom Typ Vega vom Raumflughafen Kourou ab.

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Eine Grafik zum Ablauf des IXV-Fluges.
(Bild: ESA)

Nacheinander zündeten alle vier Stufen dieser Rakete, in einer Höhe von 348 km wurde das IXV von der Vega abgetrennt und stieg dann anschließend bis auf 413 km. Im zweiten Teil seines Suborbitalflugs sammelte es mit seinen mehr als 300 teils herkömmlichen, teils komplexen Sensoren eine Fülle von Daten. Bei seinem Sinkflug drosselte das Raumfahrzeug seine Geschwindigkeit wieder. Während des Wiedereintritts in die Erdatmosphäre betrug die Geschwindigkeit bei einer Höhe von 120 km 7,5 km/s, womit die Flugbedingungen denen bei einem Wiedereintritt eines Raumfahrzeugs von einer erdnahen Umlaufbahn aus entsprachen. Nach gelungenem Wiedereintritt in die Atmosphäre öffneten sich die Fallschirme des IXV, um das Raumfahrzeug weiter abzubremsen, damit es sicher auf der Wasseroberfläche des Pazifik aufsetzen konnte. Der Flug dauerte etwa 100 Minuten. Augenblicklich halten Ballons das IXV über Wasser, bis es vom Bergungsschiff an Bord geholt wird, um nach seiner Rückkehr im ESTEC, dem technischen Zentrum der ESA in den Niederlanden, eingehend untersucht zu werden. Erste Ergebnisse des Flugs dürften in etwa sechs Wochen bekannt gegeben werden.

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PRIDE während der Beobachtung der Erde- für immer nur eine Illustration?
(Bild: ESA)

Dieser erfolgreiche Flug stellt sicherlich einen Erfolg für die europäische Raumfahrt dar, jedoch stellt sich trotz aller Freude unweigerlich die Frage, ob diese Mission ohne großen Nutzen war. Die ESA wollte mit diesem Flug fortschrittlichen Technologien für einen Wiedereintritt in die Erdathmosphäre testen, die bei PRIDE (Programm für Europas wiederverwendbaren orbitalen Demonstrator) zum Einsatz kommen sollen, einem kleinen, wiederverwendbarem Raumflugzeug, das gegenwärtig entwickelt wird. Auf der letzten Ministerratskonferenz 2014 erhielt dieses Programm jedoch nur minimale Geldmittel, dass PRIDE jemals fliegen wird, darf daher bezweifelt werden. Weitere Anwendungsbereiche für die Technologie des IXV wären eine Mission zur Rückführung von Marsbodenproben (Mars Sample Return) oder eine wiederverwendbare Trägerrakete. Bei beiden Vorschlägen erscheint es aber als unwahrscheinlich, dass unsere europäischen Raumfahrtpolitiker jemals die benötigten Geldmittel für derartige Missionen bereitstellen. Somit steht zu befürchten, dass IXV letztendlich als Dead-End Mission keinen tatsächlichen Nutzen hat, eine Situation, an der die gegenwärtige europäische Raumfahrtpolitik nicht ganz unschuldig sind.

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