Ist die Erde bewohnt?

Das fragen sich ESA-Wissenschaftler und versuchen von der Venus aus, eine Antwort zu finden. Was zunächst nur eine Idee war, stellte sich mittlerweile als überaus anspruchsvolle Aufgabe heraus.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: ESA.

ESA/VIRTIS/INAF-IASF/Obs. de Paris-LESIA/Solar System Simulator JPL-NASA
Nachweis von Sauerstoff und Wasser in der Erdatmosphäre durch VIRTIS.
(Bild: ESA/VIRTIS/INAF-IASF/Obs. de Paris-LESIA/Solar System Simulator JPL-NASA)

Wissenschaftler nutzen die ESA-Sonde Venus Express, um durch Beobachtungen aus dem Venusorbit zu bestätigen, dass die Erde ein bewohnbarer Planet ist. Dies ist keineswegs eine sinnlose Übung, wie man zunächst annehmen könnte. Aus der Ferne festzustellen, ob ein Planet bewohnbar ist gehört zukünftig mehr denn je zum Aufgabenbereich von Planetenforschern, nur dass die Untersuchungsobjekte von uns noch viel weiter entfernt sind als die Erde von der Venus.

Venus Express richtete sein abbildendes Spektrometer VIRTIS (Visible and Infrared Thermal Imaging Spectrometer), das im optischen und infraroten Bereich arbeitet, bereits kurz nach seinem Start im November 2005 auf die Erde. Mittlerweile wurde daraus ein eigenständiges Forschungsprojekt.

„Wenn die Erde in einer günstigen Position ist, beobachten wir sie zwei- oder dreimal im Monat“, sagt Giuseppe Piccolini, einer der leitenden VIRTIS-Wissenschaftler. Mittlerweile hat man bereits etwa 40 Spektren der Erde im sichtbaren bzw. nahen Infrarotbereich vorliegen, in denen man nach den Signaturen der in der Erdatmosphäre vorkommenden Moleküle fahndet. So konnten trotz der Tatsache, dass die Erde in der Kamera weniger als ein Pixel einnimmt, Sauerstoff und Wasserdampf nachgewiesen werden. VIRTIS war ja für einen solchen Zweck niemals vorgesehen.

Seit 1995 wurden mehr als dreihundert Exoplaneten, also Planeten bei anderen Sternen nachgewiesen. Bei den meisten geschah dieser Nachweis aufgrund von rhythmischen Bewegungen oder kurzzeitigen geringfügigen Helligkeitsabsenkungen des Sterns, den sie umlaufen. Nur von wenigen Exoplaneten sind Spektraldaten ihrer Atmosphären vorhanden. Doch die Technik entwickelt sich. Mittlerweile werden Systeme speziell für die Planetensuche entworfen. Die Beobachtungen der Erde aus großer Distanz sind für derartige Zwecke wegweisend.

Noch gibt es dabei aber viele Probleme zu lösen. „Wir sahen Wasser und molekularen Sauerstoff in der Erdatmosphäre, aber die Venus weist diese Anzeichen ebenfalls auf. Nach diesen Stoffen zu suchen ist also nicht ausreichend“, sagt Piccioni.

Stattdessen suchen die Astronomen nach weiteren, eindeutigeren Anzeichen für Leben. Ein Kandidat dafür ist die sogenannte Rotflanke, ein besonderer Ausschlag im nahen Infrarotbereich des Spektums, der durch Photosynthese betreibende Pflanzen hervorgerufen wird. Ob dieses Signal von der Venus aus messbar ist, soll demnächst genauer untersucht werden.

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