Ein Computersicherheitsexperte ist der Ansicht, dass der teilweise Ausfall des indischen Insat 4B von dem Wurm Stuxnet verursacht worden sein könnte.
Ein Beitrag von Axel Orth. Quelle: blogs.forbes.com .
Im Juli 2010 fiel einer der beiden Solarzellenausleger des indischen Satelliten Insat 4B überraschend aus und konnte auch nicht wieder in Funktion gebracht werden, so dass der Satellit seitdem nur noch mit der Hälfte seiner ursprünglichen Kapazität arbeitet.
Der Experte für Computersicherheit Jeffrey Carr äußert nun in einem Blog die Vermutung, dass dieser Ausfall durch den Computerwurm Stuxnet verursacht worden sein könnte. Stuxnet ist zur Zeit in aller Munde durch seine Angriffe auf SPS-Technik von Siemens, und zwar offenbar speziell auf Konfigurationen, wie sie in iranischen und indischen Anlagen zum Einsatz kommen. Die meisten Schadensfälle werden zumindest zur Zeit aus diesen Ländern gemeldet.
Carrs Vermutung stützt sich auf Informationen über zwei Ingenieure, die früher bei der indischen Weltraumbehörde ISRO in einem Zentrum für Strahlantriebe arbeiteten. Demnach werden für das Insat-4-System an einer nicht näher bekannten Stelle die Siemens-Programme Siemens S7-400 PLC und SIMATIC WinCC verwendet. Von diesen ist wiederum bekannt, dass sie unter bestimmten, ebenfalls nicht näher bekannten Bedingungen den Stuxnet-Wurm aktivieren können. Mehr weiß man noch nicht – außer natürlich, dass Insat 4B im Juli eine erhebliche Fehlfunktion hatte, die nicht behoben werden konnte.
Wenn sich der Verdacht bestätigt, dass diese Fehlfunktion mit Stuxnet zu tun hatte, könnte dies nach Meinung von Carr darauf hindeuten, dass der Stuxnet-Wurm aus China und nicht, wie derzeit oft spekuliert wird, aus Israel stammt. China und Indien stehen derzeit in einem harten Konkurrenzkampf im Satellitengeschäft, aber nicht nur da: China hat das Ziel einer bemannte Mondlandung für 2025 verkündet, Indien sogar für 2020.
Gegen die These, dass der Virus aus China stammt, spricht wiederum, dass auch in China zahlreiche Anlagen mit Stuxnet infiziert sind. Allerdings scheint Stuxnet sein eigentliches Schadenspotenzial nur auf sehr wenigen, möglicherweise ganz gezielt ausgewählten Anlagen überhaupt zu aktivieren.
Insat 4B ist nicht der erste Satellit, der dieses Jahr in auffälliger Weise außer Kontrolle geriet: Am 5. April begann Galaxy 15, der von Intelsat betrieben wird, mit weiterhin voll aktiver Kommunikationsnutzlast zu driften und reagiert seither nicht mehr auf Befehle von der Bodenstation. Als Ursache gilt hier allerdings ein Sonnensturm, der vom 3. bis zum 5. April, also just zur Zeit des Ausfalls andauerte.