ISS: Was so alles anfällt …

Auch wenn man nichts Aufregendes von der ISS hört, haben die drei Langzeitbewohner doch alle Hände voll zu tun.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: NASA.

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Die drei gegenwärtigen Bewohner der ISS.
(Bild: NASA)

Der Kommandant, Michael Fincke, beispielsweise arbeitete in der letzten Woche zweimal mit einem Component Repair Equipment genannten System. Bei anfallenden Reparaturen wurden und werden heute noch immer ganze Funktionsgruppen gewechselt. Bei elektronischen Apparaturen sind dies Steckkarten. Dies geht zwar schnell, ist aber oft überflüssig. Beim Experiment CRE testet man, ob man auch einzelne Bauteile auf Steckkarten ab- und funktionstüchtige Ersatzteile anlöten kann. Dazu stehen verschiedene Lötmaterialien sowie entsprechendes Werkzeug und eine „Werkbank“ zur Verfügung. Auch Flugingenieurin Sandy Magnus durfte sich im Laufe der letzten Tage mehrfach daran versuchen.

Kommandant Fincke wirkte auch bei zwei physiologischen Tests im russischen Segment mit. Juri war dabei das Untersuchungssubjekt. Beim Experiment Braslet werden das Herz-Kreislauf-System und der Blutfluss in bestimmten Körperbereichen durch ein Ultraschall-Gerät gemessen bzw. abgebildet. Außerdem wirkte Mike auch beim Hand-Ergometer-Experiment mit. Hierbei wird das Fahrradergometer mit Händen und Armen betrieben. Dabei werden erneut physiologische Parameter gemessen. Bei früheren Missionen hatten russische Mediziner Unstimmigkeiten im Zusammenspiel von Hand- und Unterarmmuskulatur festgestellt. Seitdem gehört dieses spezielle Training zum russischen Fitnessprogramm.

Mehrfach nahm der Kommandant Kontakt zu Funkamateuren, gewöhnlich Schüler oder Studenten auf. Diesmal befanden sich die Partner in den USA, in Australien und Italien. Dazu wurde ein Amateurfunkgerät verwendet, dass sich im Modul Swesda befindet.

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Wartung am Lebenserhaltungssystem im Modul Swedsa
(Bild: NASA)

Und nun noch eine „kleine“ Aufzählung der routinemäßig anfallenden Wartungsarbeiten, an denen natürlich alle Raumfahrer an Bord der ISS beteiligt sind: Installation eines Beschleunigungssensors im Schleusenmodul Quest, Statusprüfungen am Commercial Generic Bioprocessing Apparatus 5 und der elektronischen Spürnase ENose, Übertragung von gespeicherten Daten verschiedener Experimente (SLEEP, ), Wartung der Fluids and Combustion Facility (abgeschlossene Einheit für Experimente mit Flüssigkeiten oder Verbrennungsprozessen), Inspektion und Wartung des Laufbandes sowie des neuen Kraftsportgerätes ARED, tägliche Wartung des Umweltsteuerungs- und Lebenserhaltungssystems und und und. Zu letzterem gehört übrigens auch die Überprüfung der Funktionstüchtigkeit der Toilette sowie die Leerung der Behälter für feste und flüssige Abfälle.

Zu den speziellen Aufgaben des Flugingenieurs Juri Lontschakow gehörte das Aufladen der Batterien im Notfall-Handy, das im Rückkehrmodul des Sojus-Raumschiffes deponiert ist, die Installation einer neuen Einheit für das Annäherungssystem Kurs (beim Anflug des vorletzten Progress-Frachters war ein Fehler aufgetreten), Installation von Sensoren zur Messung von Beschleunigungswerten in verschiedenen Bereichen des russischen Segments, die kontaktfreie Erfassung physiologischer Parameter mittels des Gerätes Sonokard, Wartungs- und Umbauarbeiten am Strahlungsmesskomplex Matroschka (Neuausrichtung eines Spektrometers, Austausch von Dosimetern und Speicherkarten), die Messung der Konzentration potenziell schädlicher Spurengase (Dimethylbenzol und Chlorwasserstoff waren diesmal an der Reihe), die Überprüfung von Luftstromsensoren in den Verbindungskanälen verschiedener Bereiche der Station und die Vorbereitung eines Effizienztests für die Solarzellen am russischen Modul Swesda.

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Sandy Magnus an der Microgravity Science Glovebox im ESA-Modul Columbus.
(Bild: NASA)

Sandy Magnus, die ebenfalls als Flugingenieur fungiert und beim nächsten Shuttle-Flug zur Erde zurückfliegen soll, beschäftigte sich insbesondere mit der Entnahme und Konservierung von Blut- und Urinproben zur komplexen Untersuchung physiologischer Veränderungen (Knochenabbau, Auswirkungen von Sauerstoffradikalen, Ernährungsstörungen und hormonellen Veränderungen), der Erforschung von Verbrennungsprozessen und insbesondere der Temperatur, ab der bei verschiedenen Brennstoffen Rauchbildung auftritt (Experiment SPICE), der Aktualisierung der Inventardatenbanken der Station, Wartungsarbeiten im Schleusenmodul Quest (Austausch eines undichten Schlauchs, Beseitigung von Verunreinigungen, Wartung an EVA Mobility Unit), der Demontage eines Videoanschlusses und dem Ausfüllen eines Ernährungs-Fragebogens, auf dem der „Verbrauch“ spezieller Nahrungsmittel, wie Getränken, Cerealien, Snacks und Süßigkeiten erfasst wird.

Nebenbei muss natürlich jeder Raumfahrer täglich zweieinhalb Stunden Sport treiben und irgendwo putzen.

Besonders beliebt sind aber die wöchentlichen privaten Familienkonferenzen sowie die Beobachtungen, die im Rahmen des Experimentes Crew Earth Observation vorgenommen werden. Diese Woche im Fokus standen große Staubwirbel in Libyen, Vulkane in Equador und Mexiko, Aeorosole über dicht besiedelten Regionen Indiens und Mexikos, Gletscher in Patagonien und ein Kratersee in Ghana.

Insgesamt, eine ganz normale Woche an einem höchst erlesenen Arbeitsplatz.

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