Sechs Wochen vor dem wichtigen Besuch der Discovery schwächelt das Lageregelungssystem der ISS. Auf der Erde gehen die Startvorbereitungen derweil ihren gewohnten Gang.
Ein Beitrag von Axel Orth. Quelle: Spaceflight Now.
Gerade mal fünf Minuten, nachdem die ISS-Astronauten Leroy Chiao und Salizhan Sharipov einen frühmorgendlichen Weltraumeinsatz erfolgreich hinter sich gebracht hatten, zeigte eines der zwei noch funktionierenden Lagekontrollgyroskope, die für die Lageorientierung des gesamten Komplexes zuständig sind, eine ungewöhnlich starke Vibration.
Ein Beamter sagte, die Vibration des so genannten CMG-3 sei „eine Größenordnung“ stärker als jedes derartige frühere Ereignis gewesen. Die Ingenieure untersuchen noch die Daten, um zu ermitteln, was passiert ist und wo genau ein Fehler aufgetreten ist, falls überhaupt.
Die ISS ist mit vier derartigen Gyros ausgestattet, aber CMG-1 fiel bereits 2002 aus und CMG-2 ging am 16. März außer Betrieb, als ein Schutzschalter versagte. Während des geplanten Besuchs der Discovery im Mai soll im Rahmen eines weiteren Weltraumeinsatzes CMG-2 durch Umverlegung der Stromversorgung wieder in Betrieb genommen werden. Und CMG-1 soll bei einem weiteren Weltraumeinsatz ausgetauscht werden.
Die Lagekontrollgyroskope dienen zur Lageregelung der Station und kommen mit der über die Solarzellenflügel praktisch unbegrenzt vorhandenen elektrischen Energie aus. Die ISS verfügt außerdem über russische Manövriertriebwerke, die aber auf den nur begrenzt vorhandenen Raketentreibstoff an Bord angewiesen sind. Mitarbeiter sagten heute, dass selbst der Ausfall des dritten Gyros praktisch keine Auswirkung auf die kommende Mission der Discovery habe, da der Shuttle mehr als genug Treibstoff an Bord haben werde, um die Lageregelung der Station zu gewährleisten, während die CMGs 1 und 2 wieder in Betrieb genommen werden. Und in jedem Fall bleibe CMG-3 voll funktionsfähig.
Auf der Erde gehen die Vorbereitungen für den mit Spannung erwarteten Start der Discovery derweil wie geplant weiter. Die Raumfähre wurde derzeit aus ihrem Hangar zum gigantischen Vehicle Assembly Building des Kennedy Space Center gebracht, um dort in den nächsten Tagen mit dem externen Treibstofftank und den Feststoffraketen zu dem Kraftpaket zusammengekoppelt zu werden, das das Vertrauen in die Shuttle-Technik wiederherstellen soll.