Kurz nach der erfolgten Installation von Columbus an der ISS beginnt der Forschungsalltag in dem europäischen Labor. Am 29. Februar 2008 wurde das WAICO-Experiment in Betrieb genommen.
Autor: Daniel Schiller / 01. März 2008, Quelle: ESA
WAICO steht für „Waving and Coiling of Arabidopsis Roots at Different g-levels“, zu Deutsch „Wellen und Aufrollen von Arabidopsiswurzeln (Schaumkresse) in unterschiedlichen Gravitationsniveaus“ und untersucht das Wachstumsverhalten der Wurzeln von zwei unterschiedlichen Kressesamen, einer natürlichen und einer genmanipulierten Sorte. Die Samen werden im Biolab in Columbus für 10 bis 15 Tage Beschleunigungen zwischen null und einem g ausgesetzt, während Licht, Temperatur und Feuchtigkeit genau gesteuert werden. Tägliche Videoaufnahmen zeichnen das Wachstum auf und werden am Boden in Echtzeit bereit gestellt. Am Ende des Experiments werden die Pflanzen in ihrem aktuellen Zustand durch eine Chemikalie fixiert, um später auf der Erde im Detail analysiert werden zu können. Schon mit der nächsten Space Shuttle-Mission STS-123 sollen sie wieder zur Erde zurück gebracht werden. Das Experiment wird von der Leibniz-Universität Hannover geleitet.
Die Analyse des Wachstumsverhaltens der Wurzeln unter verschiedenen Beschleunigungen soll zum besseren Verständnis der Bedeutung und Wirkung der Erdbeschleunigung auf das Wachstum führen und könnte Auswirkungen auf landwirtschaftliche Techniken haben. Gleichzeitig ergeben Wachstumsexperimente im Erdorbit auch neue Erkenntnisse über den langfristigen Pflanzenanbau im All für langjährige Forschungsreisen zu anderen Planeten.
Biolab ist eine Forschungseinrichtung in Columbus für biologische Experimente mit Mikroorganismen, Zellen, Gewebekulturen und kleinen Pflanzen. Die Einflüsse von Schwerelosigkeit und Weltraumumgebung auf einzelne Zellen und ganze Organismen können untersucht werden. Neue Experimente sollen sowohl mit den Logistikflügen des Space Shuttles als auch mit den Flügen von ATV und Progress zugeführt werden. Die Experimente bestehen immer aus drei Proben, zwei im Orbit und einer am Boden. Im Orbit wird eine Probe konstant in Schwerelosigkeit gehalten, während die zweite als Flugreferenz dient und in einer Zentrifuge Beschleunigungen zwischen null und einem g ausgesetzt wird. Die dritte Probe dient als Bodenreferenz unter normalen Erdbedingungen. Forscher auf der Erde können die Experimente im Biolab per Fernsteuerung beeinflussen.