Während ein Teil der gegenwärtig sechsköpfigen ISS-Besatzung letzte Vorbereitungen für die Rückkehr zur Erde trifft, gewöhnt sich der andere langsam an die Routine an Bord.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: NASA, Energia.
Während also Michael Fincke und Juri Lontschakow verstärkt Sport treiben, abschließende medizinische Untersuchungen an sich vornehmen oder vornehmen lassen, Proben von Experimenten für den Rücktransport vorbereiten, mit einem speziellen Computerprogramm Flugsimulationen unter Zeitdruck und medizinischer Beobachtung (ein Elektroaculogramm zeichnet die Augenbewegungen auf) bewältigen und ein stundenlanges Landetraining absolvieren, begannen bei Gennadi Padalka, Michael Barratt und Koichi Wakata verschiedene Untersuchungen.
Neu ist das Experiment Tipologija, bei dem man mittels EEG, psychologischer Tests und Frage-Antwort-Spiel herausfinden will, wann es um die Leistungsfähigkeit eines Langzeitraumfahrers besser oder schlechter bestellt ist. Am liebsten wäre den Wissenschaftlern ja eine Anzeige, die angibt, welche Belastung dieser oder jener Proband in der aktuellen Phase schadlos verträgt. Gennadi absolvierte das Experiment erstmalig. Dabei musste er Farbtests bestehen und ein Computerfragespiel möglichst fehlerarm lösen. Das EEG wurde über eine Kappe mit Kopfelektroden abgenommen.
Koichi nimmt schon seit ein paar Tagen regelmäßig ein spezielles Medikament gegen den bisher unbeherrschbaren Knochenabbau. Hinzu kam zum Ende der Woche nun ein Langzeit-EKG. Dazu trug er eine transportables Gerät, das seine Werte auch im Schlaf aufzeichnete. Schließlich musste auch noch ein Ernährungsfargebogen ausgefüllt werden, was dann auch Michael Barratt erstmals vornehmen durfte.
Weitere erwähnenswerte Experimente betrafen facettenartiges Kristallwachstum durchsichtigen organischen Gewebes in einer Anlage zur Physik von Flüssigkeiten in Kibo (FACET in Fluid Physics Experiment Facility), die Aktivierung eines Messgerätes zur Bestimmung von Beschleunigungswerten im US-Labor Destiny (SAMS = Space Acceleration Measurement System), die Untersuchung des Einflusses veränderter optischer Wahrnehmung u. a. durch optische Täuschungen auf die Motorik (3D Space), die Inbetriebnahme eines automatischen Experiments zur fotografischen Erfassung der Bewegungen von Kolloid-Verbindungen in einer Dispersion über sechs Tage (Binary Colloid Alloy Test 4, BCAT) sowie die Aktivierung mehrerer biologischer Proben unter kontrollierten thermischen Bedingungen (22 °C) zum Studium des Schwerkraftsinns von Pflanzen (POLCA und GRAVIGEN).
Wartungstechnisch wurde an Lebenserhaltungs- und Versorgungssystemen (Elektrolysesystem zur Sauerstoffgewinnung, CO2-Absorber, Wasseraufbereitungsanlagen) gearbeitet sowie Luftstrom, Fenster und Sportgeräte inspiziert. Amateurfunkkontakt bestand zu Schulen in Japan und Frankreich, Untersuchungsobjekte bei der Erdbeobachtung waren die Anden in Bolivien, der Santa-Maria-Vulkan in Guatemala, Sedimentfächer (Megafans) in Algerien, ausgewählte Bereiche in Arizona und New Mexico und die deutsche Hauptstadt Berlin. Erwähnenswert ist auch ein Bildungsprojekt. Im Rahmen von Fisika-Obrasowanije wurden Experimente mit „fliegenden Untertassen“ ausgeführt und aufgezeichnet.
Der Merlin-Kühlbehälter musste nach einem Fehlalarm abgeschaltet werden. In ihm werden normalerweise Speisen und Getränke der Raumfahrer gekühlt. Eine ganze Weile wird man auch noch mit der Nachbereitung der Außenbordeinsätze der Discovery-Besatzung beschäftigt sein. In den letzten Tagen wurden mehrere CO2-Absorber-Patronen „ausgebacken“ und die Flüssigkeiten in den Kühlkreisläufen der verwendeten Raumanzüge gefiltert. Mit Iodverbindungen versetzt, vermeidet man auch biologische Kontaminationen.
Da derzeit zwei Männer mit dem Vornamen Michael in der Station Dienst tun, werden sie zur besseren Unterscheidung in den Tätigkeitsberichten mit Col. Mike (Michael Fincke) und Dr. Mike (Michael Barratt) benannt.
Ein nicht neues aber möglicherweise ernstes Problem stellt der beschädigte Radiator an der Gitterstruktur dar. Hier hat sich ein Teil der Verkleidung gelöst, so dass die Kühlschlangen jetzt an einer kleinen Stelle freiliegen. Dadurch könnte die Belastung auf das Material wachsen und ein Leck entstehen. Mit diesem Problem müssen sich aber die Techniker auf der Erde auseinandersetzen. Eine Reparatur während einer der nächsten Shuttle-Missionen liegt im Bereich des Möglichen.
Mittlerweile wurde der Landetermin um einen Tag, auf den 8. April, verlegt. Am vorhergesehenen Landeort sind die Bodenverhältnisse derzeit wetterbedingt ungünstig.
Raumcon: