Am 12. August 2018 wurde bekannt, dass die indische Weltraumforschungsorganisation (Indian Space Research Organisation, ISRO) GSAT 32 als Ersatz für ihren gescheiterten Kommunikationssatelliten GSAT 6A starten will.
Ein Beitrag von Axel Nantes. Quelle: Firstpost, Hindustan Times, Indian Express, India Finance News, ISRO, Raumfahrer.net, The Hindu, VA Online News.
GSAT 6A war am 29. März 2018 auf der indischen Trägerrakete Typ GSLV-MkII mit der Flugnummer F08 ins All transportiert worden. Nach der Trennung von der Trägerrakete konnte der Satellit mit einer Startmasse von rund 2.140 Kilogramm zunächst eine Verbindung zum Boden aufbauen und die allfälligen Bahnanhebungsmanöver wurden eingeleitet. Nach Abschluss des zweiten von drei großen Bahnanhebungsmanövern brach der Kontakt zu GSAT 6A allerdings ab. Seitdem schweigt dieser Erdtrabant.
Eigentlich wollte die ISRO GSAT 6A an einer Position bei 83 Grad Ost im Geostationären Orbit (GEO) insbesondere zur Bereitstellung von Kommunikationsdiensten für Militär und Regierungsstellen Indiens und als Verstärkung von GSAT 6 alias INSAT 4E, gestartet am 27. August 2015, einsetzen. GSAT 6 und GSAT 6A werden unter anderem als „Multi-media Mobile communication satellites for strategic applications“ bezeichnet. GSAT 6A basiert wie GSAT 6 auf dem indischen Satellitenbus I-2K und sollte eine Auslegungsbetriebsdauer von zehn Jahren überstehen.
Der Direktor des Vikram Sarabhai Space Centre (VSSC) S. Somanath hatte berichtet, dass man analysiert und verstanden habe, was an Bord von GSAT 6A passiert sein könnte. Somanath beschrieb die Schwierigkeiten als ein Problem im Stromversorgungssystem aus Akkumulatoren, Solarzellenauslegern und elektronischen Schaltungen. Unterstellt wird ein Kurzschluss, der im Verein mit möglicherweise versagenden Schutzschaltungen Leitungen zerstört habe. Ein derartiger Kurzschluss kann beispielsweise auftreten, nachdem Komponenten des Satelliten sich elektrisch aufgeladen haben, und die Möglichkeit einer derartigen Aufladung konstruktiv nicht berücksichtigt bzw. verhindert wurde.
Hinsichtlich der wegen des Ausfalls von GSAT 6A vorgenommenen zusätzlichen Überprüfungen des größeren Kommunikationssatelliten GSAT 11 soll der ISRO-Vorsitzende Dr. Sivan mitgeteilt haben, das Stromversorgungssystem von GSAT 11 besitze eine Konfiguration wie die von zwei älteren Satelliten. RISAT 1 habe vorzeitig versagt und GSAT 6A bald nach seinem Start am 29. März wegen angenommenen Problemen mit dem Stromversorgungssystem, Kabelbäumen etc. aufgehört zu kommunizieren.
Sämtliche Bemühungen der ISRO, noch einmal Kontakt zu GSAT 6A zu bekommen, scheiterten bis dato. Die ISRO gibt zwar an, GSAT 6A vom Boden aus weiter zu verfolgen und zu beobachten, und ihn erst 2019 für tot zu erklären. Szenarien, nach denen sich ein derartiger Satellit nach langer Auszeit selbsttätig noch einmal zurückmeldet oder auf ein Signal vom Boden reagiert, sind tatsächlich nicht völlig abwegig, aber doch sehr unwahrscheinlich – auch nach Einschätzung von ISRO-Offiziellen.
Die ISRO will also für den Fall, GSAT 6A nicht nutzen zu können, GSAT 32 im Oktober 2019 starten. GSAT 32 wird vermutlich eine GSAT 6A sehr ähnlich Kommunikationsnutzlast besitzen und angesichts des beabsichtigten Starts auf einer GSLV-Rakete eine Startmasse im Bereich von etwas über 2.000 Kilogramm besitzen.
GSAT 6A ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 43.241 und als Cospar-Objekt 2018-027A. Nach dem letzten absolvierten Bahnanhebungsmanöver wurde der Satellit auf einer rund 3,3 Grad gegen den Erdäquator geneigten Bahn mit einem der Erde nächstliegenden Bahnpunkt 25.979 Kilometer über der Erde und einem erdfernsten Bahnpunkt 36.368 Kilometer über der Erde beobachtet. Aktuell befindet sich GSAT 6A auf einer rund 3,1 Grad gegen den Erdäquator geneigten Bahn mit einem der Erde nächstliegenden Bahnpunkt 25.990 Kilometer über der Erde und einem erdfernsten Bahnpunkt 36.372 Kilometer über der Erde.
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