Israels Kommunikationssatellit Amos 4 erreichte Ende Dezember 2013 seine endgültige Einsatzposition bei 65 Grad Ost im Geostationären Orbit, wo in Kürze der kommerzielle Betrieb des Satelliten durch die Space-Communications LTD (Spacecom) beginnen soll.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: Institute for Defence Studies & Analyses (IDSA), israel21c.org, Spacecom, TAS.
Das Raumfahrzeug mit einer Startmasse von rund 4.200 kg (laut SIS/LandLaunch 4.260 kg) war am 31. August 2013 auf einer Zenit-3SLB-Rakete von Baikonur aus in den Weltraum gelangt. Nachdem die Raketenoberstufe es auf einem Transferorbit abgesetzt hatte, strebte es aus eigener Kraft und unter Nutzung eines 420 Newton starken Triebwerk des Typs S400 von Astrium in Richtung einer vorläufigen Position bei 67,25 Ost im Geostationären Orbit.
Dort eingetroffen begann für den dreiachsstabilisierten, vom Technologiekonzern Israel Aircraft Industries (IAI) mit maßgeblicher Unterstützung durch den französisch-italienischen Luft- und Raumfahrtkonzern Thales Alenia Space (TAS) basierend auf einem Bus namens Amos4000 (auch AMOS-HP) gebauten Satelliten eine umfangreiche Test- und Inbetriebnahmephase. Die Systemtests vom Amos 4 im Orbit (IOT) hinsichtlich seiner Kommunikationsnutzlast waren vertragsgemäß von TAS abzuwickeln.
Die Kommunikationsnutzlast von Amos 4 mit einer Gesamtleistung über 4 kW umfasst 8 Ku-Band-Transponder mit einer Bandbreite von je 108 MHz und 4 Ka-Band-Transponder mit einer Bandbreite von 216 MHz, sowie 10 Kommunikationsantennen unterschiedlicher Größe und Richtbarkeit. An Bord des Satelliten untergebrachte Ka-Band-Antennentechnik von TAS soll mit Einrichtungen zum Schutz vor absichtlichen Störversuchen versehen worden sein.
Verschiedene Quellen unterstellen, dass Amos 4 neben seinen kommerziellen auch militärische Aufgaben besitzt und dafür mit speziellen Komponenten für das Militär Israels ausgestattet wurde. Danach ist mit Hilfe von Amos 4 die (nachrichtendienstliche) Informationsgewinnung aus abgehörten Funksignalen (SIGINT) möglich. Mit einer Eignung des Satelliten für Belange des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums warb Spacecom bereits im Jahre 2011.
Am 5. November 2013 gab Spacecom bekannt, dass man die gesamte Ku-Band-Kapazität von Amos 4 an einen nicht näher bezeichneten Datendienstanbieter aus Südostasien vermietet habe. Die gesamte Ka-Band-Kapazität von Amos 4 hatte die an der Börse in Hongkong notierte Neo Telemedia Limited von den Kaimaninseln nach eigenen Angaben mit einer Vereinbarung vom 15. April 2013 angemietet.
Institutionen und Organisationen aus Israel, die den Philippinen nach dem verheerenden Taifun Haiyan mit einem Feldlazarett zur Hilfe kamen, konnten laut Spacecom im November 2013 Amos 4 zur Übertragung von Telefongesprächen, Textnachrichten, Videobildern und Internetdatenströmen verwenden.
Am 22. Dezember 2013 wurde Amos 4 als Richtung Westen driftend beobachtet. Spätestens seit dem 28. Dezember 2013 steht der Satellit nun bei 65 Grad Ost.
Kommerziell will Spacecom Amos 4 ab Anfang Januar 2014 einsetzen. Mit dem Satelliten können Empfänger in Indien, dem Mittleren Osten und Russland mit direkt ausgestrahlten Rundfunk- und Fernsehprogrammen versorgt und ihnen Zugriff auf Breitband-Internet-, Video-Distributions- und VSAT-Kommunikationsdienste ermöglicht werden. Außerdem kann die Kommunikationsnutzlast auch Empfänger in Gebieten in China, Osteuropa, Südafrika, Südost- und Zentralasien adressieren.
Amos 4 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 39.237 und als COSPAR-Objekt 2013-045A.
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