Sealaunch und Space Systems/Loral (SS/L) wollen eine unabhängige, aus drei Personen bestehende Kommission installieren, die die Arbeit der verschiedenen wegen der Startanomalie mit Beschädigung eines der Solarzellenausleger von Intelsat 19 ermittelnden Spezialisten überwachen und koordinieren soll.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: Intelsat, Sealaunch, SS/L.
Noch während des angetriebenen Fluges der von Sealaunch vermarkteten Zenit-3SL-Rakete mit dem von SS/L gebauten Kommunikationssatelliten Intelsat 19 an der Spitze waren am 1. Juni 2012 Probleme mit einem der beiden, zu diesem Zeitpunkt noch zusammengefalteten Solarzellenausleger offenbar geworden. Teile des Auslegers wurden nach Abwurf der Nutzlastverkleidung der Rakete von der Sonne beschienen, die Telemetriedaten für dadurch erzeugte elektrische Energie lagen außerhalb der erwarteten Werte.
Bereits rund 72 Sekunden nach dem Abheben der Rakete hatten Druck- und Schallmesssensoren ungewöhnlich Werte erfasst. Eine ähnliche Sensorsignatur war am 11. Januar 2004 beim Start des Kommunikationssatelliten Telstar 14 alias Estrela do Sul 1 aufgetreten. Einer der beiden Solarzellenausleger von Telstar 14 konnte nach der Abtrennung von der Raketenoberstufe nicht entfaltet werden. Laut SS/L belegten Abbildungen von Telstar 14 im All später erhebliche Beschädigungen des nicht entfalteten Auslegers. Nach der Abtrennung von Intelsat 19 von der Raketenoberstufe ließ sich dessen mutmaßlich beschädigter Solarzellenausleger zunächst ebenfalls nicht entfalten.
Eine gemeinsame Untersuchungsgruppe aus Mitarbeitern von Sealaunch und SS/L arbeitet schon eine Reihe von Wochen daran, die Ursache für die Anomalie herauszufinden. Man hat laut SS/L zum jetzigen Zeitpunkt keine Anzeichen für Probleme bei Bauqualität und Testprozessen gefunden. Hinsichtlich des eigentlichen Auslösers der Anomalie tappt man jedoch noch im Dunklen.
Mit den Aufzeichnungen, die Bau von Satellit und Rakete dokumentieren, den Daten, die bei Bodentests gewonnen wurden und den Telemetriedaten vom Flug mit Informationen zu Beschleunigungs-, Druck- und Schalldruckwerten hat sich die gemeinsame Untersuchungsgruppe bereits intensiv beschäftigt. Möglicherweise gelingt es jetzt mit Unterstützung der neuen Kommission, die Bemühungen zur Aufklärung des Missgeschicks in die richtige Richtung zu lenken.
Seit dem 13. August 2012 befindet sich Intelsat 19 an einer Position bei 166 Grad Ost im Geostationären Orbit im kommerziellen Einsatz. Ein Teil seiner 24 C-Band- und 36 Ku-Band-Transponder werden zur Versorgung der Kundschaft mit Diensten, die vorher über Intelsat 8 verbreitet wurden, eingesetzt. Wegen des beschädigten Solarzellenauslegers steht der Kommunikationsnutzlast von Intelsat 19 nur rund 75% der eigentlich vorgesehenen elektrischen Leistung zur Verfügung.
Intelsat 19 alias IS-19 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 38.356 und als COSPAR-Objekt 2012-030A.
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