Interferenzen stören Eutelsat 25A

Die nationale französische Frequenzagentur (ANFR) meldete am 20. Juli 2012, dass es wegen Interferenzen zum Ausfall von Transpondern des von Eutelsat betriebenen Kommunikationssatelliten Eutelsat 25A gekommen ist. Als vermeintlicher Verursacher der Störungen wurde der multinationale Kommunikationssatellitenbetreiber Arabsat ausgemacht.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: advanced-television.com, cardsharinginfo.com, spacenews.com.

ESA
Kommunikationssatellit über der Erde – Illustration
(Bild: ESA)

Eine Beschwerde von Eutelsat hat die ANFR sowohl bei der International Telecommunications Union (ITU) als auch bei der Regierung des Königreichs Saudi-Arabien als Eigner von Arabsat vorgelegt.

Sechs Transponder von Eutelsat 25A waren seit dem 14. Juli 2012 derartig gestört, dass Eutelsat von ihnen keine brauchbaren Signale mehr empfangen konnte. Der bei 25,5 Grad Ost im Geostationären Orbit positionierte und an anderer Position ursprünglich als Hot Bird 5 und später als EUROBIRD 2 bezeichnete Satellit wird von Eutelsat hauptsächlich zur Versorgung des Mittleren Ostens mit Fernseh- und Radioprogrammen sowie Breitbanddiensten eingesetzt.

Laut Eutelsat waren unter den für die Transponderausfälle ursächlichen Störsignalen Übertragungen von drei nicht autorisierten Fernsehkanälen in DVB-Formaten. Die Störsignale erreichten den Satelliten außerdem mit falscher Polarisation und/oder mit hoher Signalstärke, was zusätzliche Interferenzen verursachte, berichtete Eutelsat.

Um die eigenen Kunden weiter versorgen zu können, hielt es Eutelsat für erforderlich, verschiedene ursprünglich von Eutelsat 25A ausgestrahlte Dienste auf andere Satelliten zu transferieren.

Sicher ist man sich bei Eutelsat, dass als Quelle der Störsignale nur der Kommunikationssatellitenbetreiber Arabsat in Frage kommt. Es kann nur spekuliert werden, ob die Störsignale einfach Ergebnis menschlichen Versagens beim Ausrichten einer Sendeantenne sind, oder mit bestimmten Intentionen verursacht wurden.

Eutelsat sieht sich als einziger berechtigte Benutzer der Orbitalposition bei 25,5 Grad Ost. Eutelsat 25A steht nur rund ein halbes Grad entfernt von Satelliten, die Arabsat bei 26 Grad Ost unter anderem einsetzt, um Telekommunikationsdienste für den Iran zur Verfügung zu stellen.

Eutelsat kämpft seit zwei Jahren mit Arabsat und dem Iran um eine sinnvolle Nutzung von Frequenzen im Ku-Band-Bereich bei 25,5 Grad Ost. Bislang war von der ITU moderierten Einigungsversuchen kein Erfolg beschieden. Für Eutelsat drängt die Zeit, denn in weniger als einem Jahr soll Eutelsat 25B gestartet werden, den man im Geostationären Orbit ebenfalls bei 25,5 Grad Ost einsetzen möchte. Eutelsat 25B wird deutlich größer und leistungsfähiger sein als der seit Ende 1998 um die Erde kreisende Eutelsat 25A.
Einig sind sich Arabsat und Eutelsat, dass es in der derzeitigen Situation niemandem möglich ist, im Bereich von 25,5 bis 26 Grad Ost einen Kommunikationssatelliten problemlos zu betreiben. Iranischerseits werden Störungen der eigenen Signale angeführt, die wegen Interferenzen mit Signalen von Eutelsat 25A auftreten.

Eine bei einem Einigungsversuch vermutlich diskutierte mögliche Lösung könnte eine beiderseitige Begrenzung der Zahl auf Satelliten aktiver Transponder bei 25,5 Grad Ost und bei 26 Grad Ost sein. Arabsat und Eutelsat würden demzufolge künftig offiziell jeweils 12 Transponder mit einer Bandbreite von 36 MHz verwenden, um den Mittleren Osten und Nordafrika zu versorgen.

Um die Zusammenarbeit bei Eutelsat 25B mit Es’hailSat aus Qatar nicht einzuschränken, überlegt Eutelsat, bei Arabsat offiziell zusätzliche vier Transponder auf einem Satelliten bei 26 Grad Ost zu mieten. Praktisch würde man wohl einfach entsprechend mehr Transponder von Eutelsat 25B aktivieren, die Miete der Transponder wäre eine Geste zur Gesichtswahrung. Dienstleistungen oder Zahlungen an Arabsat für die Nutzungsmöglichkeit der vier Transponder hält Eutelsat für vorstellbar.

Eine Störung von Eutelsat 25A durch Arabsat wäre, wurde sie absichtlich ausgelöst, erst recht angesichts eines praktizierbaren Ausgleichs zwischen den beiden Kommunikationssatellitenbetreibern, unverständlich. Ob der Iran im Transponder- und Positionspoker zu unlauteren Mitteln gegriffen hat, konnte bislang nicht verifiziert werden. Den geschilderten Ausgleich unterstützt der Iran nicht.

Das jüngsten Treffen unter der Ägide der ITU fand an dem Tag statt, an dem das Nutzungsrecht der Orbitalposition bei 34 Grad Ost durch den Iran verfiel, weil es dem Iran bis zum Ende einer Frist von sechs Monaten nicht möglich war, einen Satelliten für diese Position anzugeben. Möglicherweise drückt sich die resultierende Unzufriedenheit der iranischen Delegation auch in dem Protest gegen den möglichen Vergleich zwischen Arabsat und Eutelsat aus. Ein Teilnehmer an der Veranstaltung berichtete außerdem, iranischerseits sei man unglücklich, dass der Vergleich ohne Beiträge der iranischen Seite entwickelt wurde.

Eutelsat 25A ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 25.495 bzw. als COSPAR-Objekt 1998-057A.

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