Nach vier vergeblichen Startversuchen ist es nun gelungen. Das US Air Force Space Command (AFSPC) hat am 29. Juli 2014 um 01:28 Uhr MESZ (Ortszeit Florida 28. Juli, 07:28 p.m.) zwei GSSAP-Satelliten (Geosynchronous Space Situational Awareness Program) zur Überwachung des geostationären Orbits und den Kleinsatelliten ANGELS (Automated Navigation and Guidance Experiment for Local Space) in den Weltraum gebracht. Die Mission läuft unter dem Kürzel AFSPC-04.
Ein Beitrag von Roland Rischer. Quelle: ULA, NASASpaceflight, Raumcon.
Hätte es im Vorfeld nicht vier Startverschiebungen gegeben, einmal betankungstechnisch bedingt und dreimal den widrigen Wetterbedingungen während der jeweiligen Startfenster geschuldet, könnte man den Start unter der Rubrik „business as usual“ vermerken. So aber hatte er etwas Besonderes.
Eine Großrakete in kürzester Zeit fünfmal startklar zu machen, ist auch für die Bedienungsmannschaften keine Routine und macht den nächsten Startversuch noch spannender.
Nun ist der Start aber gelungen, auch wenn es noch Verzögerungen bis kurz vor Ende des Startfensters (00:43 bis 01:48 Uhr) gab. Eine Delta IV Medium+ (4,2) – die Konfiguration mit der kleineren, vier Meter durchmessenenden Nutzlastspitze und zwei Boostern – brachte vom Startkomplex 37 der Cape Canaveral Air Force Station aus die beiden ersten von vier neuen US-Satelliten zur Überwachung von Satellitenaktivitäten in den geostationären Orbit. An Bord war auch ein Kleinsatellit für automatisierte Navigations- und Steuerungsexperimente. Der Start selbst verlief offensichtlich ohne Probleme. Rund viereinhalb Minuten nach dem Abheben wurde die Nutzlastverkleidung abgeworfen. Weiter geht die Berichterstattung bei US Air Force-Nutzlasten üblicherweise nicht. Die Delta IV bringt die Satelliten direkt in eine geostationäre Umlaufbahn. Bis zum Aussetzen der beiden GSSAP-Satelliten dauert es daher etwa sechs Stunden. Dies war der 27. Start einer Delta IV und der 33. Start der United Launch Alliance (ULA) für die US Air Force. Erstmals wurde auf einer Delta IV der Nutzlastadapter ESPA genutzt (E steht für Evolved Expendable Launch Vehicle, SPA für Secondary Payload Adapter).
Die beiden GSSAP-Satelliten sind vergleichsweise klein und passen nebeneinander auf die Nutzlastspitze. Naturgemäß halten sich Hersteller (Orbital Science Corporation) und Auftraggeber mit technischen Daten zu militärischen Satelliten zurück. Ausgehend von der maximalen Raketennutzlastkapazität schätzt NASASpaceflight ihre Masse auf je rund eine Tonne. Bei der Aufgabenbeschreibung betont die ULA den Sicherheitsaspekt. Die GSSAP-Satelliten zählen zum Weltraumüberwachungs-Netzwerk (SSN Space Surveillance Network) des US Stategic Command. Von ihren geostationären Positionen aus überwachen sie ohne wetterbedingte oder atmosphärische Störungen unterbrechungsfrei alle Satellitenaktivitäten im geostationären Erdorbit. Sie werden der US Air Force einzigartig genaue Bahndaten der dortigen Objekte liefern. Das soll unter anderem der künftigen Sicherheit im Weltraum dienen.
Der ANGELS-Satellit ist eine Art Experimentierplattform und wird vom Air Force Research Laboratory (AFRL) Space Vehicles Directorate betrieben. Mit ihm sollen in der auf ein Jahr angesetzten Missionsdauer neben innovativer Technik auch neue Satellitenbetriebsmethoden getestet werden. Die Masse schätzt NASASpaceflight auf 70 Kilogramm. An Bord befindet sich ein Space Situational Awareness-Sensor zum Erfassen, Verfolgen und Einordnen von Weltraumobjekten. Über dem geostationären Orbit wird ANGELS im Umfeld der als Zielobjekt dienenden zweiten Delta-IV-Stufe neue Manövrierkonzepte testen. An Bord befinden sich genaueste Beschleunigungsmesser und ein GPS-System für innovative Navigationsanwendungen. Ein experimentelles Sicherheitssystem soll seine Leistungsfähigkeit bei der Verringerung von Kollisionswahrscheinlichkeiten unter Beweis stellen.
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