Die japanische Experimentalsonde IKAROS (Interplanetary Kite-craft Accelerated by Radiation Of the Sun) steht offenbar unmittelbar vor der Entfaltung ihres Sonnensegels.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: JAXA.
![JAXA](https://www.raumfahrer.net/wp-content/uploads/2020/08/01062010212621_small_1.jpg)
(Bild: JAXA)
Am 31. Mai meldete die japanische Raumfahrtorganisation JAXA, dass die vier Pilotmassen, die an den Spitzen des mehrteiligen Sonnensegels befestigt sind, erfolgreich aus dem Inneren des Hauptkörpers entlassen wurden. Sie werden durch die Fliehkraft der rotierenden Sonde nach außen gezogen. Die Rotationsrate sollte dabei von anfänglich 5 auf 2 Umdrehungen pro Minute reduziert werden, bis die Verbindungskabel straff und stabil sind.
Anschließend soll die Rotationsrate auf etwa 25 Umdrehungen pro Minute erhöht werden – möglicherweise ist dies auch bereits geschehen – und die Pilotmassen das zusammengefaltete Segel nach dessen Freigabe komplett aus dem Inneren der Sonde herausziehen. Dazu verfügt die Sonde über einen speziellen Abrollmechanismus aus 8 rotierenden Stoppern, die gleichzeitig ein vorzeitiges Entfalten verhindern sollen.
Danach beginnt Phase II, während der die Rotation erneut gebremst wird, so dass sich das Segel entfalten kann. Es besteht aus vier trapezförmigen Folien, die an den Schenkeln miteinander verbunden sind, misst in der Diagonale 20 Meter und umfasst eine Gesamtfläche von 173 m².
Auf der nur 8 Mikrometer dünnen Folie sind Dünnschichtsolarzellen, schaltbare Reflektoren und Staubdetektoren untergebracht. Damit will man in den kommenden Monaten elektrische Energie bereitstellen, das Sonnensegel ausrichten bzw. die Staubdichte im interplanetaren Raum messen. Falls das Unternehmen mit Experimentalcharakter gelingt, könnte in den nächsten Jahren eine japanische Jupitersonde mit einem deutlich größeren Sonnensegel ausgerüstet werden.
IKAROS war am 21. Mai gemeinsam mit der Venussonde Akatsuki und vier kleineren Raumflugkörpern auf einer H2-A-Trägerrakete von Tanegashima aus ins All gestartet. Am 1. Juni befand sie sich bereits gut 4,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt.
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