IKAROS: 100%

In den letzten Tagen bestätigte sich, dass auch die Lageregelung des Sonnensegels und der gesamten Raumsonde über schaltbare Reflektoren auf der Oberfläche des Sonnensegels wie vorgesehen funktioniert.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: JAXA. Vertont von Peter Rittinger.

Aktiviert wurde das System bereits am 13. Juli, wie die japanische Raumfahrtbehörde JAXA am 23. Juli berichtete. Während der Rotation wurden die insgesamt 8 Zonen mit derartigen LCD-Reflektoren reihum ein- bzw. ausgeschaltet, so dass die Reflexion jeweils auf der einen Hälfte diffus und auf der anderen direkt war. Daraus ergab sich zum einen ein minimales Drehmoment, welches die Ausrichtung des langsam rotierenden Sonnensegels veränderte und zwar um etwa 0,2 Grad pro Tag. Der über Seile und Kabel mit dem Segel verbundene Zentralkörper änderte seine Ausrichtung ebenfalls.

JAXA
Die ausgeschalteten LCD-Reflektoren (gelb dargestellt) reflektieren diffus, die eingeschalteten (orange) direkt. Dadurch wirkt auf die rechte Seite ein minimal größerer Strahlungsdruck, der die Ausrichtung des Segels ganz langsam ändert.
(Bild: JAXA)

Zum zweiten gerieten Sonnensegel und Sonde durch die ständig wechselnden Kräfte und die nachfolgende Ausrichtung des Sondenkörpers nicht in Vibration. Die Kräfte sind allerdings sehr gering und liegen im Bereich einiger Mikronewton. Wie die JAXA betonte, wurde weltweit erstmals ein derartiges Verfahren zur Steuerung einer Sonde eingesetzt.

JAXA
Nach dem Einschalten verringerte sich der Winkel, den Rotationsachse und Verbindungslinie Sonne-Ikaros einnehmen, durch die Wirkung der aktiven Steuerung (rote Linie) im Vergleich zur Linie ohne Steuerung (schwarz).
(Bild: JAXA)

Der Sonnensegeldemonstrator IKAROS (Interplanetary Kite-craft Accelerated by Radiation Of the Sun), benannt nach dem legendären Ikarus, startete am 21. Mai 2010 zusammen mit zwei weiteren Raumsonden und drei kleinen Erdsatelliten ins All und wurde auf eine Flugbahn in Richtung Venus gebracht. Anfang Juni wurde das Sonnensegel durch die Fliehkraft von vier Pilotmassen aus dem rotierenden Sondenkörper herausgezogen und am 10. Juni entfaltet. Seitdem wirkt der Lichtdruck der Sonne zur Beschleunigung der Sonde (ca. 1,1 mN). Außerdem generieren Solarzellen, die einen kleinen Teil des 173 m² großen Segels bedecken, zuverlässig elektrische Energie. 8 Staubdetektoren messen die Dichte interplanetarer Partikel im inneren Sonnensystem und ein spezieller Detektor hat Anfang Juli seinen ersten Gammastrahlungsblitz erfasst. Ein neuartiges Messsystem zur Ermittlung der Entfernung der Sonde zu Erde und Venus funktioniert ebenfalls und zwei Mitte Juni ausgesetzte Kamerasonden haben Bilder vom entfalteten Sonnensegel zur Sonde übertragen. Damit ist die Mission bereits jetzt ein hundertprozentiger Erfolg.

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