IGLUNA – Studenten demonstrieren einen Lebensraum für Menschen auf dem Mond und testen ihn in einer Gletscherhöhle auf dem Klein Matterhorn in Zermatt. Eine Medienmitteilung des Swiss Space Center.
Quelle: Swiss Space Center.
20 Studenten-Teams befassen sich mit der Frage, wie Menschen in einer extremen Umgebung wie auf dem Mond überleben können. Im Rahmen des Projektes IGLUNA entwarfen die Teams ihre Prototypen im Herbstsemester 2018, die sie nun im Frühjahressemeter 2019 realisieren. Diese Module werden während einer Feldkampagne in der Gletscherhöhle des Klein Matterhorns und einer Ausstellung im Dorfzentrum von Zermatt in der Schweiz, vor den Augen der Touristen zusammengeführt.
Die Studententeams erarbeiteten Entwürfe von Modulen, die für das Leben in einem Habitat im Eis unter der Oberfläche des Mondes konzipiert wurden. Diese Ideen wurden bei der Halbzeitveranstaltung, die im Januar am CERN in Genf stattfand, fixiert. In den nächsten zwei Monaten bauen die Projektteams ihre Prototypen zusammen und liefern sie bis Juni nach Zermatt, um diese raumfahrtbezogene Mission zu starten. Dabei stellen sie sich unter anderem der Herausforderung, dass die Elemente in die Gondel sowie einen Lift passen müssen, um zur Eisgrotte zu gelangen. Während der Feldkampagne treffen die Elemente aufeinander: Die Studenten bauen das Habitat, testen ihre Ausrüstung und präsentieren ihre Projekte nicht nur den Experten sondern auch der breiten Öffentlichkeit.
Die Eishöhle befindet sich in einer Höhe von 3.883 Metern über Meer, im Inneren des Gletschers, 15 Meter unter der Gletscheroberfläche mit einer Raumtemperatur von -4°C. In dieser extremen Umgebung werden die Studenten das Habitat aufbauen und ihre Prototypen testen. Zusätzlich werden sie ihre Ausrüstung auch außerhalb der Eishöhle auf der Oberfläche des Gletschers des Klein Matterhorns testen. Parallel dazu werden die Studierenden in Zermatt in der Kunstgalerie des Backstage Hotel Vernissage eine Ausstellung zum Thema IGLUNA und das Leben auf dem Mond einrichten. Die Feldkampagne ist öffentlich zugänglich und es werden zu diesem Anlass noch weitere Veranstaltungen in Zermatt geplant.
IGLUNA besteht aus den folgenden Projekten, die bei der Feldkampagne vom 17. Juni bis 3. Juli 2019 anwesend sein werden:
#1 Bauroboter (CHIRON) – ETH Zürich, Schweiz
Ein Robotersystem mit einem autonomen Roboterarm, der über austauschbare Werkzeuge verfügt, um Eisblöcke auszusägen und mit diesen eine Wand zu errichten.
#2 Intelligentes abfallbasiertes landwirtschaftliches Anbausystem (SWAG-System) – ZHAW, Schweiz
Optimiertes, geschlossenes Anbausystem für ein Mondhabitat, welches lediglich menschliche Abfallstoffe als Dünger verwendet und ein hydroponisches und mondgesteinbasiertes System beinhaltet.
#3 Die Innovative Soziokinetische Analyse für Lebensräume in extremen Umgebungen (ISA) – EPFL, Schweiz
Ortung mehrerer Personen in einer Mehrkamera-Umgebung durch eine Algorithmusanalyse, um den Zusammenhang zwischen sozialem Verhalten und der gebauten Umwelt herzustellen.
#4 Algen-Bioreaktor – HSLU, Schweiz
Bioreaktor zur Algenzucht und Sauerstoffproduktion.
#5 GrowbotHub – Universität von Lausanne und EPFL, Schweiz
Automatisierte Struktur, die das hydroponische System von Team 2 (SWAG) beherbergt.
#6 Lebensraumkonzept im Mondlavaröhren (MOONY) – Politecnico di Milano, Italien
Gestaltung des Mondhabitats, bei dem die Umwelt und verschiedene Einrichtungen darauf abzielen, die besten psycho-physiologischen Bedingungen für die Bewohner zu schaffen.
#7 Ziegel Bogenstruktur für geniales Bauen (BASIC) – EPFL, Schweiz
Design für die Architektur des Habitats sowie Layoutkoordination unter Verwendung einer erweiterbaren Bogenstruktur aus Holz und XPS-Sandwichplatten für den Aufbau der Habitatsstruktur.
#8 Schürfroboter mit Navigationsführung in kalter Umgebung – Universität Politehnica in Bukarest, Rumänien
Roboter mit der Fähigkeit, im Eis zu navigieren und sich seinen eigenen Weg zu bohren.
#9 Demonstrator für die Sauerstoffproduktion (DOP) – Universität Politehnica in Bukarest, Rumänien
Demonstrator zur gasförmigen Wasserstoff- und Sauerstofferzeugung durch Wasserelektrolyse.
#10.1 CircaDia – Technische Universität in Tallinn, Estland
Überwachung der menschlichen Gesundheit durch Zeitmanagement mittels Kreislauf- und Ermüdungsanalyse.
#10.2 LunAva – Technische Universität in Tallinn, Estland
Avatar, der als Mission Control funktioniert und die Astronauten bei der Verwaltung der Humanressourcen und der Informationskommunikation im Weltraum unterstützt.
#11 Intelligente Überwachung – Technische Universität in Tallinn, Estland
Intelligentes regelbasiertes Analysesystem, das Entscheidungen über unvollständige Messdaten begründen und treffen kann.
#12 Aachener Modulares Planeten-Explorationssystem (AMPEX) – RWTH Aachen Universität, Deutschland
Experimentierbox auf Basis der iBOSS-Technik mit einer Eiskernbohrmaschine und einem entsprechenden Handhabungssystem.
#13 Kybernetische Gefährtenpflanzen zur Minderung unzureichender Wechselwirkungen mit der Natur (CYCLAMINA) – Technische Universität von Kreta und Athen, Griechenland
Pflanzen-Computer-Schnittstelle, die eine typische Pflanze durch Klang, und/oder Bewegung und/oder Pseudo-Entscheidungen erweitert, wobei die elektrophysiologischen Signale der Pflanze als Input verwendet werden.
#14 Führung und Ortung von Astronauten, die in harter Umgebung zusammenarbeiten (GLACiER) – Technische Universität in Warschau, Polen
Kommunikation zwischen Habitat und Astronauten zur Lokalisierung der Astronauten außerhalb des Habitats in Echtzeit unter Verwendung von Funkmodulen.
#15 VU Wissenschafts-Experiment (VUSE) – VU Amsterdam, Niederlande
Wissenschaftliche Plattform für geologische, astrobiologische und glaziale Forschung mit Schwerpunkt auf der Analyse von Eiskernen.
#16 Intelligentes Eislabor – VU Amsterdam und ILEWG, Niederlande
Arbeitsstation und Betriebsprotokolle zur Analyse von Eisproben, in Zusammenarbeit mit Kunstwissenschaftlern zur Visualisierung wissenschaftlicher Daten und zur Öffentlichkeitsarbeit.
#17 3D-Laserschockstrahlen einer Hochleistungseissäge (Hephaestus) – EPFL, Schweiz
Additiv hergestellte Hochleistungseissäge verstärkt durch den Einsatz der 3D – Laser Shock Peening Technik.
#18 Entwurf eines Stromversorgungssystems für ein Mondhabitat (MPS) – Universität von Strathclyde, UK
Systementwurf zur Erzeugung, Speicherung, Verteilung und Steuerung der Energieversorgung.
#19 Virtual Reality 3D Modell – EPFL, Schweiz
Mars/Lunar-Basismodell mit interaktiver VR-Umgebung sowie Darstellung von Innenräumen.
#20.1 Mond-Übungs- und Aktivitätsplattform (LEAP) – Technische Universität in Tallinn, Estland
Design eines physischen Trainings durch eine gespielte physische Routinerfahrung.
#20.2 Ganzheitliche Fitness auf dem Mond (HLF) – Technische Universität in Tallinn, Estland
Multifunktionales und modulares Design des Trainingsbereichs.
IGLUNA ist als Demonstrator-Pilotprojekt darauf ausgerichtet, die ESA_Lab Initiative zu unterstützen und zu fördern. Die Erfahrungen aus IGLUNA werden bei der Umsetzung zukünftiger ESA_Labs helfen. Das Swiss Space Center koordiniert das Projekt, die Veranstaltungen und die wichtigsten Aktivitäten des System Engineerings und wird vom Swiss Space Office des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation SBFI und der Europäischen Weltraumorganisation ESA unterstützt.
Das Swiss Space Center ist eine nationale Einrichtung mit Büros in den Eidgenössischen Technischen Hochschulen ETH und EPFL. Das Swiss Space Center trägt zur Umsetzung der Schweizerischen Raumfahrtpolitik bei. Sie bietet einen Dienst zur Unterstützung von akademischen Einrichtungen, Forschungs- und Technologieorganisationen und der Industrie beim Zugang zu Raumfahrtmissionen und verwandten Anwendungen und fördert die Interaktion zwischen diesen Interessengruppen.
Das Swiss Space Center hat 23 Mitarbeiter, darunter den Professor und ehemaligen ESA-Astronauten Claude Nicollier, sowie drei Doktoranden und fünf nationale Praktikanten an mehreren Standorten der Europäischen Weltraumorganisation ESA.