IAC 2018: 69. International Astronautical Congress

Nach 2003 findet dieses Jahr erstmals der International Astronautical Congress (IAC) wieder in Bremen statt. Vom 1. bis zum 5. Oktober trifft sich die globale Raumfahrt-Community zum jährlichen Erfahrungsaustausch. Das rekordverdächtige Kongressprogramm und die Ausstellung richten sich an ein professionelles Publikum. Am Tag der Deutschen Einheit (3. Oktober 2018) stehen Messehalle und ausgewählte Veranstaltungen, u.a. mit einer Live-Schaltung zu Alexander Gerst auf der ISS, der interessierten Öffentlichkeit offen.
UPDATE: IAC 2018 bietet Livestreams zu ausgewählten Veranstaltungen

Ein Beitrag von Stefan Goth. Quelle: IAF, ZARM, IAA.

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IAC 2018 Banner mit den Organisatoren
(Bild: IAF)

Beim International Astronautical Congress 2018 (IAC 2018) diskutieren mehr als 4.500 Fachleute im Oktober in der Messe Bremen über das weite Feld der verschiedenen Raumfahrtdisziplinen.

Zum 69sten mal richtet die International Astronautical Federation (IAF) den IAC aus. Nach 2003 ist dieser wieder in Bremen zu Gast. Letztes Jahr fand der IAC in Adelaide, Australien und 2016 in Guadalajara, Mexico statt. Lokaler Organisator ist das Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) an der Universität Bremen. Weitere Mitorganisatoren sind The International Academy of Astronautics (IAA), The International Institute of Space Law (IISL) und das Space Generation Advisory Council (SGAC).

Vom 1. bis zum 5. Oktober 2018 findet ein umfangreicher Kongress mit zahlreichen Symposien, Vorträgen, Plenarveranstaltungen, Präsentationen und vielem mehr statt. Alleine das „Technical Programme“ umfasst voraussichtlich 179 „Sessions“ mit mehr als 2.000 Vorträgen, 480 interaktiven Präsentationen, 31 „Special Sessions“, Keynotes und weiteren Veranstaltungen. Meist finden Veranstaltungen in 20 Räumen gleichzeitig statt!

Bereits im Vorfeld findet vom 28. bis zum 30. September in den Kongresshallen ein Workshop des Büros der Vereinten Nationen für Weltraumfragen (United Nations Office for Outer Space Affairs – UNOOSA) statt. Ergebnisse dieser Arbeitsrunde unter dem Motto „Space Technology for Socio-Economic Benefits Industry, Innovation and Infrastructure for Development (3Is4D)“ werden beim IAC vorgestellt.

Inhaltlich werden praktisch alle denkbaren Fachgebiete der Raumfahrt abgedeckt. Dies umfasst aktuelle technische und wissenschaftliche Entwicklungen, zukünftige Projekte, Raketenentwicklung, kleine und große Satelliten, Weltraumschrott, Forschungsmissionen aber auch marktwirtschaftliche Entwicklungen z.B. bedingt durch neue Marktteilnehmer und Wiederverwendbarkeit. Darüber hinaus wird rechtlichen Aspekten von Raumfahrt- und Satellitenanwendungen großer Raum eingeräumt, ebenso wie historischen Ereignissen. Studierenden, „young professionals“ und Startup-Unternehmern aus der Luft- und Raumfahrt ist ein eigener größerer Bereich gewidmet. Ebenso möchte man neue Länder ins internationale Raumfahrtnetzwerk integrieren sowie die Raumfahrtwissenschaft neuen Nutzergruppen näher bringen.

INVOLVING-EVERYONE und Public Day

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IAC-Motto
(Bild: IAF)

Unter dem Hashtag #INVOLVING-EVERYONE wirbt die IAF für eine Öffnung nach außen und versucht neben Studenten und Profis auch das allgemeine Publikum einzubinden. Neben zahlreichen begleitenden Veranstaltungen in Bremen und um den Kongress herum, besteht am „Public Day“ (Programm) dem 3. Oktober 2018 von 12:00 bis 18:00 Uhr für Jedermann kostenlos die Möglichkeit, die Ausstellungshalle und ausgewählte Veranstaltungen zu besuchen. Die Gäste erleben unter anderem hochrangige Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Industrie sowie eine Live-Schaltung zur Internationalen Raumstation ISS.

Das Highlight Event „space is big – space is public“ beginnt um 13.30 Uhr mit einer Diskussionsrunde zu Sicherheit im Weltraum. Ein Thema laut Information der Veranstalter: Wie regelt man den Verkehr im Weltraum? Wie können Kollisionen vermieden werden? Neben immer mehr neuen Satelliten reichert sich Weltraumschrott an – 750.000 Objekte größer als 1 cm sollen zurzeit unsere Erde umkreisen. Technische Anlagen auf der Erde wie beispielsweise unsere Stromnetze sind dem Weltraumwetter ausgesetzt und damit anfällig für Störungen. „Planetare Schutzmaßnahmen“ stehen ebenso auf dem Diskussionsprogramm: die Früherkennung, Verhinderung oder Abmilderung von Asteroiden- oder Kometen-Einschlägen.

Ab ca. 14.30 Uhr steht das größte internationale Technologieprojekt in der Geschichte der Menschheit im Fokus: Es gibt eine Live-Schaltung zur Internationalen Raumstation ISS. Gesprächspartner ist Alexander Gerst, der zweite ESA- und erste deutsche Kommandant in der zwanzigjährigen Geschichte der Internationalen Raumstation ISS. Gerst startete am 6. Juni 2018 für seine Mission „horizons – Knowledge for Tomorrow“. Seine Aufgabe ist es unter anderem, 65 europäische Experimente durchzuführen – 41 davon werden vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) unterstützt.

Gegen 14.45 Uhr kommen Besucher leibhaftigen Astronauten noch näher: Frauen und Männer aus der ganzen Welt berichten über ihre Erlebnisse im All und nehmen sich Zeit, um Fragen zu beantworten.

Darüber hinaus können sich Interessierte die Fachausstellung ansehen, die ab 12:00 Uhr geöffnet sein wird. In der „Exhibition Hall“ (Messehalle 5) präsentieren sich Raumfahrtforschung und -industrie sowie alle großen Raumfahrtagenturen von der amerikanischen NASA bis zur chinesischen CNSA. Die deutsche und insbesondere Bremer Raumfahrt-Szene ist entlang des Team-Germany-Boulevards anzutreffen. Hier stellen Organisationen aus, die von Anfang an in die Planung des IAC 2018 eingebunden waren, allen voran der örtliche Kongressveranstalter, das Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) der Universität Bremen, sowie Firmen wie OHB, Airbus, ArianeGroup, MT Aerospace und der Raumfahrtstandort Bremen. Besonders für Schüler und Studierende interessant: Mit Ständen sind zum Beispiel die private International Space University und die Universität Bremen vertreten, die ihre neuen Masterstudiengänge zu Weltraumwissenschaften vorstellen.

An Jedermann wendet sich die Ausstellung INNOspaceEXPO „ALL.täglich!“ welche von DLR konzipiert wurde. Darin geht es um Ergebnisse aus der Forschung für die Raumfahrt und der Wissenschaft im Weltraum, die unmittelbaren Nutzen für das Leben auf der Erde hatten und haben.

Professioneller Weltraumkongress
Der größte Teil des Kongresses ist nur für registrierte Besucher zugänglich. Mit regulären Preisen zwischen 980 und 1.200 € wird eindeutig ein professionelles Publikum angesprochen. Studierende und Lehrkräfte können allerdings schon für maximal 130 € an den fünf Tagen teilnehmen. Für „young professionells“ und Rentner gibt es ebenfalls Vergünstigungen. Wer teilnehmen möchte sollte sich vorher ausgiebig mit dem Programm auseinandersetzen, um einigermaßen den Überblick zu behalten.

Eine auch nur annähernde Zusammenfassung an dieser Stelle ist nicht möglich, daher nur ein paar eher willkürliche Hinweise auf einige Programmpunkte:Eine Diskussionsrunde mit Frauen aus dem Raumfahrtsektor findet am 2. Oktober 2018 von 13:30 – 14:30 Uhr statt.

Im „Global Neworking Forum“ spricht Hans Koenigsmann von SpaceX am 3. Oktober 2018 um 11:20 Uhr über „Reusability: The Key to Reliability and Affordability“.

Peter Beck von Rocketlabs berichtet in seiner Keynote am 3. Oktober 2018 um 14:45 Uhr über „Rocket Lab: Liberating the Small Satellite Market“.

Diese, wie alle anderen Vorträge und Veranstaltungen, finden in englischer Sprache statt.

Insgesamt ist es das umfangreichste Programm bei einem IAC bisher. Dazu wurde ein entsprechender Trailer bei Youtube eingestellt.

Raumfahrer Net wird auf dem Kongress präsent sein, um von dort zu berichten.

UPDATE:
Für alle die nicht selbst nach Bremen kommen können, bietet der IAC 2018 auch einige Livestreams an. Die sog. „Global Technical Sessions“ können als kostenloser Livestream verfolgt werden. Allerdings muss man sich vorher unter folgendem Link registrieren: bit.ly/2LTz7OU

Weitere Vorträge und Veranstaltungen werden online verfügbar gemacht, diese sind jedoch mit einer „kleinen“ Gebühr verbunden. Unter folgendem Link werden insgesamt 20 Streams zu je 20 € angeboten. LIVE STREAMING

Es gibt auch Paketangebote mit 5 bis 20 Sessions, mit Preisen zwischen 90 und 240 €!

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