Huygens-Landung: ein Jahr danach

Am 14. Januar ist es genau ein Jahr her, dass die ESA-Sonde Huygens die oberste Atmosphärenschicht des Saturnmondes Titan erreichte und, an einem Fallschirm hängend, nach einem Sinkflug von 2 Stunden und 28 Minuten auf dessen Oberfläche aufsetzte.

Ein Beitrag von Ingo Froeschmann. Quelle: NASA.

Im Rahmen der gemeinsamen NASA/ESA/ASI-Mission zur Erforschung des Saturns und seiner Monde wurde Huygens von der Muttersonde Cassini abgetrennt, um Titan, den größten Saturnmond, zu erkunden. Hinsichtlich der organischen Zusammensetzung könnte er der Erde in ihrem Urzustand vor etwa 4000 Millionen Jahren ähneln und somit Hinweise zum Beginn allen Lebens auf unserem Planeten liefern.

Die Huygens-Mission hat sich in technischer wie in wissenschaftlicher Hinsicht als außerordentlicher Erfolg erwiesen und stellt somit eine der komplexesten und wissenschaftlich ergiebigsten Weltraumunternehmungen aller Zeiten dar. Als Huygens auf der Oberfläche des Titan aufsetzte, war gleichzeitig der am weitesten von der Erde entfernte Punkt erreicht, auf dem je ein von Menschen gebauter Flugkörper erfolgreich gelandet ist.

NASA
Künstlerische Aufarbeitung des Landeplatzes von Huygens
(Bild: NASA)

Deutliche Bilder von der Titanoberfläche, aufgenommen aus einer Höhe von weniger als 40 Kilometern, enthüllten eine außergewöhnliche Welt, die der Erde in vielerlei Hinsicht ähnelt, vor allem was die Wetterverhältnisse, die Form und Ausprägung der Oberfläche sowie die Charakteristik der Flussläufe angeht – nur die Bestandteile sind anders. Die Bilder zeigen deutliche Spuren von Erosion durch Flüssigkeitsströme, möglicherweise Methan.

Mit Huygens waren Untersuchungen der Atmosphäre und der Oberfläche möglich, darunter die erste Vor-Ort-Untersuchung der unterhalb von 150 Kilometern anzutreffenden organischen Stoffe und Aerosole. Diese bestätigten das Vorhandensein komplexer organischer Verbindungen, was die Forscher in der Ansicht bestärkt, dass der Titan ein viel versprechender Ort zur Beobachtung der Moleküle sein könnte, die Vorgänger der Grundbausteine des Lebens auf der Erde sein könnten.

Etwa 260 Wissenschaftlern und bis zu 10.000 Ingenieuren und anderen Experten aus 19 Ländern gelang durch die Überwindung interkultureller und interdisziplinärer Hindernisse eine erstaunliche Zusammenarbeit.

Der Huygens-Missionsleiter der ESA, Jean-Pierre Lebreton verkündete: „Diese Mission brauchte zwei Jahrzehnte bis zu ihrer Vollendung und verlangte uns in wissenschaftlicher, technologischer und organisatorischer Hinsicht das Äußerste ab. Aber die Wissenschaftler und Ingenieure nutzten ihre Fähigkeiten und ihre Intelligenz, um ihre Ziele zu erreichen, indem sie die durch die Technik, die Politik und den Weltraum gesetzten Grenzen überwanden.
„Letztendlich feierten sie einen spektakulären Triumph, und so sollte diese Mission, abgesehen von den wunderbaren Errungenschaften für die Wissenschaft, jeglichen Organisationen auf allen Gebieten als Ansporn und Vorbild dafür dienen, wie die Zusammenarbeit untereinander funktionieren kann.“

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