Die NASA hat ein weiteres Problem: Die populärste Kamera des Hubble-Weltraumteleskops ist seit Montag außer Betrieb. Experten sind optimistisch, suchen aber noch nach der Ursache.
Ein Beitrag von Axel Orth. Quelle: Space.com.
Die bekannte Advanced Camera for Surveys (ACS) hat sich vergangene Woche Montag abgeschaltet und verharrt nun in einem Sicherheitsmodus. Ed Ruitberg, stellvertretender Hubble-Programmmanager am Goddard-Center der NASA teilte mit, dass Ingenieure bereits einige potenzielle Ursachen ausschließen konnten und dass der Fehler wahrscheinlich mit einem Niederspannungsinterface zu tun hat, das zwischen die Akkumulatoren des Teleskops und die Kamera geschaltet ist. Wenn sich dies bestätigt, dann kann die Funktion des offenbar ausgefallenen Teils durch ein Reservesystem ersetzt werden. „Wir sind sehr optimistisch“, dass die Kamera wieder in Betrieb gehen kann, so Ruitberg.
„Wir sind noch dabei, das Problem zu untersuchen und hoffen das Beste, rechnen aber mit allen Eventualitäten“, sagte hingegen Max Mutchler vom Space Telescope Science Institute in Baltimore, von wo Hubble gesteuert und betrieben wird. Die anderen Instrumente des Observatoriums sind von dem Ausfall nicht betroffen.
Die ACS, die erst 2002 beim letzten Serviceeinsatz per Shuttle installiert wurde und seitdem etliche faszinierende, vielfach über die Medien verbreitete Ansichten des Universums im sichtbaren Licht geliefert hat, ist schon „mehr als einmal“ in den Sicherheitsmodus gegangen, sagte Mutchler – aber diesmal sei das Problem schwerwiegender. „Wir haben sie jedesmal wieder in Betrieb bekommen. Aber diesmal dauert es doch deutlich länger und es ist mehr betroffen als bei den früheren Ausfällen, bei denen es sich immer nur um Softwareprobleme handelte.“
Es gibt bereits verschiedene Lösungsansätze, aber welcher davon tatsächlich in die Tat umgesetzt wird, kann erst entschieden werden, wenn das Kernproblem bekannt ist. „Im Moment wissen wir noch nicht, was das Kernproblem ist“, gab Mutchler zu.
Ruitberg sagte, wenn die Untersuchung das ergibt, was er erwartet, dann könne das System am kommenden Freitag umkonfiguriert werden und die Kamera würde wieder in Betrieb gehen. Selbst wenn das Kernproblem ein anderes sei, gäbe es wahrscheinlich auch dafür Reparaturmöglichkeiten. Schlussendlich zeigte sich Ruitberg sehr sicher, dass die Kamera wieder arbeiten wird.
Hubble ist seit 1990 im Weltall und war seitdem praktisch ununterbrochen in Betrieb. Ein letzter Serviceeinsatz des alternden Teleskops, bei dem von einem andockenden Space Shuttle mindestens Batterien und Gyroskope ersetzt werden müssen und bei dem vielleicht noch einmal eine neue Kamera installiert werden soll, muss spätestens 2008 erfolgen, wenn das Teleskop noch länger in Betrieb bleiben soll.
Das Problem dabei ist, dass das Shuttle-Programm derzeit selbst erheblich schwächelt: Erstmals in der Geschichte der US-Raumfähren soll am 1. Juli ein Space Shuttle unter Bedingungen starten, die nun auch offiziell als „nicht akzeptables Risiko“ eingestuft wurden (RN berichtete). Zwar soll das Risiko „nur“ dem Shuttle selbst gelten und nicht der Crew, aber auch so machen die derzeitigen Bemühungen um den Shuttle-Start einen überhasteten, angespannten Eindruck, wirkt die NASA-Führung wie zerrieben im Spannungsfeld zwischen kurzfristig nicht in den Griff zu bekommenden technischen Problemen und der wie ein Damoklesschwert über dem Programm hängenden Ankündigung der Bush-Regierung, die teuren Shuttle-Starts nicht über 2010 hinaus finanzieren zu wollen.