Das NASA-Weltraumteleskop hat erstmalig den ‚zehnten Planeten‘ beobachtet, der gegenwärtig den Spitznamen Xena trägt, und diesen als nur unwesentlich größer als Pluto wahrgenommen.
Ein Beitrag von Eric Honstrass. Quelle: NASA. Vertont von Dominik Mayer.
Obwohl frühere, bodengestützte Beobachtungen vermuten ließen, dass der Durchmesser um etwa 30 Prozent größer als Plutos Durchmesser sei, zeigten Beobachtungen des Hubble-Teleskops vom 09. und 10. Dezember des vergangenen Jahres, dass Xenas Durchmesser bei 1.490 Meilen liegt (2.397 Kilometer) – mit einer Unsicherheit von 60 Meilen (97 Kilometer). Plutos von Hubble gemessener Durchmesser liegt bei 1.422 Meilen (2.288 Kilometer).
„Hubble ist das einzige Teleskop, das in der Lage ist, eine unverfälschte Lichtmessung des tatsächlichen Durchmessers von Xena durchzuführen“, sagt Mike Brown, Planetenwissenschaftler am California Institute of Technology in Pasadena. Browns Forschungsteam entdeckte Xena, der offiziell unter der Bezeichnung „2003 UB313“ geführt wird, und dessen Ergebnisse wurden für die Veröffentlichung im Astrophysical Journal zugelassen.
Es waren nur eine Hand voll Bilder nötig, um Xenas Durchmesser zu bestimmen. Das in zehn Milliarden Kilometern Entfernung befindliche Objekt mit einem Durchmesser, der ein wenig mehr als die Hälfte der Breite der USA misst, hat im Hubble-Bild einen Durchmesser von eineinhalb Bildpunkten. Dies ist für eine präzise Größenbestimmung ausreichend.
Da Xena kleiner als ursprünglich angenommen, aber vergleichsweise hell ist, muss es sich um eines der am stärksten reflektierenden Objekte unseres Sonnensystems handeln. Das einzige Objekt, das Licht noch stärker reflektiert, ist der geologisch aktive Saturnmond Enceladus, dessen Oberfläche ständig mit stark reflektierendem Eis überzogen wird, das aus aktiven Geysiren stammt.
Xenas hohe Reflektion beruht möglicherweise auf frischem Methan-Eis auf seiner Oberfläche. Das Objekt hatte in Sonnennähe möglicherweise eine Atmosphäre, die auf dem Weg von der Sonne weg aber ausgefroren sein dürfte und sich als Eis auf der Oberfläche niedergeschlagen haben müsste.
Eine andere Möglichkeit ist ein dauerhafter Verlust von Methan aus Xenas wärmerem Inneren. Erreicht dieses Methan die kalte Oberfläche, gefriert es sofort und bedeckt Krater und andere Strukturen und macht sich dadurch für Hubbles Auge einheitlich hell.
2003 UB313 benötigt für einen Sonnenumlauf 560 Jahre und ist zur Zeit seinem sonnenfernsten Punkt sehr nahe. Brown plant als nächstes, Hubble und andere Teleskope für das Studium anderer, kürzlich entdeckter Kuiper-Objekte zu nutzen, die beinahe an die Größe von Pluto oder Xena heranreichen. Der Kuiper-Gürtel ist ein ausgedehnter Ring urtümlicher, eisiger Kometen und größerer Körper, der sich jenseits der Neptun-Bahn befindet.
Die Diskussion um den Planetenstatus von Pluto und 2003 UB313 dürfte damit erneut Nahrung erhalten, und man kann sich nur wünschen, dass die Internationale Astronomische Union hier endlich Klarheit schafft. Nähme man lediglich die Größe eines Objektes als Messlatte für den Planetenstatus, so wäre Xena eindeutig ein Planet. Die starke Exzentrität und Neigung der Plutobahn hingegen könnte dazu führen, dass Pluto zukünftig nicht mehr als Planet, sondern nur noch als großes Kuiper-Objekt geführt wird.