Hubble: Weitwinkelkamera WFC3 ausgefallen

Die Wide Field Camera 3 (WFC3) genannte Weitwinkelkamera an Bord des US-amerikanischen Weltraumteleskops Hubble ist ausgefallen, gab die US-amerikanische Weltraumbehörde NASA am 9. Januar 2019 bekannt.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: NASA.

Hubble vom Shuttle Atlantis aus gesehen
(Bild: NASA)

Als Zeitpunkt des Ausfalls der WFC3 nennt die NASA 17:23 Uhr Weltzeit am 8. Januar 2019, als Grund für den Ausfall ein Hardwareproblem. Während das Problem untersucht wird, kann das vor rund dreißig Jahren gestartete Weltraumteleskop den Beobachtungsbetrieb mit seinen übrigen drei aktiven Instrumenten weiterführen.

Außerhalb des planmäßigen Solls liegende Spannungswerte hatten eine Software eines in der WFC3 installierten Rechners veranlasst, die Kamera wie für solche Fälle vorgesehen herunterzufahren, berichtete die NASA am 11. Januar 2019.

Die WFC3 besitzt zwei redundante Elektronikboxen mit den Bezeichnungen MEB 1 und MEB 2 (MEB steht für main electronics box). Sollte die Ursache für den Ausfall im Bereich einer dieser Boxen liegen, ist es gut möglich, dass sich die Kamera wieder in einen Zustand versetzten lässt, der eine sinnvolle Verwendung des Instruments zulässt.

Seit 2009 ist die WFC3 in Hubble eingebaut. Die Installation des Instruments erfolgte im Rahmen der letzten Shuttle-Mission zu Hubble, der Servicing Mission 4 (SM4). Neben anderen Komponenten und Ersatzteilen gelangte die WFC3 an Bord des Space Shuttle Atlantis (STS-125) in den Weltraum. Sie ersetzte die vorher seit 1993 am gleichen Einbauort montierte Wide Field and Planetary Camera 2 (WFPC2). Der Austausch erfolgte durch die Besatzung der Atlantis im Rahmen umfangreicher Außenbord-Einsätze.

Komponenten der WFC3 inkl. zwei Elektronikboxen links und rechts außen
(Bild: NASA)

Thomas Zurbuchen, Wissenschaftsdirektor der NASA, wies über den Kurznachrichtendienst Twitter darauf hin, dass Raumfahrtsysteme eine endliche Lebensdauer haben, und dass Schwierigkeiten mit solchen Systemen gelegentlich auftreten. Ein Betrieb von so komplexen Systemen wie Hubble werde laut Zurbuchen nur möglich durch das Zusammenwirken hervorragender Experten in engagierten Arbeitsgruppen.

Das Weltraumteleskop Hubble ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 20.580 und als COSPAR-Objekt 1990-037B. Es umkreist die Erde auf einer 28,5 Grad gegen den Erdäquator geneigten Bahn in einer Höhe um 545 Kilometer.

Update:
Am 15. Januar 2019 berichtete die NASA, dass es am gleichen Tag gelungen sei, die WFC3 wieder hochzufahren. Die Untersuchung der fraglichen Spannungspegel habe zu dem Schluss geführt, dass die Spannungen selbst weiterhin im zulässigen Bereich lägen, im Bereich der Erfassung und Übertragung von Telemetriedaten zu diesen Spannungen aber ein Problem mit nicht akkurat arbeitenden Schaltkreisen vorliege.

Derzeit betrachte man die Angelegenheit mehr als ein Telemetrie- als ein Spannungsversorgungsproblem. Die entsprechenden Telemetrieschaltkreise haben man zurücksetzen können, und ihr Verhalten danach beobachtet. Anschließend habe man die Kamera gestartet, wobei alle Meßwerte normal gewesen seien.

48 bis 72 Stunden will man nun für zusätzliche Tests und Kalibrierungsmaßnahmen nutzen. Dabei zu Stande kommende Meßwerte will man mit bereits gewonnen vergleichen, um der Ursache für die fehlerhaft verarbeiteten Meßdaten auf die Spur zu kommen. Sofern diese Arbeiten voranschreiten wie geplant, sollte es möglich sein, dass die WFC3 ab Ende Woche wieder Bilder für die Wissenschaft aufnehmen kann, teilte die NASA mit.

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